Vogler Quartett

26. November 2024

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Inhalt


Vogler Quartett
Tim Vogler Violine
Frank Reinecke Violine
Stefan Fehlandt Viola
Stephan Forck  Violoncello

Öykü Canpolat-Rast Viola

 

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Streichquintett B-Dur KV 174
Allegro moderato
Adagio
Menuetto ma allegro
Allegro

 

Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957)
Streichquartett Nr. 2 Es-Dur op. 26
Allegro
Intermezzo
Larghetto
Waltz

 

Pause

 

Anton Bruckner (1824 – 1896)
Streichquintett F-Dur
Gemäßigt
Scherzo. Schnell – Langsamer – Schnell
Adagio
Finale. Lebhaft bewegt

 

In Zusammenarbeit mit dem Vogler Quartett

Mehr Oper als Kammermusik?

Mozarts B-Dur-Quintett KV 174

Luigi Boccherinis sechs Streichquintette von 1771 sind die ersten Werke dieser Art in der Musikgeschichte überhaupt. Während in ihnen das Violoncello verdoppelt wurde, besetzte Michael Haydn in seinen beiden zwei Jahre später entstandenen und als „Notturni“ bezeichneten Quintetten dagegen die Viola zweifach. So konnte er das Ensemble nach italienischem Vorbild in zwei Trios aufteilen, um Echos zu komponieren. Mozart schätzte diese Stücke sehr und ließ sich von ihnen zu der Komposition seines B-Dur-Quintett anregen.

Das Allegro moderato steht in seiner Kantabilität der italienischen Oper weit näher als dem österreichischen Divertimento. Die Es-Dur-Cavatine im folgenden Adagio ist durch Dämpfer so verschattet, dass es wie die „Ombraszene“ in einer Opera seria anmutet. Dass Mozart für das Violoncello keine Dämpfer vorsah, lag daran, dass es 1773 in Salzburg für dieses Instrument noch keinen Sordino gab. Das Trio des Menuetts überarbeitete er wie auch das Final-Allegro nach Vollendung des Quintetts vollständig. Als Mozart sich 1777 auf seine Reise nach Mannheim und Paris machte, nahm er dieses Quintett mit, weil er es für sein bestes kammermusikalisches Werk hielt, das er bis dato komponiert hatte.

Dem Zeitgeschehen trotzen?

Korngolds zweites Streichquartett

Als Erich Wolfgang Korngold 1907 Gustav Mahler vorspielte, riet dieser Julius Korngold, dem Vater und als Nachfolger Eduard Hanslicks einflussreichen Musikkritiker der „Neue Freie Presse“, ihn zu Alexander Zemlinsky zu schicken, weil sein Sohn dort alles bekommen würde, was notwendig sei: Korngold wurde neben Arnold Schönberg der wohl wichtigste Schüler des gestrengen Lehrers.

Sein Zweites Quartett komponierte Korngold größtenteils im Sommer 1933 in seinem Landhaus, Schloss Höselberg in Gmunden, kurz vor seinem ersten Besuch in Hollywood. Es wurde als erstes seiner Werke in den USA und nicht in Deutschland veröffentlicht.

Das Allegro wird mit einem leicht agitatorischen Fanfarenthema eröffnet, dessen Impetus auch in dem Nebenmotiv fortwirkt. Ihm kontrastiert ein zweites, synkopiertes Thema. Die Durchführung widmet sich vor allem dem Fanfarenthema. Ein sprudelndes Stück bildet das „Intermezzo“, das wie eine Szene aus einem Landgasthaus anmutet. Sein verspieltes Hauptthema bezieht alle vier Streicher in ein lebhaftes Gespräch ein. Der langsame Satz, ein ausgedehntes Larghetto, wird durch diffuse, geheimnisvolle Flageolett-Akkorde eröffnet, bevor ein klagendes Thema zunächst in den tieferen Streichern erklingt. Der letzte Teil des Satzes stimmt einen süßen Gesang ohne Worte an. Im Finale fegt Korngold die düstere Stimmung des langsamen Satzes mit einer Hymne auf den Walzer beiseite. Er, der sich intensiv mit Musik von Johann Strauß auseinandergesetzt hat, lässt als Finalthema einen Wiener Walzer erklingen, den er einer Reihe von Variationen mit schnell wechselnden Tempi unterzieht. Die Uraufführung des zweiten Quartetts spielte das Rosé Quartetts am 16. März 1934 in Wien.

Verkappte Sinfonie?

Bruckners Streichquintett

Anton Bruckner schrieb, abgesehen von seinem 1861/62 als „Schularbeit“ komponierten Streichquartett in c-Moll, das erst 1949 in einem Skizzenbuch entdeckt wurde, nur ein einziges Werk der Kammermusik: das Quintett F-Dur für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violoncello. Es entstand zwischen Dezember 1878 und Juni 1879, nach der Komposition der fünften Sinfonie. Josef Hellmesberger senior, Primarius der nach ihm benannten Quartettvereinigung, ersuchte den Komponisten nach dessen eigenen Worten „wiederholt und eindringlichst“, dass er ihm „etwas Kammermusikalisches“ schreiben möge. Dass Bruckner kein Quartett, sondern ein Quintett komponierte, beanstandete Hellmesberger nicht, bemängelte aber, dass der zweite Satz, das Scherzo, so schwer zu intonieren wäre, dass es zu spielen „Fingerschmerzen“ verursache. Bruckner komponierte daraufhin ein „Intermezzo“ in d-Moll als Ersatz und führte die von Hellmesberger verlangten Kürzungen aus. Auch setzte er das Adagio, das im Manuskript mit „Andante. Quasi allegretto. Ausdrucksvoll“ bezeichnet ist, von der zweiten Stelle im Zyklus an die dritte. Zur Uraufführung entschloss sich das Hellmesberger-Quartett dennoch nicht. Mit der Befürchtung „Wir werden ausgelacht“ soll der Bratschist des Ensembles die Mitglieder überzeugt haben, die Uraufführung des Werkes abzusagen.

Am 17. November 1881 erklangen dann im Wiener Akademischen Wagner-Verein, gespielt vom Winkler-Quartett, allein die ersten drei Sätze des Quintetts – allerdings mit dem ursprünglich vorgesehenen zweiten Satz, dem Scherzo. Erst im Januar 1885 kam das Quintett zum ersten Mal komplett zu Gehör – vom Hellmesberger-Quartett gespielt und auch hier mit dem seinerzeit als zu schwierig befundenen Scherzo.

Dass Bruckner zuallererst Sinfoniker war, zeigt sich in seinem Streichquintett sehr deutlich. Darum wird es oft als „verkappte“ Sinfonie bezeichnet. Bearbeitet wurde das Werk aber zunächst vor allem für Streichorchester, beispielsweise von Rudolf Baumgartner oder von Hans Stadlmair, der auch Kontrabässe hinzufügte. Peter Stangel hat die Besetzung in seiner Bearbeitung des Quintetts um Kontrabass, Holzbläser und zwei Hörner erweitert. Erst der deutsche Dirigent Gerd Schaller bearbeitete das gesamte Quintett 2017 für großes Sinfonieorchester.

Das Ensemble, das seit 1985 in unveränderter Besetzung spielt, wurde bereits ein Jahr nach seiner Gründung an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin mit dem Ersten Preis beim Streichquartettwettbewerb in Evian 1986 international bekannt. Eberhard Feltz, György Kurtág und das LaSalle Quartett, hier vor allem Walter Levin, förderten das Quartett und wurden zu prägenden Mentoren. Sein umfangreiches Repertoire reicht von Haydn über Bartók und die Zweite Wiener Schule bis zu Neuer Musik. So spielte es unter anderem die Werke von Karl Amadeus Hartmann sowie das mehrstündige Quartett Nr. 2 von Morton Feldman, realisierte zusammen mit dem Arditti Quartett einen Rihm-Zyklus zur EXPO 2000 und brachte Kompositionen beispielsweise von Moritz Eggert, Frank Michael Beyer, Ian Wilson, Jörg Widmann, Mauricio Kagel, Erhard Grosskopf, Taner Akyol und Sven-Ingo Koch zur Uraufführung. Regelmäßig arbeitet das Vogler Quartett mit Künstlern wie Jörg Widmann, David Orlowsky, Salome Kammer, Jochen Kowalski, Tatjana Masurenko oder Oliver Triendl zusammen. In der Vergangenheit konzertierte es unter anderem auch mit Lynn Harrell, James Levine, Bernard Greenhouse, Boris Pergamenschikow und Menahem Pressler.

In den europäischen Musikzentren fühlen sich die vier Musiker ebenso zu Hause wie in den USA, Japan, Australien und Neuseeland. Seit 1993 veranstaltet das Vogler Quartett im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt eine eigene Konzertreihe, seit 2000 ebenfalls in Neubrandenburg. 2000 gründete das Ensemble das jährlich stattfindende Kammermusikfestival „Musik in Drumcliffe“ im irischen Sligo und übernahm 2002 die künstlerische Leitung der Kammermusiktage Homburg/Saar. Die Mitglieder des Vogler Quartetts unterrichten an den Hochschulen in Berlin, Frankfurt, Leipzig und Stuttgart und geben Meisterkurse für professionelle Quartette in Europa und Übersee. Als Nachfolger des Melos-Quartetts hatte das Vogler Quartett die Professur für Kammermusik an der Musikhochschule in Stuttgart inne. Im Bereich der Musikvermittlung ist es bei „Musik in Drumcliffe“ und seit 2005 bei den mehrfach ausgezeichneten Nordhessischen Kindermusiktagen tätig.

Anlässlich des 30-jährigen Quartettjubiläums erschien Anfang 2015 im Berenberg Verlag das Buch „Eine Welt auf sechzehn Saiten – Gespräche mit dem Vogler Quartett“. Die Diskographie des Ensembles umfasst Werke unter anderem von Brahms, Schumann, Schubert, Mendelssohn, Reger, Schulhoff, Hartmann, Klarinettenquintette von Mozart und Golijov mit David Orlowsky sowie ein Tango-Album mit dem Bandoneonisten Marcelo Nisinman. Die CD „Paris Days – Berlin Nights“ mit Ute Lemper und Stefan Malzew erhielt eine Grammy-Nominierung. Sukzessive entsteht eine Gesamtaufnahme der Dvořák-Quartette für das Label cpo (vier Doppel-CDs sowie das Klavierquintett op. 81 liegen bereits vor).
Anfang 2021 erschienen zwei neue Alben beim Label Capriccio mit Werken von Georgi Catoire (mit Oliver Triendl) und Grigori Frid  (mit Elisaveta Blumina). Beide waren für den International Classic Award ICMA nominiert.

Öykü Canpolat-Rast

wurde 1993 in Izmir/Türkei geboren, wo sie ihre erste musikalische Ausbildung erhielt. Ab 2013 studierte sie an der Berliner Eisler-Hochschule bei Pauline Sachse und Friedemann Weigle, ab 2015 bei Tabea Zimmermann. 2015 gewann sie den Ersten Preis und einen Publikumspreis beim Syzmon Goldberg Wettbewerb in Meißen. Seit 2016 war sie Stellvertretende Solo-Bratschistin im Orchester der Deutschen Oper Berlin und wechselte 2020 als Erste Solo-Bratschistin ans Gürzenich Orchester Köln. Seit 2022 ist sie außerdem Mitglied im Orchester der Bayreuther Wagner-Festspiele. Seit 2023 unterrichtet sie als Professorin für Viola an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart. Öykü Canpolat-Rast hat bei verschiedenen kammermusikalischen CD-Produktionen mitgewirkt.

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