15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Cenks Sahins individuell gefertigter Hornkoffer ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern hat es auch in sich – ob Üben im Tourbus oder Ansatzcheck beim Unterrichten, unser Stellvertretender Solo-Hornist ist für alles gut gerüstet.
So sensibel auf Regen oder Kälte wie eine Geige reagiert ein Horn zum Glück nicht – stimmungsvolle Musik auf dem Weihnachtsmarkt zu spielen, ist für Blechbläser kein Problem. Sehr gut aufpassen müsse man aber trotzdem auf das Instrument, erzählt unser Hornist Cenk Sahin: „Vor allem der Schallbecher braucht Schutz, denn dort ist das Material besonders dünn.“ Nicht nur gegen Beulen, auch gegen Schweiß ist das Horn empfindlich: Wo die rechte Hand das Instrument bei Spielen hält, kann der lederne Handschutz den Kontakt damit ebenso verhindern wie das Abrutschen. Wie alle Bläser hat auch Cenk eine Zahnputzausrüstung im Kasten: „Gut für mich und fürs Instrument!“
Ob normales Doppelhorn, Naturhorn oder Wagner-Tuba (die trotz ihres Namens ein tiefes Nebeninstrument der Hörner ist) – im Prinzip kann man auf alle dasselbe Mundstück setzen. Für Cenk gibt es aber feine Unterschiede: „Manchmal benutze ich ein kleineres, damit speziell hohe Töne sauber und gesund klingen.“ Fürs Naturhorn besitzt er wiederum ein anderes, um aus dem historischen Instrument „immer noch einen großen Klang“ zu holen. Runterfallen sollte natürlich keines – für alle Fälle gehört in jeden gut sortierten Hornkoffer ein Ersatzmundstück. Erkennbar am Metallkreis steht ein „zweiter Ventilzug“ zwischen Cenks Mundstücken: „Mit dessen Hilfe checke ich beim Unterrichten, ob der Ansatz des Schülers stimmt.“
Mit einem Übemundstück, das in der Metallröhre ein kleines Loch für tiefe Töne hat, hält Cenk seinen eigenen Ansatz im Tourbus oder beim Spaziergang zwischendurch auch ohne Instrument fit. Ebenfalls für unterwegs ist „Silent Brass“, ein System aus Dämpfer und angeschlossenen Kopfhörern. Schon kann sich niemand über einen im Hotelzimmer nebenan übenden Hornisten beschweren! Klingt toll, ist „allerdings nur zur Überbrückung, wenn man sonst gar nicht üben kann,“ schränkt Cenk ein.
Apropos Tournee: Fast alle Musiker lieben Konzertreisen. Hörner sind da keine Ausnahme. Sie spielen auch ganz besonders gern zusammen, wie zwei Erinnerungsstücke im Koffer zeigen: Ein Foto der siebenköpfigen Horngruppe nach Mahler 1 mit dem Konzerthausorchester 2019 in Tokyo und ein Programmheft vom letzten Konzert mit Robert Schumanns Konzertstück für vier Hörner und Orchester – für das Cenk zu Gast bei Kollege Timo Steiningers Quartett German Hornsound war.
Immer in Cenks Hornkoffer ist ein kleiner Mustafa Kemal Atatürk-Pin: „Er ist für mich ein Vorbild, weil er in ganz schwieriger Zeit nie aufgegeben und so vieles ermöglicht hat. Wenn ich mich mal nicht gut fühle oder etwas schwierig ist, betrachte ich ihn und bin ermutigt, weiterzumachen.“
Cenk Sahin stammt aus der Türkei und ist seit 2012 Stellvertretender Solo-Hornist im Konzerthausorchester.
Fotos: Markus Werner (Instrumentenkasten); Tobias Kruse/OSTKREUZ (Titelporträt)