11.00 Uhr
Familienführung
„Ein gelehrtes und zugleich galantes Chamäleon“ nennt unser Programmheftautor Jürgen Otten Wolfgang Amadeus Mozart und spielt damit auf die „enorme Mannigfaltigkeit der Couleurs und Temperamente“ an, die der Komponist nicht nur in einem Konzert, sondern sogar innerhalb eines einzigen Satzes unterzubringen vermochte. Das Klavierkonzert A-Dur KV 488, das der junge Pianist Tom Borrow diese Woche mit dem Konzerthausorchester unter Leitung von Christoph Eschenbach spielt, ist ein wunderbares Beispiel dafür. Nobel und beschwingt zugleich, begeistert es seit seiner Uraufführung das Publikum.
Wer hat's zuerst gespielt und gehört? Genau weiß man's nicht, aber wahrscheinlich hat es der Klaviervirtuose Mozart im März 1786 persönlich aus der Taufe gehoben und zugleich dirigiert. Für Zahlenfans: Nach verbreiteter Zählung ist unser „Werk der Woche“ Mozarts 23. Klavierkonzert von 27. Andere lassen weniger gelten und kommen beispielsweise auf 21 originale Konzerte des Wieners. Wer es gern eindeutig hat, nutzt also besser die Köchelverzeichnis-Nummer 488. Denn in A-Dur steht ein weiteres seiner Klavierkonzerte und eine Spitznamen, ob nun vom Komponisten selbst oder später hinzugefügt, hat es nicht.
Und wo sind die Oboen? Die haben zwischen zwei Haydn-Sinfonien eine kleine Pause und überlassen Flöte, zwei Fagotten und zwei Klarinetten das Register. Mozart liebte nämlich auch den warmen, anpassungsfähigen Klang der Klarinette, die sich am Ende des 18. Jahrhunderts gerade erst im Holzbläsersatz etablierte. Er schrieb herrliche Stücke für das neue Instrument wie sein berühmtes Klarinettenkonzert oder das Quintett für Klarinette und Streichquartett. Außerdem setzte er die Klarinette in drei Klavierkonzerten ein – auch in unserem Werk der Woche, wo sie etwa im Adagio wehmütig singend und im Schlussatz übermütig herbeihüpfend zur Geltung kommt. In Haydns Londoner Sinfonie, die den Abend beschließt, ist dann nicht nur der volle Holzbläsersatz dabei, sondern auch Hörner, Pauken und Trompeten.