15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Mozart war schon als Kind ständig auf „Dienstreise“ aka Tournee. Der junge Felix Mendelssohn Bartholdy hatte es besser: Sein Vater schickte den hochbegabten Sprößling auf eine standesgemäße Bildungsreise. 1829 ging es zunächst nach Großbritannien, 1830/31 dann über Weimar, München und Wien auf die klassische Grand Tour in den Süden – hauptsächlich auf Goethes Spuren durchs deutsche Sehnsuchtsland Italien. Vater Mendelssohn fuhr im Gegensatz zu Vater Mozart übrigens selbst nicht mit, was das Ganze sicher entspannter gestaltet haben dürfte.
Der 21-jährige Komponist war ohnehin ein vorbildlicher Tourist – immer auf der Suche nach besichtigungswürdigen Relikten aus Antike und Renaissance sowie historischen Notenhandschriften, die er abschrieb. Eskapaden sind keine überliefert. Allerdings verliebte er sich – in die italienische Landschaft: „Da steckt die Musik drin, da tönt's und klingt's von allen Seiten“, schrieb Felix nach Hause. Höchst inspiriert ließ er Schwester Fanny wissen: „Überhaupt geht es mit dem Componieren jetzt wieder frisch. Die ‚italienische Sinfonie‘ macht große Fortschritte; es wird das lustigste Stück, das ich gemacht habe.“ Unterwegs komponierte er aber erstmal die von seiner Schottlandreise inspirierte „Hebriden-Ouvertüre“ fertig und arbeitete an anderen Stücken.
So überschäumend glücklich und strahlend beginnt die besagte Sinfonie, dass man sich kaum vorstellen kann, Mendelssohn habe sie nicht auf einem besonnten Hügel unter Olivenbäumen mit leichter Hand zu Papier gebracht. Stattdessen hat er mit ihr im unwirtlichen Berliner Winter 1832 noch schwer gerungen und sie auch nach der gefeierten Londoner Uraufführung mehrfach überarbeitet. Zunächst war sie übrigens weder seine „Vierte“ noch seine „Italienische“: Chronologisch die Dritte, bekam sie endgültige Nummer und Beinamen erst mit der Veröffentlichung 1851, vier Jahre nach seinem frühem Tod.
Auch für den jungen Felix Mendelssohn hielt Italien offenbar noch andere Eindrücke bereit als besonnte Landschaften, antike Monumente und vergilbte Handschriften in Bibliotheken: „Saltarello“ lautet der Name eines wilden Springtanz, dem sich das Volk seit dem 14. Jahrhundert manchmal entfesselt bis zur Ekstase hingab. Mendelssohn hat ihn elegant und temperamentvoll zugleich im letzten Satz der „Italienischen“ aufgegriffen.