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Familienführung
Musizieren bringt zusammen und macht glücklich – zum Beispiel im Konzerthaus Publikumsorchester. Hier spielen rund 60 Konzerthausfans verschiedener Generationen und Nationalitäten zusammen, die im Alltag unterschiedlichen Berufen nachgehen. Wir haben vier davon mit Dirigent Dirk Wucherpfennig getroffen und uns erzählen lassen, was sie begeistert.
Psychotherapeutin Ines von Witzleben spielt schon seit Orchestergründung 2014 in der Cellogruppe und engagiert sich außerdem im Vorstand. Sie ist erleichtert, dass die Beschränkungen der letzten Jahre überstanden sind: „Zu Beginn der Pandemie haben wir von Probe zu Probe gebibbert, ob es weitergeht und waren im Sommer 2020 überglücklich, zunächst wieder proben zu können.“
Nicht nur das Musizieren, auch die soziale Verbundenheit habe ihnen sehr gefehlt. Zu den schönen Besonderheiten des Konzerthaus Publikumsorchesters gehört die enge Verbindung mit dem Konzerthausorchester Berlin: „Wir lieben es, wenn wir Registerproben mit David Drost oder Taneli Turunen aus deren Cellogruppe haben und profitieren sehr davon.“
Während einige andere Laienorchester wegen Mitgliederschwund oder erschwerter Bedingungen aufgeben mussten, bemerkt Dirigent Dirk Wucherpfennig bei „seinem“ Orchester fast noch mehr Begeisterung als zuvor. Zwischenzeitlich wird in einer Schulaula in Charlottenburg geprobt, aber Konzerte finden natürlich weiter im Großen Saal statt: „Dass alle dabeibleiben, zeigt, wie wichtig ihnen unser gemeinsames Musizieren ist. Im Laufe der Zeit sind viele persönliche Bindungen entstanden. Wir versuchen, regelmäßig Probenwochenenden zu organisieren. Und zwei tolle Konzertreisen nach Kopenhagen und Singapur haben wir auch schon gemacht.“
Elektroingenieur Peter Erdmann pflegt sein Hobby Trompete bereits seit Jahrzehnten. „Man freut sich nicht nur jeden Mittwoch auf die Probe, sondern auch darauf, danach gemeinsam zum Griechen zu gehen und über Persönliches zu reden, die Arbeit oder andere Hobbys. Manchmal spielen einige von uns zusammen im Kindergarten oder auf dem Weihnachtsmarkt. Und im Sommer haben wir einen Dampferausflug unternommen – da haben wir ausnahmsweise nicht selber gespielt, sondern ein Akkordeonist.“
An der Pauke sitzt Hans Ullrich. Der ehemalige Solo-Pauker der Deutschen Oper kann sich auch im Ruhestand kein Leben ohne Musik vorstellen: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, warum soll ich damit aufhören? Wenn man Pauke spielt, macht man das nicht für sich allein im Keller, sondern in einem Orchester.“
Liza S. ist erst seit Anfang Oktober dabei. Die junge Sprachstudentin aus der Ukraine spielt Geige und ist über einen Kontakt ihrer Gastfamilie aufs Publikumsorchester gekommen: „Ich bin sehr glücklich und dankbar für die Möglichkeit, in diesem Orchester und im Konzerthaus zu spielen. Alle sind so freundlich und entspannt. Ich wollte nie professionelle Musikerin werden, obwohl meine Lehrerin sich das gewünscht hat. Sie wird sehr stolz sein, wenn ich ihr erzähle, was ich jetzt mache. Meine Seele fliegt, wenn ich Geige spiele. Gemeinsam zu musizieren, hilft durch harte Zeiten.“
Dirk Wucherpfennig, im Hauptberuf übrigens Schlagzeuger im Konzerthausorchester und außerdem studierter Dirigent, hat immer wieder die reizvolle, aber schwierige Aufgabe, Stücke zu finden, die weder über- noch unterfordern. Zuletzt standen Bartóks Tanzsuite und Zemlinskys erste Sinfonie auf dem Programm: „Es sollten natürlich möglichst sämtliche Orchestermitglieder besetzt sein. Wir haben dreifache Holzbläser, vier Trompeten, drei Posaunen und Tuba. Dazu gehört eigentlich ein enormer Streicherapparat mit 16 Ersten Geigen, den wir noch weiter aufbauen möchten. Ganz besonders freuen wir uns über Kontrabässe, aber auch weitere Geigen und Bratschen sind daher immer hochwillkommen, ebenso Hörner."
Mittwoch außerhalb der Ferien von 19.00 bis 21.30 Uhr, Aula Sophie-Charlotte-Oberschule, Sybelstraße 2, Berlin-Charlottenburg.
Dirk Wucherpfennig und der Vorstand des Konzerthaus Publikumsorchesters freuen sich auf eine kurze Bewerbung mit Angaben zu Instrument und Orchestererfahrung an publikumsorchester@konzerthaus.de
Fotos: Sebastian Runge