Kammermusikmatinee des Konzerthausorchesters

von Barbara Gugisch 30. März 2025

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Inhalt

Ulrike Petersen Violine
Josua Petersen Violoncello
Levin Petersen  Klavier

Woldemar Bargiel (1828 – 1897)
Klaviertrio Nr. 2 Es-Dur op. 20
Allegro moderato
Andante
Scherzo. Molto allegro
Andante, poco adagio – Allegro 


PAUSE


Robert Schumann (1810 – 1856)
„Kinderszenen“ op. 15 – für Klavier sowie in Bearbeitungen für Violine, Violoncello und Klavier
Von fremden Ländern und Menschen
Kuriose Geschichte
Hasche-Mann
Bittendes Kind
Glückes genug
Wichtige Begebenheit
Träumerei
Am Kamin
Ritter vom Steckenpferd
Fast zu ernst
Fürchtenmachen
Kind im Einschlummern
Der Dichter spricht

Clara Schumann (1819 – 1896)
Klaviertrio g-Moll op. 17
Allegro moderato
Scherzo. Tempo di minuetto
Andante
Allegretto
 

Im Kreis der Familie(n)

Das Konzert bringt die Begegnung der Geigerin Ulrike Petersen und ihrer Söhne Josua und Levin an Violoncello und Klavier mit der Familie Wieck-Bargiel-Schumann. Robert Schumann und Clara Wieck hatten sich durch Claras Vater Friedrich Wieck kennengelernt. Der war Roberts gestrenger Klavierlehrer gewesen und hatte erfolglos alles darangesetzt, eine Ehe zwischen beiden zu verhindern. Woldemar Bargiel wiederum war ein jüngerer Halbbruder Claras.

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Der kleine Bruder

Auch wenn Woldemar Bargiel heute kaum jemandem ein Begriff ist, wurde er nicht nur von den Schumanns, sondern etwa auch von Johannes Brahms als Komponist hochgeschätzt. Geboren in Berlin, studierte er am Konservatorium in Leipzig und machte sich seit den 1850er-Jahren vor allem als Kompositionslehrer einen Namen. Er unterrichtete in Berlin, Köln und Rotterdam, bevor er ab 1874 endgültig Professor an der von dem Geiger Joseph Joachim gegründeten Berliner "Königlichen akademischen Hochschule für ausübende Tonkunst" wurde – auf dessen ausdrücklichen Wunsch.

Bargiel war eine wichtige Figur in der Musikszene. Robert und Clara Schumann unterstützten den jungen Komponisten tatkräftig, und eine freundschaftliche Beziehung verband ihn neben Joachim mit Brahms. Aber bei aller Wertschätzung der Zeitgenoss*innen begegnet(e) dem kreativen Komponisten doch das Vorurteil, er würde letztlich im Akademischen, Konservativen verhaftet bleiben. Das Es-Dur-Trio op. 20 – 1860 in Leipzig gedruckt – ist jedenfalls ein spielfreudiges und energetisches, dabei poetisches Stück.

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Der Schwager und Eheliebste

War Robert Schumann ein Familienmensch? Der Mutter zuliebe hatte er ein Jurastudium begonnen und ihr später in einem Brief die Abkehr davon erläutert: „... Mein ganzes Leben war ein zwanzigjähriger Kampf zwischen Poesie und Prosa, oder nenn’ es Musik und Jus. ... Folg’ ich meinem Genius, so weist er mich zur Kunst... Zu der Gewissheit bin ich auch gekommen, dass ich bei Fleiß und Geduld und unter gutem Lehrer binnen sechs Jahren mit jedem Klavierspieler wetteifern will ...“ Das mütterliche Verständnis war ihm wichtig. Sie nahm daraufhin Rücksprache mit dem „guten Lehrer“ Wieck und gab schließlich der Entscheidung für die Musik ihren Segen.

Nachdem er als Neunjähriger den Klaviervirtuosen Ignaz Moscheles erlebt hatte, wollte er Pianist werden. Und auch als er sich wegen einer Überanstrengung der Hand von dieser Karriere verabschieden musste, blieb die besondere Nähe zum Klavier in seinen Werken deutlich. Kongeniale Interpretin wurde Clara. Die dreizehn kurzen Stücke der Kinderszenen op. 15 entstanden 1838, zwei Jahre vor der Hochzeit und sind nicht für Kinderhände, sondern ausdrücklich als „Rückspiegelung eines Älteren für Ältere“ gedacht. Eigentlich ein reiner Klavierzyklus, kommen heute auch Bearbeitungen mit Streichern zu Gehör.

Die bildhaften Titel der thematisch miteinander verknüpften Miniaturen hat Schumann erst im Nachhinein hinzugefügt. Clara konzertierte gerade in Wien. Per Brief erfuhr sie, sie seien „ ... wie ein Nachklang von deinen Worten einmal wo du mir schriebst, ich käme dir auch manchmal wie ein Kind vor – Kurz, es war mir ordentlich wie im Flügelkleide und hab ich da an die 30 kleine putzige Dinger geschrieben, von denen ich ihrer etwa zwölf ausgelesen und ‚Kinderscenen‘ genannt habe… "; sie müsse beim Spielen allerdings die Virtuosin vergessen. Für ihn waren die Szenen ein hoffnungsvoller Ausblick auf die gemeinsame Zukunft; und sie fragte beglückt: „Wem hast Du denn Deine Kinderscenen gewidmet? nicht wahr, die gehören nur uns Beiden, und sie gehen mir nicht aus dem Sinn, so einfach, so gemüthlich, so ganz ‚Du‘ sind sie…"

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Die große Schwester und Angetraute

Clara Schumanns g-Moll-Klaviertrio entstand 1846. Zwei Jahre zuvor hatte die Familie Leipzig gen Dresden verlassen, nachdem es Robert nicht gelungen war, der Nachfolger Mendelssohns als Chefdirigent des Gewandhausorchesters zu werden. 

Sie war über die Maßen gefordert – im Februar brachte sie ihr viertes Kind zur Welt, während ihr Mann wegen seines schlechten Gesundheitszustands keine Hilfe war. Er rang mit seiner zweiten Sinfonie, erlitt Ende Mai dann einen Zusammenbruch. Eine Familienreise brachte die ersehnte Linderung der Sorgen – Clara fand Muße zum Komponieren. Das g-Moll-Trio nahm Gestalt an und wurde schließlich in Dresden beendet. Auf dem Manuskript steht der 12. September 1846, es war der sechste Hochzeitstag, Vorabend ihres 27. Geburtstages. „Es geht doch nichts über das Vergnügen, etwas selbst komponiert zu haben und dann zu hören. Es sind einige hübsche Stellen in dem Trio, und wie ich glaube ist es auch in der Form ziemlich gelungen“, heißt es im Tagebuch, „natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei denen es immer an der Kraft und hie und da an der Erfindung fehlt.“ Deutlich weniger kritisch urteilte die Presse und rühmte „die innere Arbeit wie die äußere Gestaltung von geschickter und fester Hand, frei von Sucht nach Originalität, von Effecthascherei, von allem Überflüssigen“.

Ulrike Petersen

Ulrike Petersen ist Stellvertretende Erste Konzertmeisterin des Konzerthausorchesters Berlin. Sie wurde in Güstrow (Mecklenburg) geboren und studierte an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler. Seit 1994 ist sie Mitglied des Konzerthausorchesters. Zuvor trat sie 1985 für drei Jahre als Geigerin ins Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin ein. Von 1979 bis 1991 war sie Primaria des Petersen-Quartetts. Mit ihm konzertierte sie europaweit, hat Aufnahmen eingespielt und ist mehrfache Preisträgerin internationaler Kammermusikwettbewerbe. 1988 bis 1991 wirkte das Ensemble als „Quartett in Residence“ beim Rundfunk der DDR. Neben ihrer Tätigkeit im Konzerthausorchester Berlin kehrte Ulrike Petersen 2008 in das Quartett zurück, bis es im Sommer 2009 seine Konzerttätigkeit beendete. Seit vielen Jahren ist sie auch Konzertmeisterin der Kammersymphonie Berlin.

Josua Petersen

Josua Petersen ist ein viel gefragter Berliner Cellist, der derzeit das Probejahr auf der Solo-Position im Philharmonischen Orchester Vorpommern absolviert.

Er ist Preisträger unter anderem des Internationalen Anton Rubinstein Wettbewerbs in Berlin, spielt regelmäßig in den drei großen Berliner Opernhäusern und langzeitig in der Karajan Akademie der Berliner Philharmoniker mit. Er ist gern gesehener Gast bei internationalen Festivals. Auftritte führten ihn zu den bedeutendsten Spielstätten nach Japan, China, Südkorea, Russland, Türkei, Italien, Österreich, Lettland, Litauen, Estland und anderen – unter der Leitung von weltbekannten Dirigenten wie Valery Gergiev, Kirill Petrenko, Donald Runnicles, Vassily Petrenko und Péter Eötvös.

Josua spielt ein Violoncello von Luigi Bajoni, Mailand 1854.

Levin Petersen

Levin Petersen wurde 1999 in eine Berliner Musikerfamilie hineingeboren und begann mit fünf Jahren, Klavier zu spielen. Mehrfach nahm er erfolgreich am Wettbewerb „Jugend musiziert“ in verschiedenen Kategorien teil. Levin Petersen erhielt Unterricht bei Jacques Ammon, Hochschule für Musik und Theater Leipzig, sowie bei Birgitta Wollenweber, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Sein erfolgreiches Debüt gab er 2021 mit dem Akademischen Orchester Halle mit dem Klavierkonzert in a-Moll von Edvard Grieg. Im selben Jahr nahm er an einer Masterclass der renommierten Konzertpianistin Elisabeth Leonskaja im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals teil. Seit 2023 studiert Levin Petersen bei Mikhail Mordvinov an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Levin wurde in Jahren 2014-2016 durch die Internationale Musikakademie zur Förderung Hochbegabter in Deutschland ausgezeichnet und war Preisträger des Steinway Klavierwettbewerbs im Jahr 2015.

Damit alles stimmt #1 – Beim Bogenbauer

Kleine Ursachen, große Wirkung – was trägt bei zu gutem Klang, haben wir Musikerinnen und Musiker des Konzerthausorchesters Berlin gefragt. In der ersten Folge begleiten wir Petr Matěják aus unseren Ersten Geigen zu seinem Bogenbauer Petr Auředník, der seine Werkstatt in der Nähe von Prag hat.

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Hörbeispiel

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