5 Fragen an Ayanna Witter-Johnson

von Konzerthaus Berlin 26. März 2025

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Ayanna Witter-Johnson © Nick Howe

Cellistin, Sängerin, Songwriterin und Pianistin – Ayana Witter-Johnson überschreitet am 3. April Grenzen zwischen Klassik, Jazz, Reggae, Soul und R&B.

1.

Warum hast du dir das Celo ausgesucht?

Meine Mutter ermutigte mich von klein auf, zu musizieren. Mit 12 Jahren war ich auf dem  Klavier schon auf Level 8, bevor ich angefangen habe, Cellostunden zu nehmen. Meine tiefe Verbundenheit mit Rhythmus und Ausdruck hat mich dann zum Cello als Hauptinstrument geführt.

Ich bin in einem multikulturellen Haushalt mit vielen verschiedenen Klangsprachen aufgewachsen: Mein  Vater liebte Reggae und Dub, meiner Mutter hörte Jazzplatten und ich habe klassische Musik gespielt. Diese Mischung der Einflüssen hat den einzigartigen Stil geprägt, den ich spielte. Das Cello mit seinen tiefen, resonanten Tönen wurde zu einer natürlichen Erweiterung meiner Stimme – im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Außerdem gefiel mir die Vielseitigkeit des Instruments. Dank ihr konnte ich über Elemente wie Reggae-Basslinien und perkussive Bogentechniken klassische Musik mit meinem jamaikanischen Erbe verbinden.

2.

Welche Einflüsse haben dich inspiriert, die Grenzen deines Instruments zu erweitern?

Ein Schmelztiegel musikalischer Traditionen hat meine Kreativität geformt. Stark beeinflusst haben mich ghanaische Rhythmen, denn als Kind war ich  in einer Tanzgruppe aus diesem Land sehr aktiv. Sie waren ebenso prägend wie die Reggae-, R&B-, Jazz- und Klassik-Traditionen, mit denen ich aufgewachsen bin.  

Inspiration fand ich auch in jamaikanischen Traditionen des Geschichtenerzählens, die Musik und Bewegung eng miteinander verbinden. Das hat mich dazu geführt, eine Art des Cellospiels zu entwickeln, die perkussive Bogentechniken, Chopping und synkopische Rhythmen einbezog, um die Tanzbarkeit karibischer und afrikanischer Musik zu reflektieren.  

Ich bin oft als Solistin aufgetreten und musste dann ohne Band einen volleren Klang erzeugen. Also habe ich mit den Möglichkeiten des Cellos experimentiert, um es als harmonisches ebenso wie als perkussives Instrument einzusetzen, während ich gleichzeitig sang. Das half mir, einen eigenen Stil zu entwickeln, der Jazz, Klassik und karibische Grooves miteinander verbindet.

3.

Könntest Du ein paar Gedanken zu Musik und Kreativität mit uns teilen?

Für mich ist Musik ein zutiefst persönlicher Ausdruck geprägt durch meine Vorfahren. Ich beschreibe mein Werk als Hommage an mein Erbe und nutze Musik, um historische Figuren wie Queen Nanny of the Maroons in Jamaika zu ehren und die rhythmischen und melodischen Traditionen meiner Vorfahren zu feiern.
 
Ich glaube an Musik als Gemeinschaftserlebnis, das oft die Grenzen zwischen Künstlern und Publikum überwindet. In meine Konzerte beziehe ich das Publikum ein, indem ich ihm jamaikanische Volkslieder beibringe, es zum Mitmachen ermutige und eine inklusive, wertschätzende Atmosphäre schaffe. 

Rhythmus ist eine grundlegende Kraft in meiner Kreativität. Ich sehe ihn als eine universelle Sprache, die Menschen über Kulturen hinweg verbindet. Egal, ob ich für ein Orchester, ein Streichquartett oder Cello solo komponiere – Rhythmus spielt eine entscheidende Rolle in meiner musikalischen Identität.

4.

Wie fühlst Du Dich, wenn Du Musik machst?

Musik zu machen, ist eine emotionale und intellektuelle Reise, die mir erlaubt mir, Geschichten zu erzählen, meine kulturellen Wurzeln zu erforschen und meine Identität auszudrücken. Es ist eine freudige und zugleich zutiefst introspektive Erfahrung, da ich in meinen Kompositionen oft über meine Geschichte und mein persönliches Wachstum nachdenke.  

Ich genieße auch die Körperlichkeit des Auftretens – vor allem, wenn ich perkussive Elemente in mein Cellospiel einfließen lasse. Mein tänzerischer Hintergrund verleiht mir ein erhöhtes Bewusstsein für Bewegung, was sich in meinem Spielstil niederschlägt. Ich finde es sehr befriedigend, Gesang und Cello miteinander zu verbinden, da es mir ermöglicht, Melodie, Harmonie und Rhythmus auf eine Weise zu verschmelzen, die sich ganzheitlich und organisch anfühlt.

5.

Erzähl uns bitte ein bisschen über das Programm, das du bei uns spielst.

Kompositionen für Gesang, Cello, Streichquartett und Jazztrio werden klassische, Jazz-  und Soul-Einflüsse verbinden. Mit dabei sind klassischen Streichern des Franz Trio und drei Jazzmusiker, Geiger Rodrigo Bauzá, Kontrabassist Paul Kleber und Schlagzeuger Chris Morris. Ich möchte meinen individuellen Stil zeigen, der dichte Streicherarrangements mit Rhythmen und ausdrucksstarken Erzählungen verbindet und die Verschmelzung meiner kulturellen Wurzeln mit klassischer und zeitgenössischer Musik feiert.

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