15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN
JOANA MALLWITZ Dirigentin
KAUNAS STATE CHOIR
KRISTINA REIKO COOPER Violoncello
KRISTÍN ANNA GUÐMUNDSDÓTTIR Sopran
NORA STEUERWALD Alt
KANGYOON SHINE LEE Tenor
ARTTU KATAJA Bass
ELIANA PLISKIN JACOBS Whisperer
SASHA LURJE Whisperer
BENJY FOX-ROSEN Whisperer
KARSTEN TROYKE Whisperer
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542, für 23 Bläser und Kontrabass bearbeitet von Mordechai Rechtman (1926 – 2023)
Charles Ives (1874 – 1954)
„The Unanswered Question“
Lera Auerbach (* 1973)
Sinfonie Nr. 6 „Vessels of Light“ (Lichtgefäße) für Violoncello, Chor und Orchester
Libretto von Lera Auerbach auf der Grundlage von jiddischer Dichtung
Shards and Whispers (Scherben und Flüstern) (Prolog). Libero molto – Part I: „Letters to Nowhere“ (Briefe ins Nirgendwo). Viertel = 72 – Shards and Whispers (Interlude 1) – Part II: „Lullaby“ (Wiegenlied). Moderato – Shards and Whispers (Interlude 2). Libero molto – Part III „Burning“ (Verbrennen). Allegro ossesivo – Shards and Whispers (Interlude 3). Libero – Part IV: „Farewell Greeting“ (Verabschiedung). Andante – Shards and Whispers (Interlude 4) – Part V: „Miracle“ (Wunder) (Epilog). Andante lamentoso, libero molto
Konzert ohne Pause
„Alles Mögliche kann hier nun stattfinden, kein Stein des klassischen Konzerts bleibt auf dem anderen,“ fasste die Berliner Zeitung begeistert die Idee unseres Festivals vor zwei Jahren zusammen.
Auch in der zweiten Ausgabe von „Aus den Fugen“ bleiben wir diesem mutigen Ansatz treu: Erneut verwandeln wir Impulse aus dem Weltgeschehen in künstlerische Ideen. Zwei Wochen lang schaffen wir alternative Konzertformate, geben zu Unrecht ungehörten Werken einen Platz auf der Bühne und holen häufig ausgeschlossene Akteure in die Mitte des Geschehens.
Gemeinsam mit starken Künstler*innen, die unsere Neugier auf unbekanntes Terrain teilen, setzen wir die aus den Fugen geratenen Teile neu zusammen und eröffnen damit frische Handlungsspielräume für das klassische Konzert.
Raum entsteht dabei auch für Nachdenklichkeit: Wie können wir wieder festen Boden unter den Füßen finden, wenn um uns herum so vieles ins Wanken gerät? Wie gelingt es, den Glauben an die Menschlichkeit zu bewahren angesichts der zahlreichen Konflikte, Fronten und Kriege? Vielleicht durch die Kraft der Musik als Mittel der Resilienz, durch den Willen, voneinander zu lernen und im Dialog zu bleiben – und nicht zuletzt durch die Gemeinschaft, die ein intensiv gestaltetes Festival stiften kann.
Dazu laden wir Sie herzlich ins Konzerthaus Berlin ein!
Sebastian Nordmann
Intendant
Dorothee Kalbhenn
Programmdirektorin
Im Zentrum dieses Programms steht mit der Sechsten Sinfonie, „Vessels of Light“, von Lera Auerbach ein Werk, das von der Gedenkstätte Yad Vashem und der Amerikanischen Gesellschaft für Yad Vashem in Auftrag gegeben wurde. 1953 hatte die Knesset das Yad Vashem-Gesetz verabschiedet, im Jahr darauf, am 29. Juli, wurde der Grundstein für den Museumsbau gelegt, der neben anderen bis dahin fertiggestellten Teilen der Gedenkstätte seit 1957 für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Seither wird die Yad Vashem kontinuierlich erweitert – ein Ort der umfassenden Erinnerung und Dokumentation des Holocausts.
Es verwundert nicht, dass für ein Werk, das im Auftrag von Yad Vashem komponiert wurde, Erinnerung das zentrale Motiv ist. Dany Dayan, Vorsitzender von Yad Vashem, meinte: „Selbst in den dunkelsten Stunden des Holocausts drückten sich die Juden durch Kunst und Musik aus. Diese Werke spiegelten ihre Erfahrungen wider und dienten ihren Seelen als Mittel, um der harten Realität ihrer Lebensumstände zu entkommen. Die Verwendung der jiddischen Sprache und Poesie in der Symphonie und dem Libretto von ‚Vessels of Light‘ stellt eine direkte Verbindung zwischen diesem Werk und der europäischen jüdischen Kultur vor und während des Holocausts her und bietet dem Publikum die Möglichkeit, sich mit der Erinnerung an den Holocaust zu verbinden.“
Lera Auerbachs Sinfonie wird umgeben von zwei sehr unterschiedlichen Kompositionen: Charles Ives‘ „The Unanswered Question“ formuliert die Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz, die unbeantwortet verhallt. Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge BWV 542, komponiert für die Orgel, erklingt in einer Bearbeitung von Mordechai Rechtman, der als Kind mit seiner Familie nach der Machtergreifung der Nazis 1934 aus Deutschland in das britische Mandatsgebiet Palästina fliehen musste und hier nach der Gründung des Staates Israel das Musikleben des jüdischen Staates in vielfältiger Weise mitgestaltete.
Bachs Fantasie und Fuge g-Moll
Die Bach-Forschung hat oftmals einiges mit Kriminalistik zu tun – mit dem Unterschied, dass es nicht um die Aufklärung von Verbrechen geht, sondern darum, den Kontext so manches Meisterwerkes zu erhellen, also herauszubekommen, wann und für wen es geschrieben wurde, welche Intentionen den Komponisten vielleicht beseelt hatten, wann es erstmals erklang und welche Wirkung es gehabt hat. Die Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 ist ein solcher „Fall“, bei dem die „Beweislage“ unerhört schwierig ist und man sich auf Indizien, Vermutungen und Spekulationen einlassen muss, um wenigstens ahnen zu können, was es mit diesem Werk auf sich haben könnte, das heute zu den großen Meisterwerken unter Bachs Orgelwerken zählt.
Bachs Handschrift ist verschollen, Äußerungen von ihm zu diesem Werk sind nicht überliefert. Wann es erstmals erklang, wissen wir nicht. Das Werk? Es ist noch nicht einmal sicher, dass es sich tatsächlich um ein einziges Werk und nicht um zwei eigentlich unabhängige Stücke handelt, denn Fantasie und Fuge wurden zunächst überwiegend einzeln überliefert, wobei die frühesten Abschriften in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, also erst nach Bachs Tod, zu datieren sind. Auch über die Entstehungszeit finden sich unterschiedliche Angaben. Verschiedene Bach-Biographen bringen BWV 542 in Zusammenhang mit seiner Reise nach Hamburg (1720), wo er sich um eine Organistenstelle an St. Jacobi beworben hatte. Philipp Spitta vermutet, Bach habe die Fuge aus BWV 542 improvisiert, als er sich in Hamburg vorstellte. Dass das Thema der Fuge an das niederländische Volkslied „Ik ben gegroet van...“ angelehnt ist, gab Christoph Wolff Anlass zur These, dass es sich um eine Huldigung an Johann Adam Reincken handeln könnte, den damals schon hochbetagten, aus den Niederlanden stammenden Organisten an St. Katharinen in Hamburg, wo Bach während seines Aufenthaltes konzertierte.
Die der Fuge vorangehende Fantasie wirkt wie eine erregte Klangrede mit den leidenschaftlich aufgewühlten rezitativischen Abschnitten und den antwortenden lyrischen Partien. Intensiviert wird die Expressivität durch die ungeheuer kühne, chromatische entfernteste Tonartenbereiche berührende Harmonik. An der Fuge aus BWV 542 rühmt der Organist Joachim Winkler das „Satzgefüge, in dem sich alle vier Stimmen mit absolut gleich hervortretender Leuchtkraft bewegen. Dies gilt insbesondere für die brillanten und weit ausgreifenden Formulierungen des Pedalparts, der in der Geschichte des Orgelspiels bis dahin seinesgleichen sucht. Resultat solch kompositorischen Verfahrens und – damit verbunden – solcher spieltechnischer Ansprüche ist eine überaus plastische und kraftvolle Schönheit der Tonsprache und eine spannungsvolle, unablässig vorwärtsdrängende Vitalität, die dieser Fuge höchsten Rang in ihrem Genre und nie verblassende Anziehungskraft auf Spieler und Hörer gesichert hat.“
Dieser Anziehungskraft ist es sicher zu danken, dass es eine geradezu unübersehbare Fülle an Bearbeitungen und Arrangements dieses Werkes für alle möglichen (und unmöglichen) Besetzungen gibt. Prominente Bearbeiter waren u. a. Franz Liszt (für Klavier) sowie die Dirigenten Leopold Stokowski und Dimitri Mitropoulos, die BWV 542 für ihr „Instrument“, das Orchester, arrangierten.
Mordechai Rechtman, dessen Bearbeitung in diesem Konzert erklingt, war ein israelischer Fagottist, Dirigent und Hochschullehrer, der sich als geschickter Arrangeur einen Namen gemacht hat. Insgesamt mehr als 200 Werke von Bach bis Fauré hat er für verschiedene Bläserformationen arrangiert. Rechtman, geboren 1926, stammte aus Barmen (heute ein Teil von Wuppertal). Nachdem die Familie nach Palästina emigriert war, begann er Fagott zu lernen und brachte es innerhalb von drei Jahren auf diesem Instrument so weit, dass er als 15-Jähriger Solo-Fagottist im Palestine Opera Orchestra wurde. 1946 übernahm er diese Funktion im Philharmonic Orchestra, aus dem später das Israel Philharmonic Orchestra wurde, dem er bis 1991 angehörte.
Rechtman gründete und leitete verschiedene Bläserformationen, für die er viele seiner Transkriptionen schuf. Seine Version von Bachs Fantasie und Fuge BWV 542 lässt nachvollziehen, was eine gute Bearbeitung zu leisten vermag. Einerseits ist der Klang des Bläserensembles dem der Orgel durchaus verwandt, andererseits vermag das Instrumentalensemble einiges, was auf der Orgel nicht oder nur schwer zu realisieren ist: Das betrifft vor allem die Agogik und Phrasierung, aber auch die Dynamik und die Möglichkeiten farblicher Schattierungen. Dadurch wird zumal die komplexe Polyphonie der Fuge, das Geflecht ihrer Stimmen, noch plastischer darstellbar, als dass auf der Orgel möglich wäre.
Charles Ives‘ „The Unanswered Question“
In diesem Jahr wäre Charles Ives, der große amerikanische Avantgardist, – wie Arnold Schönberg – 150 Jahre alt geworden. „The Unanswered Question“ schrieb er in einer ersten Version 1908. Erstmals aufgeführt wurde Ives‘ Komposition allerdings erst knapp vier Jahrzehnte später. Das hatte nicht nur etwas mit der Ignoranz seiner Zeitgenossen zu tun, sondern vor allem damit, dass Ives die Mechanismen der Kulturindustrie aushebelte und den Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen schlug. Seinen Lebensunterhalt sicherte er sich als erfolgreicher Versicherungskaufmann. In seiner Freizeit aber brachte er seine klanglichen Visionen zu Papier – ohne Rücksicht auf die Hörerwartungen eines Publikums und auf aufführungspraktische Probleme. Die Gegebenheiten des Musiklebens interessierten ihn nur wenig, und er bemühte sich auch nicht sonderlich um Aufführungen seiner Werke. So dauerte es bis in die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, bis allmählich wahrgenommen wurde, dass Ives ein Komponist außerordentlichen Ranges gewesen war.
Die Grundlagen für Ives‘ musikalischen Nonkonformismus wurden in seiner Jugend gelegt, insbesondere durch seinen Vater, einen professionellen Allroundmusiker mit unstillbarer Neugier und unbändiger Experimentierlust. Beeinflusst wurde sein Denken außerdem durch die neuenglischen Transzendentalisten, eine Gruppe von Philosophen und Dichtern, die sich für eine freiheitliche, selbstverantwortliche und naturzugewandte Lebensführung einsetzten. Deren wichtigste Vertreter hat Ives in einer gigantischen Klaviersonate, der „Concord“-Sonate, portraitiert. Radikaler Demokrat war Ives nicht nur im Leben, sondern auch in seiner Musik: Keine Trennlinie scheidet bei ihm „hohe“ und „niedere“ Musik; ihn interessierte das gleichzeitige Mit- und Nebeneinander des Disparaten, Heterogenen. Jenseits aller Konventionen und Regeln öffnete Ives seine Musik den Alltagsgeräuschen, Naturlauten und der Musik jeglicher Provenienz, die er zu komplexen musikalischen Collagen verwob. Oft bezogen sich die so entworfenen vielschichtigen klingenden Panoramen auf bestimmte historische und aktuelle Ereignisse, auf Orte, Landschaften, Personen oder philosophische Vorstellungen, die zu Quellen der Inspiration wurden.
Den Titel „The Unanswered Question“ hat Ives dem Gedicht „The Sphinx“ von Ralph Waldo Emerson entnommen, einem der erwähnten Transzendentalisten:
Thou art the unanswered question;
Couldst see thy proper eye,
Alway it asketh, asketh;
And each answer is a lie.
Die klangliche Umsetzung dieses poetischen Bildes, das die vergebliche Suche nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn der Existenz umschreibt, ist ebenso einfach wie einleuchtend und gleichzeitig typisch für Ives‘ Vorliebe für die Gleichzeitigkeit unabhängiger Verläufe. Auf drei klanglich, harmonisch, teilweise zeitlich und räumlich selbständigen Ebenen spielt sich das musikalische Geschehen ab: Die Streicher intonieren weiträumige Akkorde, die wenige Harmonien umkreisen. Die Trompete stellt über diesem Klangteppich sechs Mal die „Frage“ in Gestalt eines nur minimal veränderten Motivs. Jedes Mal löst sie eine immer mehr gesteigerte Aktivität des überaus dissonant gesetzten Flötenquartetts aus, das gleichsam vergeblich nach einer Antwort sucht, ehe die Frage ein letztes Mal ertönt und unbeantwortet verhallt.
Der vielleicht kühnste Aspekt des Werkes ist seine zeitliche Struktur. Zwar dauert es nur rund acht Minuten, aber Anfang und Ende sind offen: Die Klänge, die wir am Beginn hören, könnten so schon sehr lange gedauert haben, und ebenso werden wir am Ende aus einem scheinbar ins Unendliche zielenden Kontinuum ausgeblendet. Was hier versucht wird, ist die Aufhebung von Zeit im Klang. Das wirkt wie eine Vorahnung dessen, was etwa Morton Feldman und Bernd Alois Zimmermann viele Jahrzehnte später in manchen ihrer Werke realisiert haben.
Chiune Sugihara und all denjenigen gewidmet, die alles riskieren, um andere zu retten
In der von der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Auftrag gegebenen Sinfonie Nr. 6 „Lichtgefäße“ wollte ich verschiedenste Stimmen voller mystischer Schönheit und unvergänglichen Mutes miteinander verweben. Es sind Stimmen, die Geschichte in sich bergen und die die Stetigkeit ihres Wesens nicht durch Schreie, sondern durch Flüstern zum Ausdruck brachten. Um deren ungebrochenen Geist und ihre Kraft zu feiern und dies im ehrenden Gedächtnis an den japanischen Diplomaten Chiune Sugihara zu tun, der tausenden von Juden das Leben gerettet hat, wandte ich bei der formalen Gestaltung dieser Sinfonie die alte japanische Technik des Kintsugi an.
Der Untertitel des Werks, „Lichtgefäße“, bezieht sich auf das Konzept des Shevirat ha-kelim (Zerbrechen der Gefäße).
Für das Libretto habe ich jiddische Gedichte als Tribut an diese Sprache ausgewählt. Die jiddische Sprache hat selbst schwer gelitten – sie hat zu viele ihrer Sprecher verloren. Die Worte der Dichter durchdringen die Leere, vernetzen Generationen miteinander, sie leiten uns an und lassen uns nicht vergessen, wer wir sind.
Was ist Kintsugi? Es ist eine Technik, zerbrochene Keramik durch Zusammenfügung der Scherben zu erneuern, deren Risse durch einen Klebstoff mit Goldpulver gefüllt werden. Anstatt also die Reparaturen zu kaschieren, werden diese hervorgehoben. Dadurch erscheinen die Objekte sogar noch schöner und wertvoller, denn ihre Einzigartigkeit und Geschichte wird zelebriert. Die Philosophie hinter dieser Kunstfertigkeit kann tiefgründig auf das Leben bezogen werden.
Wie kann man die Kintsugi-Technik und ihre Prinzipien auf die Musik übertragen?
In einem ersten Schritt in meiner Arbeit an der Sinfonie setzte ich den Psalm 121 für a capella-Chor als Schutz-Amulett, da dieser Psalm oft als Talisman für Reisende verwendet wurde. Nachdem ich den Psalm beendet hatte, „zerbrach“ ich ihn. Sein fragmentiertes musikalisches Material – ohne Worte – erscheint in den Interludien, wobei das Solo-Violoncello eine symbolische Umarmung bietet, die die verschiedenen Gedichte (Teile) zusammenhält und diese so stärkt und zu einer neuen Einheit verschmilzt. Der Psalm bleibt in der Sinfonie ungesungen und wird nur in einer Bronzeskulptur existieren, die ich als integralen Teil dieses Gedächtniswerks geschaffen habe.
Die Stimme des Solo-Violoncellos wird zum symbolischen goldenen Klebstoff. Dieses Bindemittel enstammt Dovid Hofshteyns Gedicht „Violoncello“, in dem sich der Dichter an seine Seele wendet, die durch Blut und Leiden hoch und tief schwingt, ewig lebendig. Das Violoncello repräsentiert also das Unbenennbare – jene mystische „Saite“, die alle über die ganze Welt verstreuten Jüdinnen und Juden auf geheimnisvolle und kulturell vielfache Weise vereint. Das Solocello – das goldene Bindemittel des Kintsugi – wird, im Akt der Zusammenfügung von Lebensfragmenten und Erinnerungen, zu einem Letopisets, einem Chronisten der Zeit.
Die Zeilen des Psalms sollen nur innerlich rezitiert werden.
In den Interludien treten männliche und weibliche Flüsterer auf. Sie symbolisieren verschiedene miteinander verwobene Menschen und Geschichten, die dabei helfen, die Teile des zerbrochenen Gefäßes wieder zu einem Ganzen zu vereinen. Die Flüsterer (ungesungene Zeilen) und der stille Psalm (unrezitierte Zeilen) in den Interludien stellen zusätzliche Ebenen der Kintsugi-Technik dar und arbeiten auf anderen Bewusstseinsradien als die Sätze der Sinfonie.
Als ich erstmals mit diesem Projekt konfrontiert wurde, habe ich zunächst gezögert, es anzunehmen. Die Aufgabe schien mir zu belastend – zu verantwortungsvoll. Nachdem ich bereits zwei Requiems komponiert hatte, das Requiem – Ode an den Frieden und das Russische Requiem, war mir nur zu bewusst, was alles aufgebracht werden müsste, um sich einem solchen Sujet zu stellen, sich tief darin hineinzuversenken und ihm eine Form zu geben. Mir war auch klar, dass diese Sinfonie eine sehr persönliche Saite anschlagen würde – meine Familiengeschichte, mit der ich mich bislang niemals direkt konfrontieren wollte. Meine Mutter wurde 1940 in eine jüdische Familie in Dnepropetrovsk/Ukraine hineingeboren. Als Hitlers Armee im März 1941 gen Osten marschierte, haben meine Großeltern all ihren Besitz (einschließlich ihrer geliebten Bibliothek und ihrer Sammlung von Musikinstrumenten) aufgegeben. Dann stiegen sie in den Zug, der sie nach Sibirien brachte. Die Nachrichten von der Errichtung der Ghettos und dem Schicksal der Juden in den von Hitler besetzten Territorien hatten sie bereits erreicht. Alles was sie tun konnten, war, ins Unbekannte zu fliehen. Im heutigen Kontext fahren die Züge mit Flüchtlingen gen Westen – ein umgekehrter Vorgang im Spiegel der Geschichte.
Können die Handlungen und Entscheidungen eines Einzelnen die Welt bessern? Ja, Chiune Sughiharas Taten und Entscheidungen konnten es, neben einigen anderen Diplomaten, die es geschafft haben, Tausende zu retten. Zu diesen zählen Jan Zwartendijk (amtierender holländischer Konsul in Litauen), Ho Feng-Shan (chinesischer Generalkonsul in Wien), Artistides de Sousa Mendes (Portugiesischer Generalkonsul in Bordeaux, Frankreich), Charles Carl Lutz (Schweizer Vizekonsul in Budapest) und Selahattin Ülkümen (Türkischer Konsul auf Rhodos). Die von Yad Vashem geehrten Gerechten unter den Völkern sind Nichtjuden, die große Risiken auf sich genommen haben, um Juden während des Holocaust zu retten. Die Rettung nahm dabei unterschiedliche Formen an und die Gerechten kamen aus den verschiedensten Nationen, Religionen und Lebensrichtungen. Ihre Gemeinsamkeit war es, ihre jüdischen Nachbarn zu einer Zeit zu beschützen, in der Feindseligkeit und Gleichgültigkeit vorherrschten.
Jede der Stimmen webt ihre Melodie in das Tuch der Geschichte. Jede Stimme zählt hierbei. Zerbrochenheit ist eine Illusion. Die jiddischen Dichterinnen und Dichter Yisroel Emyot, Dovid Hofshteyn, Itzik Manger, Peretz Markish, Simkha-Bunim Shayevitch, Avrom Sutzkever, Moyshe Teyf, Reyzl Zhikhlinski und andere hinterließen ein unauslöschliches Erbe. In ihre Welt einzutauchen erfordert auch Mut, aber eines der essentiellen menschlichen Bedürfnisse ist der Wunsch, sich zu erinnern, Erlebnisse zu bewahren, aufzuzeichnen, sich geistig mit der Vergangenheit zu verbinden und das Wissen an die Zukunft weiterzugeben. Der Anfang beinhaltet das Ende, einen Torbogen – einen Durchgang. Die Form des Bogens vermittelt eine Kommunikation von Raum und Zeit, von Sichtbarem und Unsichtbarem, Verborgenem und Offenem. Er ist auch ein Symbol des Transfers, eines Durchgangs zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Wie stellt man Trauer dar? Wie macht man dasjenige, was man nicht fassen kann, greifbar? Die Gedichte, die für das Libretto ausgewählt wurden, sind Gefäße, die Erinnerungen beinhalten, einige so schmerzhaft, als wäre jeder Buchstabe eine Scherbe. Es sind Beschwörungen der Erinnerung – Briefe ins Nirgendwo oder in die Ewigkeit, adressiert an uns, die Lebenden.
Jede Scherbe ist ein Spiegel – wir können uns darin sehen. Die goldene Saite vibriert. Es gibt keine Scherben, es gibt nur Worte, die in einer immer noch volkstümlichen Sprache gesungen werden, mit Worten, lebendig, antik und jung, die Sprache von Träumern und Poeten, Musikern und Gelehrten, Menschen wie Du und ich; Menschen, die mehr gelitten haben als die Meisten, die lachten, liebten und tanzten, deren Schicksale sich berührten. Menschen, deren nie vergessene Stimmen ihre Erlebnisse der Hoffnung und des Verlusts, der Wanderungen und Verwunderungen, der Opfer und des Mutes mit uns teilen.
Sind wir bereit, diese Stimmen zu hören?
(Übersetzung von Dr. Pablo Vivanco)
„Silent Psalm“. Die Skulptur von Lera Auerbach ist derzeit im Foyer des Konzerthauses zu sehen.
Scherben und Flüstern (Prolog)
Ich erhebe meine Augen zu den Bergen, von wannen wird mir Beistand kommen? Mein Beistand kommt vom Ewigen, dem Schöpfer des Himmels und der Erde.
- Psalm 121:1-2 (stumm)
Männlicher Flüsterer
Leiser, leiser, spiel, spiel,
täusche mich, täusche mich,
versprich mir irgendetwas,
wirf mir nur einen Groschen zu …
Lass mich in dem Glauben, der Engel
hätte ihn mir zugeworfen.
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 1 (Ausschnitt)
Weiblicher Flüsterer
Was beugst du dich, meine Seele,
und jammerst in mir?
Und es zittern die Wände,
die Säulen meiner Existenz,
und höher, höher steigt
die Stille deiner Ehre
und wird unten begraben
mit dem Staub deiner Füße.
„Violoncello“ von Dovid Hofshteyn, Strophe 1
Männlicher Flüsterer
Ein Violoncello spielt im Hof ein Todeslied,
Und der Wind weint ein markerschütterndes Weinen.
Aber ich liege ruhig bei der Tür des Zimmers
Und höre, wie mein Blut wie ein Narr in mir lacht.
Ohne Titel [„Ein Violoncello spielt“] von Simkha-Bunim Shayevitsh
Weiblicher Flüsterer
Ich bin so müde von der Weisheit, eigener und fremder,
ziehe mich vollständig aus
von jedweder Kleidung.
(Kinder gehen nur im Hemd
Und sind allesamt so, wie sie sind:
blind vertrauend und schön).
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 2
Part I „Briefe ins Nirgendwo”
Auf allen meinen Briefen überschreibe ich die Adressen,
übers Meer, übers Land, übers Leben,
zu dem Fünkchen Dämmerung,
zu einem weit entfernten Stern, zu deinem Wesen.
„An jemanden“ von Yisroel Emyot (Ausschnitt)
Die roten Zugfenster sind traurig und kalt,
wie leergeweinte Augen von Witwen. –
In ihnen spiegelt sich mein niedergeschlagener Kopf wider ...
Irgendwo reflektiert der Nachtzug …
Oh, gut geht es mir, so vom Tag zur Nacht
das Plätzchen auf der Bank im Zug zu verbringen!
Oh, nur ein Eckchen – in einem Achter-Abteil
beim Zugfenster …
Mein niedergeschlagener Kopf soll sich in ihnen widerspiegeln.
Ohne Titel von Perets Markish
Stille, Stille, Stille
fällt hinunter wie ein Stein –
lass mich nicht allein …
„Lass mich nicht allein“ von Yisroel Emyot (Ausschnitt)
Auf allen meinen Briefen überschreibe ich die Adressen,
übers Meer, übers Land, übers Leben,
zu dem Fünkchen Dämmerung,
zu einem weit entfernten Stern, zu deinem Wesen.
„An jemanden“ von Yisroel Emyot (Ausschnitt)
Scherben und Flüstern (Zwischenspiel 1)
Er wird nicht lassen wanken deinen Fuß, nicht schlummert dein Hüter. Siehe, nicht schlummert und nicht schläft der Hüter Israels.
- Psalm 121:3-4 (stumm)
Männlicher Flüsterer
Von einem warmen Regen, der alles wiederbelebt,
beginnt sie langsam zu blühen, sich zu regen
(zusammen mit der Kindheit in der fernen Erinnerung).
Die Geigen-Rose in der schwarzerdigen Urne.
„Die Geigenrose“ von Avrom Sutzkever. Strophe 1
Weiblicher Flüsterer
Was beugst du dich, meine Seele,
und jammerst in mir?
Warum wälzt du dich im Staub,
warum badest du in Asche,
wie Vögel in der Hitze,
die das Wasser scheuen
und sich mit Erde abkühlen
und sich mit Mist erfrischen? ...
„Violoncello“ von Dovid Hofshteyn, Strophe 2
Weiblicher Flüsterer
Spiel, oh spiel, finde mich,
die Mutter ruft mich noch immer
nach draußen.
Die Nacht bricht schon an,
und es ist schon Zeit, die Fensterläden zu schließen,
die Mutter hat schon alle Fensterläden geschlossen
und ich bin draußen geblieben,
und keiner ruft mehr nach mir.
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 3
Männlicher Flüsterer
Tröste mich, tröste mich
mit einer kleinen Lüge;
bring mir das Unmögliche,
die vergangenen Tage,
im Himmel ist Jahrmarkt.
Bald mache ich weiter und sterbe,
und die Wahrheit ist hart,
so schwer und hart,
und keiner verspricht auch nur irgendetwas.
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 4
Part II “Schlaflied”
Ich werde dich nicht aufwecken,
sondern ein Vogel,
der weiß, dass du goldene Augen hast.
Er wird sich auf dein Bett stellen:
Er hat mit einer Juni-Nacht gewettet
(sie ist schön und eingebildet ohne Ende),
dass du tausend Mal schöner bist als sie.
Ich werde dich nicht aufwecken,
sondern der Wind,
der schnell durch einen Spalt weht.
Leg schon los, Wind!,
der wissen will, ob es etwas Schöneres gibt
als Wolken, Sterne und Hunde.
Ich werde dich nicht aufwecken,
sondern ein Baum,
der zu stark in deinem Traum rauscht.
Der Baum ist der älteste Baum im Wald,
eine tausend Jahre alte Institution.
Leg schon los, Baum!,
der wissen will, ob es etwas Schöneres gibt,
als sein Rauschen, sein Blühen, als seinen Traum.
Ich werde dich nicht aufwecken,
sondern der Regen,
der kommen wird, grau von allen Wegen und Pfaden
und mit den Fingern an die Scheibe klopft.
Es ist noch ein junger Regen,
gestern noch war er ein Prinz,
heute ist er verzaubert: ein Lächeln von dir –
und er wird wieder zu dem, was er war.
Ich werde dich nicht aufwecken,
sondern ein Engel,
der aus der Ferne herbeifliegen wird
auf einem weißen Mondenstrahl,
und bei deiner Lagerstätte knien
und singen „Schwester, mein Schwesterchen,
was kann noch schöner und schöner sein als du und ich“.
…
Psst, ich werde mit einem goldenen Schloss
die Türe abschließen.
„Schlaflied“ von Itsik Manger
Scherben und Flüstern (Zwischenspiel 2)
Der Ewige ist dein Hüter, der Ewige dein Schatten zu deiner rechten Hand. Tages trifft dich die Sonne nicht, und nicht der Mond bei Nacht.
- Psalm 121:5-6 (stumm)
Männlicher Flüsterer
Siehe, ich bin schon fast am Grab,
und Rosinen mit Mandeln
hat eine Hand aus meiner Wiege gestohlen
und gibt sie mir nicht wieder.
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 5
Weiblicher Flüsterer
Was beugst du dich, meine Seele,
und jammerst in mir?
Wie ein Sud von frischem Blut
Auf stummen, rotem Stein,
wie ein Sud, der nicht still wird,
durch pure, reine Unschuld,
bis gläubiges, heißes Blut
ihn mit Zittern begießt.
„Violoncello“ von Dovid Hofshteyn, Strophe 3
Männlicher Flüsterer
Die Geigen-Rose braucht schon jetzt keinen Geigenspieler,
keinen Bewunderer, keinen Verschmäher.
Sie spielt ohne einen Spieler mit Freude und Glauben
zu Ehren ihrer wiedergeborenen Saite.
„Die Geigenrose“ von Avrom Sutzkever. Strophe 2
Weiblicher Flüsterer
Lasst mich nicht schlechter sein als die ganze Welt,
der du unentwegt erklärst,
wie schlecht sie ist;
du weinst um sie,
suchst nach ihrem verlorenen Kind.
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 6
Part III “Verbrennen”
Es kommt mir vor, als sei ich in einem brennenden Wald,
und alle flammen-bebenden Bäume fliegen …
Wehe mir! ...
Meine Wiege ist auch schon
eine Zunge im roten Gaumen, die von oben kommt.
Mama, und meine Hände sind aneinandergefesselt.
Mama, Mama, mach, dass es mir nicht weh tut! ...
Es kommt mir vor, als lauerten mir die Bäume auf
mit Blättern, umherfliegend wie giftige Bienen,
der ganze Wald lodert – ein Altar,
und auf dem wandelnden Lodern laufe ich, ganz allein!
Aber vorerst verbrennt es mich nicht und rührt mich nicht an ….
Und meine Füße sind schon aneinander geschmolzen.
Mama, Mama, mach, dass es mir nicht weh tut!
Ich halte dich in meinen Armen.
Ich bin deine Wiege, verirrtes Kind,
nur alle meine Finger frieren und brennen,
und der brennende Wind schüttelt mich und zerrt mich an den Haaren.
Ohne Titel von Perets Markish
Scherben und Flüstern (Zwischenspiel 3)
Der Ewige wird dich behüten vor allem Bösen, behüten deine Seele. Der Ewige wird behüten deinen Ausgang und deinen Eingang, von nun an bis in Ewigkeit.
- Psalm 121:7-8 (stumm)
Weiblicher Flüsterer
Zu Ehren der Saite, zu Ehren ihres Bebens,
zu Ehren einer Biene, deren Honig bitter ist,
nur ihr Stich ist süß, so saftig und blumig –
zu Ehren eines wiedergeborenen Schmerzes.
„Die Geigenrose“ von Avrom Sutzkever. Strophe 3
Männlicher Flüsterer
Los, beuge dich schon, meine Seele,
los, jammere schon in mir,
und werde klar von Asche,
werde schon rein von Blut,
und werde sanft vom Beben,
werde pur durch Weinen,
und dein großer Bruch, dein Riss,
soll dir zu Licht werden.
„Violoncello“ von Dovid Hofshteyn, Strophe 4
Weiblicher Flüsterer
Du zertrümmerst vor Schmerz Häuserreihen
in den Straßen
und arrangierst sie einsam
mitten im Feld,
Häuschen beim Wasser
mit Dämmerung in den Fenstern,
machst du ein Dämmern aus dem Tag
und Flüsse voller Sehnsucht.
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 7
Part IV “Verabschiedung”
Es rast der Zug, wie das Herz eines Verstoßenen,
und auf den Feldern blüht der weiße Schnee.
Rote Augen blitzen auf, glühen und erlöschen …
Die Wege sind klar, aber das Herz ist dunkel,
welches in reifer Weißheit umherirrt.
Ich sehe und höre und murmel müde und still
deinen blauen Namen in die Nacht,
deinen Namen in die weiße Nacht.
„Im Zug“ von Itsig Manger (Auszug)
Ich werde heute Nacht vermutlich sterben …
Mein letztes Lied! Und Schluss, vorbei!
Der Henker stürzt sich auf mich wie ein Falke,
er will mich am Hals packen.
Vergeblich! Nein, ich gehöre nicht zu denen,
die auf den Knien um Gnade bitten.
Sogar tot – mein Herz wird brennen
wie die Sonne morgens auf der Bergspitze.
Und nichts möchte ich, nichts brauche ich ….
Wenn schon – dann soll wenigsten ein einziges Mal
ein Jiddischsprecher an meinem Grab
mein Gedicht rezitieren.
Und von dem Grabstein soll scheinen
mein einziges und letztes Gebet:
Mein Volk! Ich war dein Sänger,
ein ehrlicher, ein jiddischer Dichter.
„Gulag Gedichte“ (Nr. 14) von Moyshe Teyf
Scherben und Flüstern (Zwischenspiel 4)
Der Ewige wird behüten deinen Ausgang und deinen Eingang, von nun an bis in Ewigkeit. Ich erhebe meine Augen zu den Bergen, von wannen wird mir Beistand kommen?
- Psalm 121:8-121:1 (stumm)
Weiblicher Flüsterer
Was beugst du dich, meine Seele?
„Violoncello“ von Dovid Hofshteyn, Zeile 1
Männlicher Flüsterer
Ob nun mit mir oder ohne mich,
die Tage werden mit dem Tod enden, mit einem bitteren …
Weiblicher Flüsterer
Und ich werde dereinst eine Blume sein, oder etwas anderes …
Männlicher Flüsterer
Ist Sterben etwa eine große Sache?
Ohne Titel von Yisroel Emyot (Ausschnitt)
Weiblicher Flüsterer
Oh, versprich mir etwas,
wie Bäume, die im Herbst mit den Blättern wehen,
als seien es Taschentücher beim Abschied:
Wir kommen zurück,
obwohl sie niemals als dieselben zurückkommen.
„In Melodie versunken“ von Yisroel Emyot, Strophe 8
Männlicher Flüsterer
Was beugst du dich, meine Seele?
„Violoncello“ von Dovid Hofshteyn, Zeile 1
Männliche und weibliche Flüsterer zusammen
Jetzt kenn ich nur dich und die Weißheit der Nacht.
Jetzt kenn ich nur dich und die Weißheit der Nacht.
„Im Zug“ von Itsig Manger. Auszug
Part IV “Wunder” (Epilog)
Fremde sind Menschen,
die in Zügen fahren.
Ihre Gesichter –
wie weit entfernte Flecken auf dem Mond –
wecken die Trauer auf
aus den innersten Tiefen
und verschwinden,
als hätten sie nie existiert.
Und nur die Schienen, die durch die
Sande in den Himmel schneiden,
wissen,
dass jedes Gesicht ein Wunder ist,
und dass das Wunder
noch einmal passieren kann.
„Wunder“ von Reyzl Zhikhlinski
Das Konzerthausorchester Berlin spielt seit der Saison 2023/24 unter Leitung von Chefdirigentin Joana Mallwitz. Sie folgt damit Christoph Eschenbach, der diese Position ab 2019 vier Spielzeiten innehatte. Als Ehrendirigent ist Iván Fischer, Chefdirigent von 2012 bis 2018, dem Orchester weiterhin sehr verbunden.
1952 als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr das heutige Konzerthausorchester Berlin von 1960 bis 1977 unter Chefdirigent Kurt Sanderling seine entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung. Seine eigene Spielstätte erhielt es 1984 mit Wiedereröffnung des restaurierten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt. Zehn Jahre später wurde das BSO offizielles Hausorchester am nun umgetauften Konzerthaus Berlin und trägt seit 2006 dazu passend seinen heutigen Namen. Dort spielt es pro Saison mehr als 100 Konzerte. Außerdem ist es regelmäßig auf Tourneen und Festivals im In- und Ausland zu erleben. An der 2010 gegründeten Kurt-Sanderling-Akademie bilden die Musiker*innen hochbegabten Orchesternachwuchs aus.
Einem breiten Publikum auf höchstem Niveau gespielte Musik nah zu bringen, ist dem Konzerthausorchester wesentliches Anliegen. Dafür engagieren sich die Musiker*innen etwa bei „Mittendrin“, wobei das Publikum im Konzert direkt neben Orchestermitgliedern sitzt, als Mitwirkende in Clipserien im Web wie dem mehrfach preisgekrönten #klangberlins oder in den Streams „Spielzeit“ auf der Webplattform „twitch“. Die Verbundenheit mit Berlin zeigt sich im vielfältigen pädagogischen und sozialen Engagement des Orchesters mit diversen Partnern in der Stadt.
Seit der Saison 2023/24 ist Joana Mallwitz Chefdirigentin und Künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin.
Spätestens seit ihrem umjubelten Debüt bei den Salzburger Festspielen 2020 mit Mozarts „Cosi fan tutte“ zählt Joana Mallwitz zu den herausragenden Dirigent*innenpersönlichkeiten ihrer Generation. Ab 2018 als Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg tätig, wurde sie 2019 als „Dirigentin des Jahres“ ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren war sie an der Nationale Opera Amsterdam, dem Opera House Covent Garden, an der Bayerischen Staatsoper, der Oper Frankfurt, der Royal Danish Opera, der Norwegischen Nationaloper Oslo und der Oper Zürich zu Gast.
Konzertengagements führten sie zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, HR- und SWR-Sinfonieorchester, den Dresdner Philharmonikern, dem Philharmonia Orchestra London, den Münchner Philharmonikern, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre National de France, dem Orchestre de Paris und den Göteborger Symphonikern und als Porträtkünstlerin zum Wiener Musikverein.
Nach ihrem langjährigen Engagement als Kapellmeisterin am Theater Heidelberg trat Mallwitz zur Spielzeit 2014/2015 als jüngste Generalmusikdirektorin Europas ihr erstes Leitungsamt am Theater Erfurt an. Dort rief sie die Orchester-Akademie des Philharmonischen Orchesters ins Leben und begründete das Composer in Residence-Programm „Erfurts Neue Noten“. Ihre ebenfalls in dieser Zeit konzipierten „Expeditionskonzerte“ wurden auch am Staatstheater Nürnberg und als Online-Format ein durchschlagender Erfolg.
In Hildesheim geboren, studierte Joana Mallwitz an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Dirigieren bei Martin Brauß und Eiji Oue sowie Klavier bei Karl-Heinz Kämmerling und Bernd Goetzke.
Joana Mallwitz ist Trägerin des Bayerischen Verfassungsordens und des Bundesverdienstkreuzes. Sie lebt mit Mann und Sohn in Berlin.
In ihrer Debütsaison 2023/24 nahm Joana Mallwitz mit dem Konzerthausorchester Berlin Werke von Kurt Weill auf. Sie erschienen vor kurzem bei Deutsche Grammophon, wo die Chefdirigentin Exklusivkünstlerin ist. Im Frühsommer 2024 kam „Momentum“, ein Dokumentarfilm von Günter Atteln über ihren Weg ans Konzerthaus Berlin, in die Kinos.
Der Staatschor Kaunas wurde im Oktober 1969 gegründet. Unter der Leitung von Petras Bingelis entwickelte sich der Chor zielstrebig von Volksliedern und Kompositionen litauischer Komponisten bis zur ersten Aufführung von Mozarts Requiem im Jahr 1971. Später stellte er ein Repertoire großer klassischer Kompositionen zusammen. Der Staatschor Kaunas erhielt 1982 erstmals internationale Anerkennung, nachdem er die Frühlingssinfonie von Mikis Theodorakis in Berlin und Paris aufgeführt hatte. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens und dem Fall des Eisernen Vorhangs erweiterte sich die Konzerttätigkeit des Chores, insbesondere als die Zusammenarbeit mit dem Geiger und Dirigenten Yehudi Menuhin begann. Die Aufführungen von Händels „Messias“ mit Lord Yehudi Menuhin am Dirigentenpult tourten durch Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Ägypten, Russland und andere Länder. Die Konzertfassung des Oratoriums wurde auch in Argentinien und Chile aufgeführt, und der Staatschor Kaunas zählte bald zu den besten Chören Europas.
Unter der Leitung des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki führte der Chor 2001 in St. Petersburg dessen „Sieben Pforten von Jerusalem“ auf; die Zusammenarbeit des Chores mit dem Cellisten und Dirigenten Mstislav Rostropowitsch begann 1998 in Köln mit der Aufführung von Sofia Gubaidulinas „Sonnengesang“ für Schlagzeug, Chor und Cello. Künstlerischer Leiter des Chores ist Robertas Šervenikas.
Die japanisch-amerikanische Cellistin hat weltweit für ihre musikalische Vielfalt, ihre Kunstfertigkeit und ihre charismatische Bühnenpräsenz Anerkennung gefunden. Als Solistin und Kammermusikerin stand sie auf vielen Bühnen der Welt und konzertiert mit weltweit renommierten Orchestern. Kürzlich ist sie zur Co-Direktorin der New Yorker Gruppe für neue Musik Continuum ernannt worden. Sie hat zahlreiche Werke von Komponist*innen wie Philip Glass, Mario Davidovsky, Ryuichi Sakamoto, Tania Leon, Josef Bardanashvili und Benjamin Yusupov uraufgeführt. Im November 2022 trat sie als Solistin in der Weltpremiere von „Vessels of Light” in Kaunas auf, die von Yad Vashem nach ihrer Idee in Auftrag gegeben wurde, das Heldentum von Chiune Sugihara, japanischer Vizekonsul in Litauen während des Zweiten Weltkrieges, zu ehren. Der Vater ihres Mannes, Irving Rosen, wurde dank der Visa, die Sugihara in Kaunas ausgestellt hatte, gerettet. Weitere Aufführungen dieses Werks führten und führen Frau Cooper in die Carnegie Hall, nach Los Angeles, Napa, Mexiko-Stadt, Prag, Warschau, Berlin, Dresden, Leipzig und Paris. Kristina Reiko Cooper erhielt ihren Bachelor- und Master-Abschluss in Musik sowie ihren Doktortitel in Musik an der Juilliard School, wo sie bei Joel Krosnick studierte. Derzeit ist sie Gastprofessorin an der Buchmann Mehta School an der Universität Tel Aviv und stellvertretende Vorsitzende der America-Israel Cultural Foundation sowie tätig im Vorstand des Charney-Forums für neue Diplomatie.
Sie spielt auf einem 1743 Ex-Havermeyer G.B. Guadagnini Cello und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Tel Aviv.
Die Sopranistin wurde in Reykjavik geboren. Sie studierte im Masterstudium Gesang bei Uta Priew an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Während ihrer Zeit in Berlin wurde sie von der Helga M. Pálsdóttir-Stiftung in Island und vom Richard-Wagner-Verband in Minden gefördert. Außerdem erhielt sie den Publikumspreis der Internationalen Sängerakademie Schloss Hartenfels in Torgau. Auch war sie Mitglied des Frauenchors „Graduale Nobili“ und sang auf Björks Album „Biophilia“ mit einer sich anschließenden Welttournee. Kristín Anna Guðmundsdóttir sang 2021/22 in der Uraufführung der Oper „Sleepless“ von Peter Eötvös an der Staatsoper Unter den Linden Berlin, mit weiteren Gastspielen am Grand Théâtre de Genève und in der Müpa, Budapest. Weitere Partien waren Micaëla in „Carmen“ bei den Schlossfestspielen Ettlingen und Gräfin in „Le nozze di Figaro“ im Kroatischen Nationaltheater in Varaždin. 2023 war sie mit einem Solorezital „Ljós í myrkri“ am isländischen Opern- und Konzerthaus Harpa in Reykjavík zu Gast und ist erstmals mit Lera Auerbachs „Vessels of Light“ als Sopransolistin mit der Dresdner Philharmonie zu hören gewesen. In dieser Saison ist sie Ensemblemitglied am Stadttheater Bremerhaven.
Seit der Spielzeit 2022/23 gehört Nora Steuerwald zum Ensemble der Oper Leipzig. Dort war sie seitdem mit Partien wie Flora Bervoix in „La Traviata“ und Mercédès in „Carmen“ zu erleben. 2023/24 erfolgten ihre Debüts als Orlofsky in „Die Fledermaus“ und als 3. Dame in der „Zauberflöte“. Gastspiele führten sie unter anderem durch Deutschland, die Schweiz, Amerika, Kanada und Israel. Als Konzertsängerin etablierte sie sich mit den Altpartien in Werken von Bach, Händel und Mendelssohn sowie in Mahlers 2. Sinfonie 2019 in der Laeiszhalle Hamburg. Anfang des Jahres erschien ihre CD „Seelenübervoll“ mit Liedern von Alexander von Zemlinsky zusammen mit der Pianistin Friederike Sieber. Sie wirkte bei Ensembles wie dem Chorwerk Ruhr, dem Kammerchor Stuttgart und dem Collegium Vocale Gent unter Leitung von Philippe Herreweghe. Bereits zu Beginn ihres Studiums gastierte sie bei den Internationalen Händel-Festspielen in Göttingen und war mit 23 Jahren in einer SWR-Radioproduktion von Lindpaintners „Der Vampyr“ unter der Leitung von Frieder Bernius beteiligt. Nora Steuerwald studierte Gesang bei Daniela Sindram an der HfM Würzburg und bei Carola Guber an der HMT Leipzig. Die junge Mezzosopranistin ist Förderpreisträgerin der internationalen sächsischen Sängerakademie Torgau 2015 und Gewinnerin des internationalen Bachwettbewerbs CantateBach Greifswald 2017.
Preisträger des Internationalen Mozartwettbewerbs in Salzburg. Seit 2006 ist er festes Ensemblemitglied der Staatsoper Unter den Linden Berlin, wo er unter anderem die großen Mozart-Partien seines Fachs sang. Neben Daniel Barenboim waren in Berlin unter anderem Philippe Jordan, Andris Nelsons, Sir Simon Rattle und Omer Meir Wellber seine Partner am Pult. Seine Opern- und Konzerttätigkeit umfasst nationale und internationale Auftritte. Mit René Jacobs arbeitete er wiederholt in Konzerten und Aufnahmen unter anderem mit der Akademie für Alte Musik, dem RIAS Kammerchor, dem Freiburger Barockorchester, dem Helsinki Baroque Orchestra und dem Kammerorchester Basel zusammen, gleiches gilt für seine Zusammenarbeit mit Frieder Bernius und dem Musikpodium Stuttgart. Vergangene Saison erschien seine neueste CD zusammen mit der Mezzosopranistin Katharina Kammerloher und dem Pianisten Eric Schneider mit Mahlers’ Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“. Er sang das Brahms-Requiem beim Rheingau Musikfestival und Berlioz’ „La Damnation de Faust“ beim Coro e Orquestra Gulbenkian in Lissabon. An der Tampere Opera in Finnland gab er sein Rollendebüt als Germont in Verdis „Traviata“.
Eliana Pliskin Jacobs ist jiddische Sängerin, Zirkusartistin, bildende und konzeptionelle Künstlerin und Performancekünstlerin. Als klassisch ausgebildete Mezzosopranistin mit Hintergrund in barocker und jiddischer Vokalmusik hat sie bei den bekanntesten jiddischen Sänger*innen studiert. Als Zirkusartistin begann sie ihre Ausbildung als Kind und tritt seit 2012 als professionelle Luftakrobatin in Kanada, den USA und europaweit auf. Sie hat einen Bachelor of Arts in indigener und westlicher Kunstgeschichte und bildender Kunst (Druckgrafik) von der University of British Columbia und einen Master of Fine Arts von HEAD-Genf. Sie war Gastkünstlerin bei verschiedenen Institutionen in Europa, darunter eine laufende Künstlerresidenz an der Humboldt-Universität zu Berlin. Als Enkelin von Holocaust-Überlebenden aus Deutschland und Yiddishland untersucht Eliana in ihrer künstlerischen Forschung zeitgenössische Holocaust-Gedenkkultur in Deutschland sowie jiddische Musik, Kultur und Geschichte. Sie hat zahlreiche multidisziplinäre Projekte und Produktionen entwickelt, darunter zusammen mit der Klezmer-Band Dobranotch das Jiddisch-Klezmer-Zirkusensemble „Tsirk Dobranotch“, dessen erste Produktion 2023 Premiere feierte. Eliana war Flüsterin bei der deutschen Premiere von Lera Auerbachs „Vessels of Light“ im November 2023 in der Dresdner Philharmonie und im Januar 2024 im Leipziger Gewandhaus.
Vom Herzen Rigas in Lettland bis zum kulturellen Geflecht Berlins hat sich Sasha Lurje als jiddische Sängerin einen Namen gemacht. Sie taucht tief in traditionelle jiddische Stile ein, haucht den alten Melodien Leben ein und leitet gleichzeitig zeitgenössische Projekte. Ob es die Rockbeats von forshpil (forshpil.com), die eindringlichen Melodien des Semer Ensemble oder die innovative Mischung in Projekten wie Black Rooster Kapelye: eine Revue lettisch-jüdischer und lettischer Musik, gesammelt von Emilis Melngalis und Goyfriend: eine Mischung jüdischer und nichtjüdischer Musik über die freundlichen und nicht so freundlichen Nachbarn sind – Sashas Stimme und Leidenschaft sind unverkennbar. Ihre Zusammenarbeit reicht vom Fortunoff Archive der Yale University mit „Songs from Testimonies“ über interkulturelle Unternehmungen mit dem Helsinki Yiddish Cabaret, bei denen sie das Leben der weniger bekannten nordischen jüdischen Gemeinde erforscht, bis hin zu Theateraufführungen mit Michael Wex's „Last Night in Cabaret Yitesh“ und Josh Waletzkys „Pleytem Tsuzamen“. Als aktive Stütze der Berliner Klezmer-Community singt Sasha bei Festivals wie dem Yiddish Summer Weimar, bei dem sie regelmäßig auftritt, oder dem Shtetl Berlin und dem Seattle Yiddish Fest – Festivals, die sie organisiert.
Schauspieler, Sprecher, aber auch Sänger und Liedermacher - vor allem eigenwilliger Interpret - mit seltsam rauher Stimme. Er wirkte in Hörspielen, arbeitete als Synchronsprecher und war in sehr unterschiedlichen Bühnenstücken zu sehen. Programme mit eigenen Liedern und Texten, Folksongs und „Lieder der Welt“ bringt er seit den 1980er Jahren auf die Bühne. Als ein Botschafter des Jiddischen Liedes bereiste er ab 1990 auch eine Reihe von Ländern, z.B. Polen, Frankreich, Belgien, Norwegen, Dänemark, Israel, USA, Croatien, Schweden... Er sammelte in Vergessenheit geratene Lieder, und präsentiert in den letzten Jahren vor allem Tangos und Cabaret-Songs sowie eigene Lieder.
Benjy Fox-Rosen (Los Angeles, 1984) ist Komponist, Performer und Forscher und lebt in Wien. Als Komponist hat er Werke für Chöre, künstlerische Interventionen und Audio-Installationen in Auftrag gegeben. Seine Werke wurden am Arnold Schönberg Center, im Musikverein und bei den Wiener Festwochen aufgeführt. Als Interpret ist Fox-Rosen als Sänger und Bassist tätig und hat sich auf jiddische Lieder und Klezmermusik spezialisiert; drei seiner Aufnahmen wurden vom Forward als jüdische Musikaufnahmen des Jahres gelobt. Fox-Rosen war von 2017 bis 2024 Chordirektor der historischen Wiener Stadttempel-Synagoge, wo er seine Expertise in der Musik der aschkenasischen Synagoge entwickelte. Als Forscher führte Fox-Rosen seine Masterarbeit über den Stadttempel-Chor durch, wobei er ethnografische Forschungsmethoden einsetzte, um Fragen des musikalischen Wandels, der Bedeutung und der Kontinuität zu untersuchen. Fox-Rosen hat auch wissenschaftliche Reflexionen über seine eigene künstlerische Praxis veröffentlicht, die sich auf Fragen der Übersetzung bei der Aufführung jiddischer Lieder, insbesondere im deutschsprachigen Raum, konzentrieren. Fox-Rosen ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum Musik und Minderheiten an der Universität für darstellende Kunst in Wien. Sein aktuelles Projekt beschäftigt sich mit der Geschichte der Minderheitenmusikforschung in Wien.
Frieden und Krieg, Sicherheit und Flucht, Unversehrtheit und Bedrohung – das Thema von „Aus den Fugen“ spiegelt sich in zwei Installationen wider, die während des gesamten Festivals im Konzerthaus zugänglich sind.
Ein Podcast-Projekt mit dem Grundkurs Musik des Albrecht-Dürer-Gymnasiums. Erfahren Sie mehr rund um Lera Auerbachs 6. Sinfonie!