15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Wer glaubt, dass nur Blechblasinstrumente golden glänzen, hat noch keinen Blick in den Flötenkasten von Yubeen Kim geworfen. Mit seiner Goldflöte hat unser Solo-Flötist sogar eine Art Goldmedaille geholt – den 1. Preis beim diesjährigen ARD-Wettbewerb!
Dass ein Flötenkasten nicht viel Platz für die Dinge des Musikeralltags bietet, haben wir schon erwartet. Im Unterschied zu seinen Kolleg*innen an Oboe, Fagott und Klarinette muss unser Solo-Flötist Yubeen Kim ja zum Glück keine Rohrblätter nachschaben oder Mundstücke wickeln.
Also die Goldflöte zusammenstecken und ab auf die Bühne? So einfach ist es dann doch nicht! Verschiedene Goldlegierungen klingen nämlich unterschiedlich: „Ich kann den Klang verändern, indem ich meine „normale“ Goldflöte mit einem alternativen Kopfstück kombiniere,“ beschreibt Yubeen. Ein Turbokopfstück sozusagen, das sein Instrument noch strahlender hervortreten lässt, wenn das ein Werk erfordert.
Eine hölzerne Querflöte gehört auch zu Yubeens Ausstattung. Sie klingt zurückhaltender und verschmilzt in barocken und frühklassischen Werken wunderbar mit den Streichern. „Aber es ist auch eine Boehmflöte,“ erklärt Yubeen. „Das heißt, sie hat die gleiche Mechanik wie meine Goldflöte.“ Also keine Traversflöte, wie sie im Barock verwendet wurde – die wäre ein ganz anderes Instrument.
Neben Stimmgerät, Zigarettenpapier gegen klebende Instrumentenklappen, Putztuch und Zahnpflegeset entdecken wir einen Glücksbringer: Das Wappen von Harry Potters Hogwarts-Haus Gryffindor baumelt als Anhänger am Flötenkasten! „Ich mag Harry Potter,“ lacht Yubeen. „Aber das ist vor allem ein Andenken an mein erstes Konzert als Aushilfe an der Solo-Flöte bei den Berliner Philharmonikern. John Williams selbst hat seine Filmmusik zu Harry Potter dirigiert. Das war etwas ganz Besonderes.“
Im Spätsommer hat der Anhänger Yubeen Kim beim ARD Musikwettbewerb auf jeden Fall ordentlich Glück gebracht, das gehört neben intensiver Vorbereitung und großem musikalischen Können auch zu einem Sieg!
Yubeen Kim beim Einspielen vor dem Preisträgerkonzert des ARD-Wettbewerbs
"Viele haben mich gefragt: Wieso machst Du das? Du hast doch eine gute Orchesterstelle und früher schon Preise bei wichtigen Wettbewerben gewonnen! Aber ich habe darin ein gute Herausforderung für mich gesehen.“
Yubeen Kim ist mit 25 Jahre alt schon ein sehr erfahrener Orchestermusiker: „Ich konnte den Wettbewerb viel souveräner spielen, als ich das vor fünf Jahren getan hätte. Jetzt oder nie, habe ich mir gesagt.“ Denn so bald ist die Flöte beim ARD-Wettbewerb nicht wieder dran.
Also fiel der Urlaub dieses Jahr aus: Die spielfreien Wochen, in denen das Konzerthausorchester Sommerpause macht, hat Yubeen in Korea bei seiner Familie verbracht und das ganze anspruchsvolle Programm vorbereitet. Es hat sich gelohnt: „Mich hat sehr gefreut, dass mich so viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Konzerthausorchester unterstützt, Nachrichten geschickt und das Finale im Stream geguckt haben. Und natürlich bin ich überglücklich, dass es geklappt hat mit dem 1. Preis.“
So sehen Sieger aus – Yubeen Kim nach dem Preisträgerkonzert im September
Throwback Mai 2018: Yubeen Kim in einer Probe des Konzerthausorchesters vor seinem großen Solo in Debussys „L' après-midi d'un faune“. Seit 2016 ist er bei uns Solo-Flötist.
Fotos: Tobias Kruse (Titelfoto); Markus Werner (Flötenkasten); Daniel Delang (ARD Wettbewerb); Norbert Möller (Probe Konzerthausorchester)