15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Aus der Tiefe der Holzbläsergruppe auf dem Weg nach oben – wir fahren Aufzug mit Solo-Englischhornistin Iria Folgado und Alexander Kasper, dessen komplette Dienstbezeichnung „Zweites Fagott mit Verpflichtung zum Kontrafagott“ lautet. Und erfahren, dass tiefe Holzbläser ganz unterschiedliche Charakteristika auszeichnen.
Ja, weil es dann ein Solo gibt (lacht)!
Eigentlich wollte ich Erste, also Solo-Oboe spielen. Bei einem Festival war ich aber mal als Englischhorn besetzt und mein Lehrer fand, dass es etwas Besonderes mit mir und diesem Instrument sei. Er schlug vor, dass ich es probiere.
Für mich wäre Zweite Oboe eine schwierige Rolle. Sie spielt auch in einer Lage, die nicht so bequem ist. Normalerweise muss sie sich immer etwas zurücknehmen und etwas leiser als die Erste Oboe spielen. Die beiden Personen müssen sich und ihren Klang sehr gut kennen. Das Englischhorn ist eine andere Welt.
Ich spiele die tiefen Tönen auf meinem Instrument supergern. Die Tenorlage, in der das Erste Fagott spielt, hat auch ihren Reiz, aber mir liegen die tiefen Töne einfach besser. Meine Position ist eine Kombination aus Basis geben fürs gesamte Holz – dafür benötigt man auch eine gewisse Art von Führungs- und Soloqualität – und einer Anpassungs- und Mischfähigkeit, zum Beispiel mit den Kontrabässen und Celli. Und auch mit den anderen Solo-Instrumenten des Orchesters wie dem Englischhorn.
Alex: Wenn wir Probespiele oder Orchesterversammlungen haben, sind wir meistens unter dem Dach. Dann mit dem Aufzug zu fahren, bringt immer Überraschungen und unerwartete Gespräche – man weiß ja nie, wer aus unserem großen Orchester schon drin ist oder noch zusteigt. Wenn ich zur Bühne im Großen Saal muss, ist es für mich ein kleines Ritual, die wenigen Treppenstufen hoch zu gehen, den Sitz der Fliege nochmal im Spiegel zu prüfen und mich in meinem Tempo den sich einspielenden Kollegen hinter der Bühne zu nähern.
Iria: Ich muss oft viele Sachen zur Bühne tragen: Das Englischhorn und manchmal auch die Oboe, dazu das Kästchen mit den Rohren, das Wasser für sie und so weiter. Der Aufzug ist bequemer, aber zu langsam. Also nehme ich lieber die Treppe.
(Wir kommen wieder im Erdgeschoss an, die Tür öffnet sich in Zeitlupe und gibt den Blick auf eine kleine Menschentraube frei, die aus verschiedenen Gründen nicht gut zu Fuß ist. Alle grüßen, wir steigen aus, sie fahren rauf in den Kleinen Saal, um das nachmittägliche Espresso Konzert zu hören.)
Alex: Was mir immer sehr gefällt, ist, hinter der Bühne am Aufzug auf das Publikum zu treffen. Ich wünsche dann einen schönen guten Abend und freue mich über diesen Kontakt, für den ich nicht extra ins Foyer gehen muss.
Iria: Vor Kammerkonzerten fährt man sogar zusammen rauf. Die Leute fragen einen, ob man nervös ist oder wünschen „toitoitoi“. Diese spontanen Treffen vor Konzerten hat man in anderen Häusern ohne diesen langsamen Aufzug nicht!