11.00 Uhr
Familienführung
Akademie für Alte Musik Berlin
Margret Köll Harfe
David Bergmüller Laute und Mandoline
Georg Kallweit Konzertmeister
Mayumi Hirasaki Konzertmeisterin
Programm
Arcangelo Corelli (1653 – 1713)
Concerto grosso D-Dur op. 6 Nr. 1
Largo – Allegro
Largo – Allegro
Largo – Allegro (Fuga)
Allegro
Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
Konzert für Harfe, Streicher und Basso continuo B-Dur op. 4 Nr. 6 HWV 294
Andante allegro
Larghetto
Allegro moderato
Evaristo Felice Dall’Abaco (1675 – 1742)
Concerto grosso h-Moll op. 6 Nr. 4
Allegro
Adagio
Allegro
Arcangelo Corelli
Concerto grosso F-Dur op. 6 Nr. 2 (am 17.1. und 19.1.2024)
Vivace – Allegro – Adagio – Vivace – Allegro – Largo andante
Allegro
Grave – Andante largo – Allegro
Concerto grosso B-Dur op. 6 Nr. 5 (am 18.1.2024)
Adagio – Allegro – Adagio
Allegro (Fuga)
Largo – Allegro
PAUSE
Arcangelo Corelli
Concerto grosso c-Moll op. 6 Nr. 3 (am 17.1. und 19.1.2024)
Largo – Allegro
Grave
Vivace
Allegro
Concerto grosso F-Dur op. 6 Nr. 6 (am 18.1.2024)
Adagio – Allegro
Largo – Vivace
Allegro
Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
Konzert für Mandoline, Streicher und Basso continuo C-Dur RV 425
Allegro
Largo
(Allegro)
Arcangelo Corelli
Concerto grosso D-Dur op. 6 Nr. 4
Adagio – Allegro
Adagio – Vivace
Allegro – Allegro
„Il Bolognese“ wurde Arcangelo Corelli von Zeitgenossen gern genannt – was jedoch nichts mit kulinarischen Vorlieben zu tun hat, sondern damit, dass der 1653 in Fusignano, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Ravenna, geborene Ausnahme-Geiger und Komponist seine Ausbildung in Bologna absolvierte. Als er im Jahr 1675, nach Auftritten in Paris und Konzertreisen quer durch Europa, nach Rom übersiedelte, beeindruckte sein Virtuosentum die kulturelle Elite der Ewigen Stadt nachhaltig. Bald gehörte er zu den bestbezahlten Musikern seiner Zeit. Trotz seiner Verpflichtungen als Konzertmeister und Musikdirektor der Kardinäle Pamphili und (später) Ottoboni fand Corelli zum Glück immer wieder Zeit zum Komponieren – ausschließlich von Instrumentalmusik: Sein Œuvre enthält 48 Triosonaten (zwölf davon widmete er der in Rom lebenden Königin Christina von Schweden, in deren Diensten er ebenfalls eine Zeitlang stand), 12 Violinsonaten und 12 Concerti grossi.
Dieses Dutzend „großer Konzerte“, von denen die ersten sechs, unterschiedlich verteilt, in diesem Programm erklingen, hat Corelli ab etwa 1711 für den Druck vorbereitet. Doch erlebt hat er die Veröffentlichung seiner mehrsätzigen Orchesterwerke, in denen eine kleine Gruppe von Solisten (Concertino) einem stark besetzten Ensemble (Tutti bzw. Ripieno mit chorisch besetzten Stimmen) gegenübertritt, nicht mehr: Das dem Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg gewidmete Konvolut erschien 1714 als Opus 6 bei Estienne Roger in Amsterdam; bereits im Vorjahr war der damals 59 Jahre alte Corelli jedoch überraschend gestorben. Das Instrumentarium seiner Concerti grossi, die diese spätbarocke Gattung entscheidend prägten, findet sich auf dem Titelblatt der Erstausgabe: „duoi Violini e Violoncello di Concertino obligate e duoi / altri Violini, Viola e Basso di Concerto Grosso ad arbitrio / che si potranno radoppiare“. Das Tutti darf also auch größer besetzt werden. 1715 erschienen die Concerti grossi des zum „Orpheus“ verklärten Komponisten dann bereits in England.
Mit seinen Konzertreisen quer durch Europa und der Veröffentlichung seiner Werke hatte Corelli für einen intensiven Kulturtransfer über die Alpen gesorgt. Den umgekehrten Weg, rein geographisch betrachtet, ging 1707 Georg Friedrich Händel. In Rom wurde der damals 22 Jahre junge Cembalo- und Orgel-Virtuose aus Halle an der Saale begeistert gefeiert. Und er begegnete Kollegen wie Alessandro und Domenico Scarlatti sowie 1708 auch Arcangelo Corelli, dessen Instrumentalstil ihn nachhaltig beeinflusste. Als Händel 1735/36 das Konzert für Harfe, Streicher und Basso continuo B-Dur op. 4 Nr. 6 HWV 294 schrieb, lebte er – nach einem kurzen Intermezzo als Hofkapellmeister in Hannover – längst in London. Als Einlage für „Alexanders Fest oder die Macht der Musik“ HWV 75 komponiert, erklang dieses Harfenkonzert erstmals bei der Uraufführung des Oratoriums am 19. Februar 1736 im Covent Garden Theatre: eine Illustration der Klangwelt des antiken Sängers Timotheus, der hier zum Wegbegleiter der Heiligen Cäcilia, der Patronin der Musik, erklärt wird.
Auch der 1675 in Verona geborene Evaristo Felice Dall’Abaco transportierte den italienischen Stil über die Alpen. Und noch etwas verbindet diesen italienischen Geiger und Cellisten mit dem 22 Jahre älteren Corelli, dessen Instrumentalstil er weiterentwickelte: Auch Dall’Abacos Œuvre besteht ausschließlich aus Instrumentalmusik – aus genau 66 Kompositionen, in sechs Ausgaben zusammengefasst. Sein Opus 6, aus dem die bereits dem galanten Stil entgegenstrebende Concerto Nr. 4 h-Moll erklingt, entstand 1734. Gewidmet ist dieses Concerto grosso Erzbischof Clemens August von Köln. Diese Zuschreibung erinnert an einen wichtigen Abschnitt im Leben Dall’Abacos, an seine Münchner Zeit als Cellist der Hofkapelle von Kurfürst Max Emanuel, dem Vater Clemens Augusts. Als der bayerische Geistliche infolge des Spanischen Erbfolgekrieges emigrieren musste, folgte Dall’Abaco ihm nach Brüssel, Luxemburg, Mons und schließlich nach Versailles, wo er dann den französischen Stil aus nächster Nähe studieren konnte.
Am 26. Dezember 1736 bat Antonio Vivaldi den Marchese Guido Bentivoglio d’Aragona in aller Höflichkeit in einem Brief: „Möge Eure Exzellenz mich wissen lassen, ob Sie sich noch mit der Mandoline vergnügt.“ Diese Passage hat die Nachwelt vermuten lassen, dass der 1678 in Venedig geborene Vivaldi sein Mandolinenkonzert C-Dur gerade für diesen Markgrafen geschrieben hat. Die genaue Entstehungszeit des von Streichern und Basso continuo begleiteten Werkes, das im Werkverzeichnis von Peter Ryom die Signatur RV 425 trägt, ist nicht bekannt. Bekannt jedoch bzw. nicht zu überhören ist Vivaldis Meisterschaft, den spezifischen Eigenschaften eines Instruments gerecht zu werden: Hat er es doch hier meisterlich verstanden, das schnelle Verklingen der angezupften Töne durch charakteristische Tonwiederholungen zu kompensieren. Zusätzlich hat er in der Partitur ausdrücklich notiert, dass die Streicher die Saiten ihrer Instrumente ebenfalls mit den Fingern zum Klingen bringen können, um das Soloinstrument nicht zu überdecken.
1982 von Mitgliedern mehrerer Berliner Sinfonieorchester gegründet. Name in Anlehnung an die „Akademien“ im Berliner Musikleben des 18. Jahrhunderts gewählt. Verbindung einer an den historischen Bedingungen orientierten Aufführungspraxis mit Spontanität des Spiels und Farbigkeit des Ausdrucks als künstlerisches Anliegen. Breitgefächertes Repertoire vom 17. bis zum 19. Jahrhundert – zahlreiche Wiederaufführungen vergessener Werke aufgrund eigener Quellenarbeiten.
Seit 1984 mit einer eigenen Konzertreihe im Konzerthaus Berlin vertreten. Seit 1992 besteht zudem eine kontinuierliche und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem RIAS Kammerchor. 1994 begann die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsoper Unter den Linden, mit der Spielzeit 2012/13 außerdem eine eigene Konzertreihe im Münchner Prinzregententheater. Inzwischen auch regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks sowie mit dem Theater an der Wien.
Zahlreiche Rundfunk-, Schallplatten- und CD-Aufnahmen (seit Herbst 1994 vor allem für harmonia mundi france), die regelmäßig mit internationalen Preisen ausgezeichnet werden. Gastspielreisen in nahezu alle europäischen Länder und in den Nahen Osten, nach Südostasien, China und Japan, Nord- und Südamerika.
Das Ensemble musiziert unter der wechselnden Leitung seiner Konzertmeister Bernhard Forck und Georg Kallweit sowie ausgewählter Dirigenten. Regelmäßige künstlerische Partner sind neben René Jacobs, mit dem das Ensemble eine über 30-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet, Dirigenten wie Marcus Creed, Daniel Reuss und Hans-Christoph Rademann, Solisten wie Anna Prohaska, Werner Güra, Michael Volle und Bejun Mehta, Isabelle Faust, Andreas Staier und Alexander Melnikov oder die Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests, mit der das Ensemble in den letzten Jahren mehrere Aufsehen erregende Produktionen herausbrachte. 2022 war das Ensemble Artist in Residence in der Londoner Wigmore Hall sowie beim Deutschen Mozart-Fest Augsburg.
2006 wurde das Orchester mit dem Telemann-Preis der Stadt Magdeburg ausgezeichnet, 2014 mit der Bach-Medaille der Stadt Leipzig und einem ECHO Klassik für die Einspielung der Bachschen Matthäus-Passion unter René Jacobs.
Im Jubiläumsjahr 2022 erschienen unter anderem eine neue Telemann-Produktion (mit Antoine Tamestit als Solisten), eine Neueinspielung der Messe h-Moll von Johann Sebastian Bach mit dem RIAS Kammerchor unter René Jacobs sowie Beethovens Sinfonien Nr. 4 und Nr. 8, außerdem eine besondere CD-Box mit Aufnahmen von Werken der Familie Bach aus 40 Jahren Akamus-Geschichte. Die jüngste CD-Veröffentlichung sind zwei Sinfonien und das Oboenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart mit Xenia Löffler als Solistin.
Georg Kallweit Violine (Konzertmeister)
Mayumi Hirasaki Violine (Konzertmeisterin)
Barbara Halfter Violine I
Thomas Graeve Violine I
Kerstin Erben Violine I
Javier Aguilar Bruno Violine I
Dörte Wetzel Violine II
Gudrun Engelhardt Violine II
Erik Dorset Violine II
Irina Granovskaya Violine II
Clemens-Maria Nuszbaumer Viola
Sabine Fehlandt Viola
Monika Grimm Viola
Jan Freiheit Violoncello
Barbara Kernig Violoncello
Walter Rumer Kontrabass
Raphael Alpermann Cembalo und Orgel
David Bergmüller Laute und Mandoline
Margret Köll Harfe
In Tirol geboren. Harfenstudium (moderne und historische Harfe) in Innsbruck, Baltimore, München und Mailand.
Umfangreiche internationale Konzerttätigkeit als Solistin, Kammermusikerin und Continuospielerin. Zu ihren regelmäßigen Partnern zählen unter anderem Orchester und Ensembles wie die Akademie für Alte Musik Berlin, Il Giardino Armonico, die Accademia Bizantina und das Balthasar-Neumann-Ensemble, aber auch Concerto Köln oder B’Rock oder Solisten wie Philippe Jaroussky, Roberta Invernizzi, Stefan Temmingh und Vittorio Ghielmi. Seit 1988 ist sie Mitglied des zeitgenössischen österreichischen Folk-Ensembles „Die Knödel“, mit dem sie internationale Tourneen unternimmt. Zu ihren aktuellen Projekten gehört die Zusammenarbeit mit dem Live-Techno-Ensemble „Elektro Guzzi“.
Seit 2012 leitet sie die Klasse für Barockharfe an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Meisterkurse in ganz Europa. 2018 Gründung des „Harfenlabors“ als eine interdisziplinäre Plattform für historische und zeitgenössische Aufführungspraxis auf historischen Harfen.
1989 in Hall (Tirol) geboren. Erster Gitarrenunterricht im Alter von acht Jahren. Ausbildung am Tiroler Landeskonservatorium bei Stefan Hackl, später dann Lautenstudium in Basel und Trossingen bei Hopkinson Smith und Rolf Lislevand.
Umfangreiche internationale Konzerttätigkeit als Solist, Kammermusiker und Continuospieler, sowohl im Bereich der „Alten Musik“ als auch im zeitgenössischen Musikschaffen. Zusammenarbeit mit Künstlern wie Avi Avital, Maurice Steger, David Orlowsky, Hille Perl oder Sergio Azzolini. Als Contiuospieler Mitwirkung in Aufführungen und Produktionen von Ensembles wie Concentus Musicus Wien, Ars Antiqua Austria, La Cetra Barockorchester Basel oder Collegium 1704. Uraufführungen neuer Werke von Pia Palme, Arturo Fuentes, Gilad Hochman und anderen.
Gewann 2017 als erster Lautenspieler beim Heinrich-Ignaz-Franz-Biber-Musikwettbewerb für Alte Musik den renommierten Franz-Aumann-Preis.
Seit 2018 Professur an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Lebt in Wien.
Geboren in Greifswald. Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, danach Engagement im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Intensive Beschäftigung mit Barockvioline und historischer Aufführungspraxis. Inzwischen freiberuflich tätig, unter anderem als Konzertmeister und Solist ständiges Mitglied der Akademie für Alte Musik Berlin. Außerdem Gründungsmitglied der Berliner Barock-Compagney.
Internationale Konzerttätigkeit, Rundfunk- und CD-Aufnahmen. Als Künstlerischer Leiter bzw. Konzertmeister Zusammenarbeit mit Orchestern wie dem Ensemble Resonanz Hamburg, dem Philharmonischen Staatsorchester Nürnberg, dem DSO Berlin oder dem Osthrobothnian Chamber Orchestra (Finnland). Mitwirkung bei der Konzeption und Produktion szenischer Konzertprojekte im Berliner Radialsystem V.
Lehraufträge für Barockvioline und Meisterklassen an den Musikhochschulen von Leipzig, Weimar und Berlin. Dozent für das Jugendbarockorchester „Bachs Erben“. Seit 2015 ist er außerdem Künstlerischer Leiter des Encanto Festivals in Kaunieinen (Finnland).
Georg Kallweit spielt eine Barockvioline von Camillus Camilli (Mantua 1740).
In Tokio geboren. Violinstudium in ihrer Heimatstadt sowie in Nürnberg, außerdem Barockviolin- und Cembalostudium in München und Luzern sowie Kirchenmusik in Bamberg und Nürnberg. Wichtige Lehrer waren unter anderem Daniel Gaede, Mary Utiger, Christine Schornsheim und Giuliano Carmignola. Preisträgerin internationaler Wettbewerbe, zum Beispiel in Leipzig und Brügge. Nach Lehraufträgen an den Hochschulen von Nürnberg, Essen und Frankfurt seit 2017 Professorin für Barockvioline und -viola an der Universität Mozarteum Salzburg.
Umfangreiche internationale Konzerttätigkeit, unter anderem als Konzertmeisterin von Barockorchestern wie Concerto Köln, Freiburger Barockorchester, Akademie für Alte Musik Berlin oder Gächinger Cantorey Barockorchester, Zürcher Kammerorchester oder Kammerorchester Basel. Umfangreiche Diskographie als Solistin und Konzertmeisterin, unter anderem eine Solo-CD „L’Arte della Scordatura“ und eine Neuaufnahme der „Rosenkranzsonaten“ von Heinrich Ignaz Franz Biber.
Mayumi Hirasaki spielte eine Violine von Domenico Montagnana, die ihr von einer deutschen Stiftung als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurde.