16.00 Uhr
Neujahrskonzert
Konzerthausorchester Berlin
IVÀN Fischer Dirigent
Kirill Gerstein Klavier
Leonard Bernstein (1918 – 1990)
Ouvertüre zum Musical „Candide“
Allegro molto con brio
Drei Tanzepisoden aus dem Musical „On The Town“
The Great Lover
Lonely Town. Pas de deux
Times Square, 1944
George Gershwin (1898 – 1937)
„Rhapsody in blue”
PAUSE
Darius Milhaud (1892 – 1974)
„Le bœuf sur le toit“ – Ballettmusik op. 58
Erik Satie (1866 – 1925)
„Gymnopédie“ Nr. 1, für Orchester bearbeitet von Claude Debussy
„Gnossienne“ Nr. 3, für Orchester bearbeitet von Francis Poulenc
Maurice Ravel (1875 – 1937)
„La Valse“ – Poème choréographique für Orchester
New York, Paris, Wien – eines haben sie gemeinsam: den alltäglichen Wahnsinn der Großstadt. George Gershwin war so fasziniert von diesem Wahnsinn, dass er ihm in Form seiner „Rhapsody in blue“ Ausdruck verlieh. Er erdachte das Stück 1924 während einer Zugfahrt als ein „Kaleidoskop Amerikas, unseres großen Schmelztiegels, unseres unvergleichlichen nationalen Pulses, unseres Blues, unseres großstädtischen Wahnsinns.“ Auch Leonard Bernstein, dessen Eltern (wie auch die Eltern Gershwins) als jüdische Einwanderer nach New York kamen, brachte „die Stadt, die niemals schläft“ zum Klingen. Die drei Tanzepisoden aus dem Musical „On the Town“ stellen verschiedene Szenerien ihres Lebens dar. Die Vielfalt der Musik – von klassischer Sinfonik bis hin zu Jazz – repräsentiert dabei auf wunderbare Weise den hitzigen Schmelztiegel.
Noch mehr inszeniert die stilistische Vielfalt Darius Milhaud, der im Pariser Vergnügungsviertel Pigalle lebte und sich beim Komponieren am offenen Fenster ganz unbeeindruckt von Jahrmarktsgetümmel und Verkehrslärm beschallen ließ. In „Le bœuf sur le toit“ mischen sich zu dieser Soundkulisse die Eindrücke seines Aufenthaltes in Rio de Janeiro – wobei „mischen“ hier kaum das richtige Wort ist: Die einzelnen Elemente überlagern sich unbekümmert, prallen aufeinander und reiben sich aneinander. Ganz anders, aber nicht weniger großstädtisch, klingt Erik Satie. Wohl kaum ein Komponist wusste die Einsamkeit, die eine Seele gerade inmitten des Gewühls zu empfinden vermag, so treffend in Töne zu setzen. „Arm“ ist seine Musik, genau wie auch Satie selbst es seinerzeit um die Wende zum 20. Jahrhundert war. Denn Erfolg konnte er damals mit seinen rätselhaften „Gymnopédies“, die wohl irgendwie auf den antiken Tanz nackter Jünglinge verweisen, bei seinen Zeitgenossen nicht verbuchen.
Womit endet nun ein solches Konzertprogramm voller Tanzmusik? In tödlicher Erschöpfung oder in purer Glückseligkeit? Maurice Ravels leidenschaftliches Stück „La Valse“ lässt beide Interpretationsmöglichkeiten zu. Ob Totentanz oder Wiener Opernball – in jedem Fall schließt sich damit der Kreis zum Beginn des Konzerts, wo auch Bernstein in seiner Candide-Ouvertüre dem Wiener Walzer huldigt.
Bernsteins Ouvertüre zum Musical „Candide“
New York City, Times Square, 1955
Als „eine Liebeserklärung an die europäische Musik“ bezeichnete Bernstein seine 1956 in New York uraufgeführte Operette „Candide“. Heiter und schwungvoll gibt sich die Musik schon in der Ouvertüre. Ein solcher Tonfall liegt in Anbetracht des Librettos, das auf Voltaires 1759 entstandenem Roman „Candide oder der Optimismus“ basiert, eigentlich nicht auf der Hand. Offensichtlich orientierte sich Bernstein am spöttischen Tonfall des Autors. Im Angesicht von Kriegen und Naturkatastrophen verhöhnte dieser seinerzeit jegliche Hoffnung auf eine bessere Welt: Er unterzieht das Liebespaar Candide und Cunégonde allen nur denkbaren Katastrophen und weist erst ganz am Ende einen mehr oder minder tröstenden Ausweg aus dem irdischen Jammertal auf: Arbeit.
Für „Lenny“, den charismatischen Lebemenschen, Weltumarmer und Publikumsliebling, geriet die Arbeit an „Candide“ nach einem anfänglichen Flop, einer Neufassung des Librettos und Umarbeitung als Musical schlussendlich – fast 20 Jahre später – zu einem preisgekrönten Broadway-Erfolg.
New York City, Times Square, 1944
Seinen ersten Broadway-Erfolg verbuchte Bernstein 1944 mit dem Musical „On the town“. Die drei Tanzepisoden stellte er in Anlehnung an die klassische Abfolge mehrsätziger Werke (schnell-langsam-schnell) im Nachhinein als Konzertsuite zusammen. Dass das musikalisch so gut funktioniert, liegt an der für Musicals ungewöhnlich hohen sinfonischen Qualität der Musik. Bernsteins künstlerische Persönlichkeit, die sich ebensowenig wie seine Werke in eine Schublade einordnen lässt, spiegelt sich darin wider: „Es ist für mich unmöglich, eine ausschließliche Wahl zwischen den verschiedenen Tätigkeiten des Dirigierens, der sinfonischen Komposition, des Schreibens für das Theater und des Klavierspiels zu treffen. Was mir in einem bestimmten Moment richtig erscheint, muss ich tun.“
Ganz dem Moment verfallen sind auch die Protagonisten des Musicals – eine Gruppe von Matrosen, die für einen Tag in New York an Land gehen. Während sich einer in der U-Bahn erträumt, wie er die Angebetete von den Socken haut (Nr. 1), lässt ein zweiter ein schüchternes Mädchen doch wieder fallen, nachdem er sie im Central Park verführt hat (Nr. 2). Zu Nr. 3 schreibt Bernstein selbst: „Eine Panoramasequenz, in der sich alle Matrosen in New York am Times Square versammeln, um sich zu amüsieren. Es wird gemeinsam getanzt, es gibt eine Szene in einer Souvenirverkaufshalle und eine Szene im Roseland Dance Palace.“
Gershwins „Rhapsody in blue“
George Gershwin, 1924
Bernstein beschäftigte sich ebenso wie George Gershwin mit der Frage, was eigentlich moderne, typisch amerikanische Musik sei. Was macht ihre Eigenart in Abgrenzung zur europäischen aus, die noch bis ins 20. Jahrhundert die Ausbildungsstätten und Konzertsäle Amerikas beherrschte? Genau definieren lässt sich ein „amerikanisches Idiom“ sicherlich nicht, doch berufen sich beide Komponisten auf ein Element, das ihre Musiksprache zeitlebens prägen sollte: den Jazz.
Gershwins „Rhapsody in blue“ ist eine Art Blaupause, was die Verbindung von klassischer Tradition und Jazz angeht. Das Stück für Klavier solo und Orchester war 1924 von dem renommierten Dirigenten und Bandleader Paul Whiteman für ein Konzert mit dem Titel „An Experiment in Modern Music“ bestellt worden. Seine einzige Forderung war, dass es „in a jazzy idiom“ geschrieben sein solle.
Gershwin hatte zwar eine klassische – das heißt durch die europäische „ernste“ Musik geprägte – Pianistenausbildung genossen, war aber mit Jazz und überhaupt Popularmusik bestens vertraut. So hatte er bereits mit 16 als song-plugger in der Tin Pan Alley gearbeitet.
Die damals trainierten Fähigkeiten, Musik spontan zu erfassen und zu improvisieren, sollten ihm nun bei der rasanten Erschaffung der „Rhapsody in blue“ zugute kommen. Aus einer öffentlichen Konzertankündigung Whitemans erfuhr er, dass ein neues Stück von ihm in wenigen Wochen gespielt werden solle. Zu diesem Zeitpunkt hatte er dem Dirigenten weder eine fixe Zusage erteilt, geschweige denn eine Note geschrieben. In Anbetracht des Zeitdrucks überließ er es einem Mitarbeiter Whitemans, das Stück zu instrumentieren, nachdem er es skizziert hatte. Auch den Solopart notierte er nicht vollständig aus, sondern improvisierte ihn bei der Uraufführung selbst über weite Strecken. Wie genau die überaus erfolgreiche Aufführung also klang, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Sicher ist jedoch, was der vorherrschende Tonfall des Stückes damals wie heute war und ist: „blue“. Die titelgebende Farbbezeichnung, die anstelle einer Tonartenbezeichnung (etwa Rhapsody in G-Dur…) steht, war durch Gershwins Bruder Ira angeregt. Dieser hatte kurz zuvor Bilder des Malers James McNeill Whistler gesehen, der Titel wie „Sinfonie in Weiß“ verwendete. Die Farbe Blau verweist im Falle Gershwins natürlich auf den Blues mit seinen charakteristischen blue notes.
James McNeill Whistler: Symphony in White, No. 1: The White Girl, 1862
Milhauds „Le bœuf sur le toit“
Darius Milhaud
Ebenso wie die „Rhapsody in blue“ folgt auch Darius Milhauds einsätziges „Le bœuf sur le toit“ („Der Ochse auf dem Dach“) keiner vorgegebenen Form. Vielmehr besteht das 1919 entstandene Werk aus einer Reihung verschiedenster Episoden, die durch ein immer wiederkehrendes Thema ähnlich wie in einem Rondo zusammengehalten werden. Dieses gleich zu Beginn vorgestellte Thema verweist in seiner tänzerischen Rhythmik auf Milhauds intensive Beschäftigung mit der brasilianischen Folklore. Offiziell war er als Sekretär seines Freundes, des Dichters und Botschafters Paul Claudel, dorthin gereist, um die französischen Interessen zu vertreten. Die Leichtigkeit, Komplexität und Leidenschaft der lateinamerikanischen Volksmusik fesselte sein Interesse aber offenkundig mindestens genauso wie die diplomatischen Angelegenheiten.
Die freudige Grundstimmung von „Le bœuf sur le toit“ entspricht der für Frankreich typischen Ästhetik nach dem Ersten Weltkrieg. Sie folgt dem Gebot der Heiterkeit und steht in Opposition zu vor allem mit deutscher Musik assoziierter Schwermut und Ernsthaftigkeit. Die Pantomime, die Jean Cocteau dazu entwarf, empfand Milhaud allerdings als albern und clownesk. Dennoch war Cocteaus Inszenierung wesentlich an der positiven Resonanz der Uraufführung beteiligt. Der Erfolg reichte sogar so weit, dass eine Pariser Bar den Namen „Le bœuf sur le toit“ für sich beschlagnahmte, entsprechend der Milchbar, die auch in Cocteaus Pantomime den Hauptschauplatz bildete. Milhaud arrangierte sich schließlich mit Cocteaus Deutung – nicht zuletzt war er fortan Mitglied auf Lebenszeit im „Le bœuf sur le toit“ …
Saties „Gymnopédie“ Nr. 1
Saties „Gnossienne“ Nr. 3
Erik Alfred Leslie Satie. Porträt von Suzanne Valadon, 1892
Dass sich Milhaud mit 19 gegen den Willen seiner Eltern für eine Laufbahn als Musiker entschieden hatte, war vor allem ihm zu verdanken: Erik Satie. Dessen Stimme sollte in den 20er-Jahren zu einer der wichtigsten Instanzen nicht nur für Milhaud, sondern überhaupt für die junge Komponistengeneration in Frankreich werden. Die Sachlichkeit und teils radikale Einfachheit seiner Musik sowie sein skurriler Humor machten ihn zu einem Ideal für deren nach Leichtigkeit strebende, antideutsche Haltung.
Satie selbst bezeichnete sich nicht als Künstler, sondern als Handwerker. Genauer: als „Phonometrograph“ – als jemanden, der Töne misst und aufzeichnet. Über seinen „künstlerischen“ Werdegang schrieb er selbst: „Nach einer kurzen Jugend wuchs ich zu einem normalen Menschen heran, zu nichts weiter. Es war zu jener Zeit, dass ich begann, in Tönen zu denken und zu schreiben. Ja... Ärgerliche Sache... Äußerst ärgerliche Sache!“ In stets identischen samtenen, maßgeschneiderten Anzügen flanierte er durch das Pariser Künstlerviertel Montmartre, adressierte Briefe an sich selbst und proklamierte, dass Geschäftsbriefe das beste Vorbild für Komponisten seien. „Sie haben etwas zu sagen, also äußern sie es“, begründete er dies.
Seine insgesamt drei Gymnopédies (1888) und sechs Gnossiennes (1889-1897) für Klavier solo verweisen den Titeln nach in die Antike. Was genau sie bedeuten, lässt sich jedoch nicht restlos klären. So könnte bei letzteren sowohl ein Bezug zur Insel Knossos als auch zum Wort Gnostizismus möglich sein. Die beiden Instrumentierungen Poulencs und Debussys verändern den kargen Grundcharakter der Klavierstücke durch den Reichtum ihrer orchestralen Farben erheblich. Ob dies im Sinne Saties war, sei dahingestellt. Dankbar für die Verbreitung seiner Werke dürfte „Monsieur Le Pauvre“, wie er auch genannt wurde, dennoch gewesen sein.
Ravels „La Valse“
Maurice Ravel
Ungefähr zur selben Zeit wie Erik Satie schlenderte auch Maurice Ravel in nicht minder gut sitzenden Anzügen und mit schrillen Krawatten durch die Pariser Gassen. Die befreundete Geigerin Hélène Jourdan-Morhange berichtet, dass der Komponist jedes Jahr drei Monate im Voraus die drei Krawatten diskutierte, die er zum Neujahrsfest geschenkt bekommen sollte… So dandyhaft und extravagant seine äußere Erscheinung auch war, so reserviert und fast maskiert war offenbar sein Wesen. Masken und Verkleidungen spielten auch in Ravels Musik stets eine große Rolle. Er verstand es wie kein anderer, sich verschiedenste Stile anzueignen, und dabei dennoch – oder sogar umso mehr – er selbst zu sein. So finden sich in seinem Werk etwa barocke Tänze, jüdische oder spanische Folklore, klassische Gattungen wie die Sonatine aus dem 18. Jahrhundert oder – immer wieder: Wiener Walzer.
Entgegen dem eigentlich freudigen Grundcharakter dieses Tanzes klang Ravels 1920 entstandenes Poéme choréographique „La Valse“ für viele Ohren mehr nach einem Abbild der untergehenden Donaumonarchie, für andere sogar nach einem Totentanz. Ravel selbst verwahrte sich jedoch gegen diese Auffassungen: „Es hat nichts mit der aktuellen Situation in Wien zu tun … Er ist eine getanzte, kreisende, fast schreckenerregende Extase, ein Taumel, der immer leidenschaftlicher wird und die Tänzer erschöpft, die sich vom Walzer hinreißen und davontragen lassen.“
Da Ravel das Stück ursprünglich als Ballett geplant hatte, findet sich am Anfang der Partitur eine Art Regieanweisung. Vom Ballsaal einer kaiserlichen Residenz um 1855 ist darin die Rede sowie von einem Kronleuchter, der beim ersten fortissimo plötzlich die Tanzgesellschaft erleuchtet. Nicht linear, sondern in Wellen, wie es für Ravel typisch ist, schraubt sich der Wiener Walzer nun höher und höher. Pointierter als durch die Feder des Franzosen Maurice Ravel hätte sich der Wahnsinn dieses Tanzes und dieser Stadt wohl kaum darstellen lassen.
Das Konzerthausorchester Berlin spielt seit der Saison 2023/24 unter Leitung von Chefdirigentin Joana Mallwitz. Sie folgt damit Christoph Eschenbach, der diese Position ab 2019 vier Spielzeiten innehatte. Als Ehrendirigent ist Iván Fischer, Chefdirigent von 2012 bis 2018, dem Orchester weiterhin sehr verbunden.
1952 als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr das heutige Konzerthausorchester Berlin von 1960 bis 1977 unter Chefdirigent Kurt Sanderling seine entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung. Seine eigene Spielstätte erhielt es 1984 mit Wiedereröffnung des restaurierten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt. Zehn Jahre später wurde das BSO offizielles Hausorchester am nun umgetauften Konzerthaus Berlin und trägt seit 2006 dazu passend seinen heutigen Namen. Dort spielt es pro Saison mehr als 100 Konzerte. Außerdem ist es regelmäßig auf Tourneen und Festivals im In- und Ausland zu erleben. An der 2010 gegründeten Kurt-Sanderling-Akademie bilden die Musiker*innen hochbegabten Orchesternachwuchs aus.
Einem breiten Publikum auf höchstem Niveau gespielte Musik nah zu bringen, ist dem Konzerthausorchester wesentliches Anliegen. Dafür engagieren sich die Musiker*innen etwa bei „Mittendrin“, wobei das Publikum im Konzert direkt neben Orchestermitgliedern sitzt, als Mitwirkende in Clipserien im Web wie dem mehrfach preisgekrönten #klangberlins oder in den Streams „Spielzeit“ auf der Webplattform „twitch“. Die Verbundenheit mit Berlin zeigt sich im vielfältigen pädagogischen und sozialen Engagement des Orchesters mit diversen Partnern in der Stadt.
Iván Fischer ist als einer der visionärsten Musiker unserer Zeit bekannt. Er wirkt als Dirigent, Komponist, Opernregisseur, Denker, Vermittler – verankert in der Tradition der musikalischen Universalgelehrten. Sein Fokus ist stets die Musik, dafür entwickelte er zahlreiche neue Konzertformate und erneuerte die Struktur und die Arbeitsweise des klassischen Symphonieorchesters. Mit dem Budapest Festival Orchestra, das er Mitte der 80er Jahre gründete, hat er zahlreiche Reformen eingeführt und etabliert.
Weltweit wird Iván Fischer als einer der visionärsten und erfolgreichsten Orchesterleiter geschätzt. Von 2012 bis 2018 war er über sechs Spielzeiten hinweg Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, das ihn zum Ehrendirigenten auf Lebenszeit ernannt hat. Als Gastdirigent konzertiert er mit den renommiertesten Sinfonieorchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam und dem New York Philharmonic. Fischer ist Gründer der Ungarischen Mahler-Gesellschaft und Schirmherr der Britischen Kodály Academy. 2020 wurde der Musiker zum Ehrengastdirigenten des Concertgebouworkest ernannt. Er ist Ehrenbürger von Budapest.
Der 1951 in Budapest geborene Fischer studierte Klavier, Violine und Violoncello in Budapest, ehe er in Wien die legendäre Dirigierklasse von Hans Swarowsky besuchte. Nach einer zweijährigen Assistenzzeit bei Nikolaus Harnoncourt startete er seine internationale Karriere mit dem Sieg beim Dirigentenwettbewerb der Rupert Foundation in London.
Seit 2004 ist Iván Fischer auch als Komponist tätig, er schreibt meist vokale Musik mit kleinen Instrumentalensembles. Seine Oper „Die rote Färse“ hat in der ganzen Welt für Schlagzeilen gesorgt; die Kinderoper „Der Grüffelo“ erlebte in Berlin mehrere Wiederaufnahmen. Sein meist aufgeführtes Werk „Eine Deutsch-Jiddische Kantate“ wurde in zahlreichen Ländern aufgeführt und aufgenommen.
Kirill Gerstein ist als vielseitiger Künstler – Pianist, Kurator, Pädagoge, musikalischer Leiter und künstlerischer Partner – weltweit gefragt. Sein Repertoire reicht von barocken Suiten und klassischen Konzerten bis hin zu zeitgenössischer Musik, Jazz und Kabarett. Er pflegt eine enge Verbindung mit vielen der weltweit führenden Orchester, Musikerpersönlichkeiten, Komponist:innen, Festivals, Plattenfirmen und Medienplattformen.
Zuletzt war er Artist in Residence beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Spotlight Artist beim London Symphony Orchestra, Resident Artist beim Festival Aix-en-Provence sowie Kurator einer Konzertreihe mit dem Titel „Busoni and his World“ in der Londoner Wigmore Hall. Ein Highlight war seine Zusammenarbeit mit der Jazz-Legende Brad Mehldau im Rahmen seiner Residenz beim Klavierfestival Ruhr. Zudem trat er in Tanglewood mit dem Performancekünstler und Komponisten HK Gruber auf, um Berliner Kabarettlieder der 1920er Jahre aufzuführen.
Die weltweit erste Aufnahme von Thomas Adès’ Concerto for Piano and Orchestra mit dem Boston Symphony Orchestra unter der Leitung des Komponisten wurde für drei Grammys nominiert und mit dem Gramophone Award 2020 ausgezeichnet. Weitere zahlreiche Aufnahmen dokumentieren seine Vielseitigkeit.
In der aktuellen Saison wird Kirill Gerstein eine Woche lang in Konzert- und Recitalübertragungen auf BBC3 zu hören sein. Außerdem spielte er das Klavierkonzert von Gershwin mit der Staatskapelle Dresden im traditionellen Silvesterkonzert des ZDF.
Kirill Gerstein hat neue Werke von Timo Andres, Chick Corea, Alexander Goehr, Oliver Knussen und Brad Mehldau in Auftrag gegeben und uraufgeführt, so Thomas Adès’ Concerto for Piano and Orchestra im Jahr 2019.
Kirill Gerstein wurde 1979 in Voronezh, Russland, geboren und besuchte eine der speziellen Musikschulen des Landes für begabte Kinder. Er brachte sich selbst das Jazzspielen bei, indem er zu Hause die Plattensammlung seiner Eltern hörte. Nach einer zufälligen Begegnung mit Gary Burton in St. Petersburg wurde er im Alter von 14 Jahren als jüngster Student an das Berklee College of Music in Boston eingeladen. Mit 16 Jahren schloss er sein Bachelor- und Masterstudium an der Manhattan School of Music in New York ab und setzte sein Studium bei Dmitri Bashkirov in Madrid und Ferenc
Rados in Budapest fort. Als Gewinner des Ersten Preises beim 10. Arthur Rubinstein Wettbewerb erhielt Kirill Gerstein 2010 den prestigeträchtigen Gilmore Artist Award sowie ein Avery Fisher Career Grant. 2021 wurde ihm der Ehrendoktortitel der Manhattan School of Music verliehen. Kirill Gerstein ist derzeit Professor für Klavier an der Hanns Eisler Hochschule in Berlin und auch an der Fakultät der Kronberg Academy.
Wir wünschen unseren Beucherinnen und Besuchern ein frohes und gesundes neues Jahr!
In unserem Clip lassen wir das Jahr 2024 mit einem Rückblick voller musikalischer Highlights noch einmal Revue passieren.