11.00 Uhr
Familienführung
Schon ist sie fast vorbei, die Saison 2023/24! Bevor wir in die Sommerpause starten, muss sich unser langsamer Aufzug Süd noch einmal auf den Weg nach oben bequemen – mit uns unterwegs ist jemand, der sich in der Höhe bestens auskennt: Solo-Piccoloflötist Daniel Werner. Mit unserem Aufzug ist er übrigens bisher noch nie gefahren! Deshalb haben wir das nun gleich zwei Mal gemacht.
Manchmal wird das Piccolo als eine Art reines Blaskapelleninstrument belächelt, auf dem man vor allem sehr hoch und schrill spielen kann. Das ist aber nicht, was es ausmacht. Ich finde besonders spannend, ihm eine Stimme, eine Seele zu geben – dass es sehr klein ist, heißt nicht, dass es nichts zu sagen hätte.
Es ist durch seinen Klang immer sehr exponiert. Für mich ist wichtig, mich in die Klangpyramide des Orchesters sehr gut einzufügen, also mich sozusagen mittendrauf zu setzen. Als Piccolist muss ich oft ein Augenmerk darauf haben, die Klänge im Orchester an der Spitze zusammenzufassen und den Glanz darauf zu legen.
Die Griffe sind identisch, aber je mehr man sich mit beiden Instrumenten beschäftigt, desto deutlicher wird einem, wie unterschiedlich Spielweise, Luftführung und Stütze sind. Für einen wirklich angenehmen, schönen, warmen Piccoloklang braucht man wegen der geringeren Größe des Instruments viel mehr Resonanzräume im Körper – den Augenhöhlen, dem Mund- und Kopfraum. Das hat auch mit Vorstellungskraft zu tun.
Da gibt es Verschiedenes: Mahlers Vierte, Tschaikowskys Vierte. Und natürlich Schostakowitsch – die Sinfonien Nr. 10 und 11 stehen auf dem Programm.
Das Piccolo ist in seinen Sinfonien enorm präsent, nicht nur an den zahlreichen militärischen Stellen. Er hat es oft so einbezogen, dass es wie die „Stimme aus dem Jenseits“ tönt. Diese Stellen mit ihrer Stimmung zwischen Leben und Tod finde ich ungeheuer faszinierend. Sie sind perfekt für das Instrument geschrieben. Man kann sie sehr warm oder es auch sehr fahl anlegen, fast ohne Leben. Beim Piccolo kann man das Vibrato so einfädeln, dass es quasi gar nicht mehr wahrnehmbar ist. Dann hat das eine Spur von Lebendigsein, aber doch nicht, von etwas dazwischen – wie ein Schatten oder ein Leuchten aus weiter Ferne.
In seiner Sinfonie Nr. 1, die wir diese Woche spielen, ist seine spezielle musikalische Sprache schon angelegt, aber in den späteren kommt sie dann richtig heraus.
Im Sommer sind Wandern und Kraft tanken mitten in den Bergen für mich ein Muss, das mich inspiriert. Ans Meer fahre ich aber auch, bei mir ist dieses Jahr Kontrastprogramm angesagt!
Mahler hat viele Sinfonien in seinem Komponierhäuschen in Südtirol geschrieben. Manchmal, wenn ich seine Musik höre, verstehe ich genau, warum er etwas auf bestimmte Weise komponiert hat. Da kommen dann meine eigenen Bilder.
Der Aufzug Süd macht sich nach der Sommerpause wieder auf den Weg nach oben!