13.00 Uhr
Führung durch das Konzerthaus Berlin
Konzerthausorchester Berlin
Joana Mallwitz Dirigentin
LERA AUERBACH (* 1973)
„Labyrinth“ für Orchester
(Uraufführung, Kompositionsauftrag des Konzerthauses Berlin)
I. „A Bao A Qu – Der Turm von Chitor“. Adagio sognando
(„Traumwanderers Passage“)
II. „Der Simurgh – Das Vogelparlament“. Con brio – Allegretto scherzando
(„Traumwanderers Passage“). Misterioso
III. „Die Nornen“. Misterioso
(„Traumwanderers Passage“)
IV. „Fernir – Das Klanggeflecht der unmöglichen Dinge“. Adagio misterioso,
libero – Allegro moderato – Adagio – Furioso – Misterioso libero
(„Traumwanderers Passage“). Allegro ossesivo
V. „Die Kilkenny-Katzen“. Furioso scherzando
„Der Squonk betrauert die Kilkenny-Katzen („Traumwanderers Passage“)
VI. „Ein Nachmittag eines Minotaurus“. Unoristico
(„Traumwanderers Passage“). Funerable
VII. „Der Mondhase“. Magico, libero molto
VIII. „Der Golem“ („Traumwanderers Passage“). Tragico
IX. „Bahamut“. Agitato
X. „Die Bibliothek von Babel“. Viertel = 60
(Die Teile des Werkes folgen ohne Unterbrechung aufeinander.)
PAUSE
MODEST MUSSORGSKY (1839 – 1881)
„Bilder einer Ausstellung“ (1874),
orchestriert von Maurice Ravel (1922)
Promenade
Gnomus – Promenade
Das alte Schloss – Promenade
Die Tuilerien
Bydlo – Promenade
Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen
Samuel Goldenberg und Schmuyle
Der Marktplatz von Limoges
Catacombae. Sepulcrum Romanum – Cum mortuis in lingua mortua
Die Hütte der Baba-Yaga
Das große Tor von Kiew
Die Uraufführung von Lera Auerbachs „Labyrinth“ den „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky in der Orchesterfassung von Maurice Ravel gegenüberzustellen, liegt aus mehreren Gründen nahe: Zunächst hat die Komponistin selbst bekannt, dass Mussorgskys Werk sie inspiriert hat, insbesondere die in den „Bildern“ mehrfach wiederkehrende „Promenaden“. Sodann haben beide Werke eine ähnliche Genese. Mussorgsky hat die „Bilder einer Ausstellung“ als Klavierwerk konzipiert, dessen Faktur allerdings die Transformation zu einem farbenreichen Orchesterwerk geradezu provozierte. Maurice Ravels Fassung ist nur eine von vielen Bearbeitungen für alle möglichen Besetzungen – dabei aber sicher die gelungenste. Auch von „Labyrinth“ existiert eine fünfzigminütige Version für Klavier, aus der die weniger umfangreiche Fassung für Orchester hervorgegangen ist, die den monochromen Klaviersatz in den farbenreichen Orchesterklang überführt, in manchen Passagen eigene Wege geht, in anderen den originalen Klaviersatz integriert und mit instrumentalen Klängen umhüllt. Die Werke von Mussorgsky und Auerbach verbindet schließlich, dass sie Wanderungen evozieren. Bei Mussorgsky folgen wir dem Komponisten gleichsam beim Gang durch eine Galerie, bei Auerbach führt uns ein „Traumwanderer“ auf einen verschlungenen Weg durch Zeit- und Erinnerungsräume.
über „Labyrinth“
Ich war mein ganzes Leben lang von Labyrinthen – sowohl realen als auch imaginären – fasziniert. Labyrinth für Orchester ist eine Erkundung der Zeit und ihrer verschiedenen Prismen, Spiegel, Gesichter und Spiele. Die Gänge des Labyrinths sind die Gänge der Zeit. Oder vielleicht nimmt die Zeit die Gestalt des Labyrinths an, dessen innere und äußere Grenzen identisch sind und sich unendlich ausdehnen und auch wieder unendlich zusammenziehen.
Die Form dieses Werks wurde teilweise von Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ inspiriert. Was mich bei Mussorgskys Herangehensweise am meisten überzeugt, ist seine Fähigkeit, nicht nur eine Sammlung von Bildern zu beschreiben, sondern auch die transformative Kraft der Kunst – die Art und
Weise, wie sie den Beobachter verändert, der sie erlebt. Mussorgsky erreichte dies, indem er eine verborgene Reihe von Variationen schuf – die Promenaden – die eine Person darstellen, die durch die Galerie wandert.
Ähnlich erschien in meinem Labyrinth der Traumwanderer. Ich weiß nicht, woher er kam. Ich fragte, doch seine Antworten blieben mir ein Rätsel. Vielleicht ist der Traumwanderer mein eigener Doppelgänger oder mein Schatten. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dieser Gestaltwandler zum Doppel jedes Zuhörers wird, der den Konzertsaal betritt und sich unerwartet im Bestiarium dieses Labyrinths wiederfindet. Zusammen mit dem Traumwanderer entdecken wir verschiedene Gänge, verirren uns und erkennen manchmal in den seltsamen und bisweilen verstörenden Gestalten der imaginären Wesen, denen der Traumwanderer begegnet, die Reflexionen unserer eigenen Erinnerungen, Ängste und Träume.
Das Labyrinth könnte als menschliches Gehirn gesehen werden. Die Kreaturen mögen Metaphern für unsere Ängste, Leidenschaften, Obsessionen und Hoffnungen sein... Doch um den Ausgang zu finden (und nicht von diesen inneren Bestien verzehrt zu werden), muss der Wanderer seine eigenen Spiegelbilder akzeptieren – selbst die groteskesten Züge.
Ist der Traumwanderer innerhalb des Labyrinths, oder ist das Labyrinth innerhalb von ihm? Steht die Zeit still, während wir nach unserem Weg suchen, oder besteht das Labyrinth aus demselben Stoff wie die Zeit selbst? Ist das Voranschreiten des Wanderers durch die Gänge des Labyrinths nur eine Illusion?
Was vergeht – wir oder die Zeit?
Obwohl dieses spezielle Labyrinth mit seinem Traumwanderer meine eigene Schöpfung ist, finden sich die Wesen, denen der Wanderer begegnet, auch in der Anthologie von Jorge Luis Borges, „Einhorn, Sphinx und Salamander: Das Buch der imaginären Wesen“, die weitgehend auf Mythen verschiedener Kulturen basiert.
Zusammen mit dem Traumwanderer begegnen wir dem unsichtbaren A Bao A Qu, der seit Anbeginn der Zeit auf der Wendeltreppe des Turms von Chitor lebt. Dieser Turm ist für seine vollkommenste Aussicht der Welt bekannt – eine Perfektion, die, wie jede Perfektion, nie erreicht werden kann.
Wir vernehmen den Ruf des mystischen Simurgh – jenes unsterblichen Vogels, der im Baum der Erkenntnis nistet. Nach einer langen und mühsamen Pilgerreise erkennen die anderen Vögel, dass auch sie der Simurgh sind – dass der Simurgh jeder Einzelne ist und zugleich alle. Vielleicht hallt sein Ruf auch in uns wider? Während wir nach unserem Weg suchen, weben die drei alten Nornen – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – den Faden unseres Lebens. Wir begegnen der magischen Fesselung des gigantischen Wolfs Fenrir, der durch die stärkste und zugleich leichteste Kette gebunden ist – eine Schnur, gewoben aus sechs imaginären Dingen. (Natürlich bricht Fenrir schließlich aus.) Wir sehen die Kilkenny-Katzen, die sich in einem rasenden Streit gegenseitig verschlingen, sodass nichts als ihre Schwänze übrigbleibt. Der traurige Squonk trauert über ihr Ende und löst sich in Tränen auf. Wir erleben das Entsetzen des Traumwanderers, der sich zunehmend in den Spiegeln, Sackgassen und Umwegen des Labyrinths verliert. Und natürlich – was wäre ein Labyrinth ohne seinen Minotaurus? Ich erinnere mich, wie ich als Kind griechische Mythen las und mich fragte: Was tat der Minotaurus den ganzen Tag lang, sitzend im Zentrum des Labyrinths, in einem unveränderlichen Raum, umgeben von denselben unausweichlichen Wänden? Ich stellte mir vor, dass er sich fürchterlich langweilte, einsam war und schlecht ernährt wurde. Schließlich musste das arme Wesen mit einer ungesunden Diät aus nur sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen pro Jahr überleben. Immer hungrig, einsam, halb wahnsinnig... Ich stellte mir vor, wie er aus Langeweile und Einsamkeit gelegentlich mit sich selbst tanzte, vielleicht in Gedanken an eine appetitliche Jungfrau. Wie Ovid schrieb:
„Der Mann halb Stier, der Stier halb Mann –
nicht einfach ein Monster, sondern ein trauriges, ungeliebtes
und irgendwie komisches Geschöpf
im Herzen eines Labyrinths,
das er niemals verlassen kann.“
Oben bereitet der geheimnisvolle Mondhase ein magisches Lebenselixier zu, während die Gelehrten versuchen, den Golem zu erschaffen – ein lebendiges Wesen, geformt aus verschiedenen Kombinationen der unaussprechlichen Namens Gottes. Und unter allem ruht der gewaltige Bahamut – ein Fisch, der in einem bodenlosen Meer treibt. Auf Bahamut liegt ein Rubinberg, auf dem Berg ein Engel, über dem Engel sechs Höllen, über diesen Höllen die Erde, und über der Erde sieben Himmel.
Das Labyrinth verwandelt sich in Die Bibliothek von Babel – ein unendliches Archiv, das jedes jemals geschriebene Buch enthält. In seinen endlosen Korridoren liegen sowohl Erleuchtung als auch Verzweiflung, denn während jede Wahrheit vorhanden ist, existiert ebenso jede Lüge. Es spiegelt die
grenzenlose Natur des Universums wider – schön, chaotisch und unergründlich.
Ich habe „Labyrinth“ erschaffen, um eine Form zu finden, in der die Beziehung und Dynamik zwischen dem Beobachter und dem Objekt der Beobachtung erforscht werden kann. Oder vielleicht, um einen Raum zu schaffen, in dem der innere Dialog zwischen dem Selbst und dem Gehirn (in Form eines Labyrinths!) vorgestellt werden kann. Manchmal denke ich, dass ich selbst eine imaginäre
Gestalt bin. Vielleicht ist es der Traumwanderer, der diese Musik komponierte, und ich bin diejenige, die sich für immer in ihrem Labyrinth verirrt hat, ohne es zu merken.
Dieser Faden führt mich zurück zum Anfang, zu einem Gedicht, das ich mit 14 Jahren schrieb, betitelt „Labyrinth“. Ich schrieb es auf Russisch. Die deutsche Übersetzung von Ilona Oltuski:
Im Labyrinth der Worte und Klänge,
Suche ich nach dem Rätsel des Lebens.
Ob ich es finden werde – ich weiß es nicht,
Aber ich spiele auf den Saiten der Seele,
Und durch das Teilen dieser Musik finde ich Glückseligkeit.
Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“
Dass die „Bilder einer Ausstellung“ einst zu einem der beliebtesten Werke des Konzertrepertoires avancieren sollten, war diesem Zyklus wahrlich nicht an der Wiege gesungen worden. Der Reihe nach: Anfang der 1870er Jahre hatte sich die Bindung zwischen den Komponisten des „Mächtigen Häufleins“ merklich gelockert. Mussorgsky suchte stattdessen eher den Kontakt zu bildenden Künstlern. Vermittelt von Wladimir Stassow kam er wahrscheinlich im Winter 1870/71 mit Viktor Hartmann in Kontakt, der als Maler, Illustrator, Architekt und mit Arbeiten für Theater ähnliche, auf die Schaffung einer spezifisch russischen Kunst ausgerichtete Bestrebungen verfolgte wie Mussorgsky auf dem Gebiet der Musik. Beide wurden schnell enge Freunde, und so war Mussorgsky zutiefst betroffen, als Hartmann 1873 im Alter von 39 Jahren an einem Herzleiden starb. 1874 organisierte Stassow eine Gedenkausstellung für den gemeinsamen Freund, auf die Mussorgsky möglicherweise auf Anregung Stassows musikalisch reagierte und die „Bilder einer Ausstellung“ innerhalb weniger Wochen im Juni 1874 komponierte.
Modest Mussorgsky. Gemälde von Ilja Repin, 1881
Zur zunächst geplanten Drucklegung kam es freilich aus ungeklärten Gründen zu Lebzeiten Mussorgskys nicht – ebenso wenig zu einer öffentlichen Aufführung. Erst 1886 erschien eine von Nikolai Rimsky-Korsakow redigierte Druckausgabe, die zwar den Notentext weitgehend korrekt wiedergibt, aber dennoch in die Struktur des Zyklus eingreift: Die „Attacca“-Angaben, welche die meisten Teile des Werkes verbinden, wurden gestrichen, und die von Mussorgsky ohne Überschrift belassenen Zwischenspiele bekamen nun jeweils den Titel „Promenade“. So wurde aus dem weitgehend durchkomponierten Zyklus eine eher suitenartige Folge von Stücken. Es verging ein weiteres Jahrzehnt, ehe das Werk erstmals in Gänze öffentlich aufgeführt wurde: am Ende einer Serie von Gesprächskonzerten in Paris, die Mussorgskys Musik gewidmet waren. In Russland erklang die komplette Klavierfassung erstmals 1903 in Moskau. Im Publikum saß damals Serge Koussevitzky, der wenige Jahre später als Dirigent von sich reden machen sollte. 1920 emigrierte er aus der jungen Sowjetunion und ließ sich in Paris nieder, wo er 1921 die Concerts Symphoniques Koussevitzky gründete, die sich vor allem dem russischen Repertoire widmeten. Er bat Maurice Ravel, eine Orchesterfassung der „Bilder einer Ausstellung“ zu erarbeiten und hätte keinen Geeigneteren finden können: Ravel verehrte die Musik Mussorgskys zutiefst, hatte schon zuvor gemeinsam mit Igor Strawinsky an einer Fassung von Mussorgskys unvollendet hinterlassener Oper „Chowantschina“ mitgewirkt und war ein genialer Instrumentator. Die Uraufführung der „Bilder einer Ausstellung“ in seiner Orchestrierung geriet zum sensationellen Erfolg und sorgte nun – ein halbes Jahrhundert, nachdem der Zyklus komponiert worden war – dafür, dass das Werk jene ungemeine Popularität bekam, die bis heute ungebrochen ist.
Viktor Hartmann - Die Katakomben von Paris
Wenn man die heute noch erhaltenen Bilder Hartmanns mit der Musik Mussorgskys in Beziehung setzt, wird deutlich, dass es dem Komponisten um weit mehr ging als um eine tonmalerische Übertragung der Bildinhalte. Stattdessen wirken die Sätze wie imaginäre Szenen. Drastisch nachzuvollziehen ist das etwa in „Gnomus“, dem musikalischen Porträt eines Zwerges, in dem Christoph Flamm das „Psychogramm einer Bühnenfigur“ erkennt: „cholerisch, grob, aggressiv, unberechenbar“. Die einzelnen „Bilder“ werden durch die einleitende Promenade verbunden, die in variierter Form mehrfach wiederkehrt und in der man ein Selbstportrait des Komponisten erkennen kann, der gleichsam von Bild zu Bild wandelt und über das Gesehene reflektiert. Deren so markante Melodie wirkt dabei wie ein Destillat der Eigenarten russischer Volksmusik: in bestimmten melodischen Strukturen, im Wechsel von einstimmigem Vortrag und chorischer Antwort und in der asymmetrischen Metrik. Der in „Gnomus“ angeschlagene eher ins Tragische zielende Tonfall findet auch in anderen Bildern seine jeweils eigene Ausformung. Die Szenen in den Tuilerien und auf dem Marktplatz von Limoges sowie das Ballett der Küken kontrastieren als phantastische Scherzi.
Hütte der Baba Jaga
Das latent Szenische der Bilder wird insbesondere greifbar, wenn Mussorgsky die Begegnung zweier Juden nachzeichnet. Beide werden zunächst einzeln in grotesker Überzeichnung portraitiert und dann gleichsam aufeinander losgelassen. Um jüdisches Kolorit zu erzeugen, bedient sich Mussorgsky eines „schablonenartigen Orientalismus“, wie Christoph Flamm meint. Man kommt leider nicht umhin, in dieser musikalischen Karikatur – in Mussorgskys Manuskript sind die beiden Vornamen in Anführungszeichen gesetzt – Spuren jenes Antisemitismus zu erkennen, der gerade in den national gesinnten Kreisen russischer Intellektueller im 19. Jahrhundert weit verbreitet war und gegen den auch Mussorgsky nicht gefeit war. Das den Zyklus insgesamt kennzeichnende Kontrastprinzip ist insbesondere nachzuvollziehen, wenn wir vom Marktplatz in Limoges mit seinem geschäftigen Treiben in härtestem Schnitt in die Katakomben von Paris versetzt werden: Wie Monolithe hallen die Harmonien ins unendliche Dunkel. Aus ihnen löst sich ein Nachspiel (Mit den Toten in einer toten Sprache), welches das Promenaden-Thema aufgreift, als beschwöre der Komponist seinen toten Freund. Die „Hütte der Baba-Jaga“ erscheint gleichsam als das Pendant zum „Gnomus“-Bild und mündet in das Finale, das einen Hymnus, an orthodoxe Gesänge erinnernde Choralweisen und das Promenadenthema – und somit dezidiert russisch konnotierte Klänge – apotheotisch verbindet.
Das Konzerthausorchester Berlin spielt seit der Saison 2023/24 unter Leitung von Chefdirigentin Joana Mallwitz. Sie folgt damit Christoph Eschenbach, der diese Position ab 2019 vier Spielzeiten innehatte. Als Ehrendirigent ist Iván Fischer, Chefdirigent von 2012 bis 2018, dem Orchester weiterhin sehr verbunden.
1952 als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr das heutige Konzerthausorchester Berlin von 1960 bis 1977 unter Chefdirigent Kurt Sanderling seine entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung. Seine eigene Spielstätte erhielt es 1984 mit Wiedereröffnung des restaurierten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt. Zehn Jahre später wurde das BSO offizielles Hausorchester am nun umgetauften Konzerthaus Berlin und trägt seit 2006 dazu passend seinen heutigen Namen. Dort spielt es pro Saison mehr als 100 Konzerte. Außerdem ist es regelmäßig auf Tourneen und Festivals im In- und Ausland zu erleben. An der 2010 gegründeten Kurt-Sanderling-Akademie bilden die Musiker*innen hochbegabten Orchesternachwuchs aus.
Einem breiten Publikum auf höchstem Niveau gespielte Musik nah zu bringen, ist dem Konzerthausorchester wesentliches Anliegen. Dafür engagieren sich die Musiker*innen etwa bei „Mittendrin“, wobei das Publikum im Konzert direkt neben Orchestermitgliedern sitzt, als Mitwirkende in Clipserien im Web wie dem mehrfach preisgekrönten #klangberlins oder in den Streams „Spielzeit“ auf der Webplattform „twitch“. Die Verbundenheit mit Berlin zeigt sich im vielfältigen pädagogischen und sozialen Engagement des Orchesters mit diversen Partnern in der Stadt.
Seit der Saison 2023/24 ist Joana Mallwitz Chefdirigentin und Künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin.
Spätestens seit ihrem umjubelten Debüt bei den Salzburger Festspielen 2020 mit Mozarts „Cosi fan tutte“ zählt Joana Mallwitz zu den herausragenden Dirigent*innenpersönlichkeiten ihrer Generation. Ab 2018 als Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg tätig, wurde sie 2019 als „Dirigentin des Jahres“ ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren war sie an der Nationale Opera Amsterdam, dem Opera House Covent Garden, an der Bayerischen Staatsoper, der Oper Frankfurt, der Royal Danish Opera, der Norwegischen Nationaloper Oslo und der Oper Zürich zu Gast.
Konzertengagements führten sie zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, HR- und SWR-Sinfonieorchester, den Dresdner Philharmonikern, dem Philharmonia Orchestra London, den Münchner Philharmonikern, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre National de France, dem Orchestre de Paris und den Göteborger Symphonikern und als Porträtkünstlerin zum Wiener Musikverein.
Nach ihrem langjährigen Engagement als Kapellmeisterin am Theater Heidelberg trat Mallwitz zur Spielzeit 2014/2015 als jüngste Generalmusikdirektorin Europas ihr erstes Leitungsamt am Theater Erfurt an. Dort rief sie die Orchester-Akademie des Philharmonischen Orchesters ins Leben und begründete das Composer in Residence-Programm „Erfurts Neue Noten“. Ihre ebenfalls in dieser Zeit konzipierten „Expeditionskonzerte“ wurden auch am Staatstheater Nürnberg und als Online-Format ein durchschlagender Erfolg.
In Hildesheim geboren, studierte Joana Mallwitz an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Dirigieren bei Martin Brauß und Eiji Oue sowie Klavier bei Karl-Heinz Kämmerling und Bernd Goetzke.
Joana Mallwitz ist Trägerin des Bayerischen Verfassungsordens und des Bundesverdienstkreuzes. Sie lebt mit Mann und Sohn in Berlin.
In ihrer Debütsaison 2023/24 nahm Joana Mallwitz mit dem Konzerthausorchester Berlin Werke von Kurt Weill auf. Sie erschienen vor kurzem bei Deutsche Grammophon, wo die Chefdirigentin Exklusivkünstlerin ist. Im Frühsommer 2024 kam „Momentum“, ein Dokumentarfilm von Günter Atteln über ihren Weg ans Konzerthaus Berlin, in die Kinos.
Was verbindet Sie mit Berlin?
Meine Beziehung zu Berlin entwickelt sich ständig weiter. Neulich habe ich eine Zusammenarbeit mit der Bildgießerei Hermann Noack für den Guss meiner Bronzeskulpturen begonnen, und der RIAS-Kammerchor hat ein 90-minütiges Auftragswerk namens „GOETIA“ aufgeführt...