11.00 Uhr
Familienführung
Die Leidensgeschichte einiger jüdischer Komponisten, die der nationalsozialistischen Judenverfolgung entkommen konnten, endete nicht mit der Niederlage von Hitler-Deutschland. Nur wenige Jahre nach dem Kriegsende begann in der Sowjetunion und in anderen Ostblock-Ländern eine antisemitische Kampagne, die dann bis zum Tod Stalins 1953 andauerte. Viele Juden wurden in Scheinprozessen zur Haft oder gar zum Tode verurteilt, unzählige andere verloren ihre Lebensgrundlage. Auch Komponisten waren betroffen. Mieczyslaw Weinberg (1919–1996) etwa, der 1939 aus seiner Heimatstadt Warschau in die UdSSR floh, kam in Moskau ins Gefängnis. Der Komponist, Pianist und Professor am Kiewer Konservatorium Matwey Gosenpud (1903–1961) wurde 1948 fristlos entlassen und ging nach Kasachstan, um einer drohenden Festnahme zu entfliehen. Evgeniya Yakhnina (1918–2000), die aus Charkow stammte und als Kompositionsdozentin an einer Moskauer Fachmusikschule wirkte, verlor ebenfalls ihre Stelle und wurde fünf Jahre lang aus dem Musikleben ausgeschlossen. Der Pianist Jascha Nemtsov und die Sopranistin Alice Lackner interpretieren Klavier- und Vokalwerke dieser Komponisten. Außerdem führt Nemtsov ein Gespräch über den historischen Kontext mit der renommierten Stalinismus-Forscherin und Professorin für Europäische Zeitgeschichte an der Viadrina Universität Frankfurt (Oder) Claudia Weber. In Kooperation mit musica reanimata – Förderverein zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und ihrer Werke e.V.
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