Concerto Köln

von Barbara Gugisch 25. Oktober 2024

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Inhalt

Concerto Köln
Jeanine De Bique 
Sopran
Justyna Skatulnik  Konzertmeisterin

 

Programm

Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
Ouvertüre zur Oper „Partenope“ HWV 27

Carl Heinrich Graun (1704 – 1759)
„Risolvere non oso“ - Arie aus der Oper „Rodelinda, regina de'Langobardi“

Georg Friedrich Händel
„Ritorna, o caro e dolce mio tesoro“ - Arie aus der Oper „Rodelinda, regina de' Langobardi“ HWV 19

Leonardo Vinci (1696 – 1730)
Sinfonia aus der Oper „Partenope“

Carl Heinrich Graun
„L'empio rigor del fato“ - Arie aus der Oper „Rodelinda, regina de' Langobardi“

Georg Friedrich Händel
„Ballo: Entrée des songes agréables“ aus der Oper „Alcina“ HWV 34

Georg Friedrich Händel
„Ah! Ruggiero crudel - Ombre pallide“ - Rezitativ und Arie aus der Oper „Alcina“ HWV 34

 

PAUSE
 

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
„Rimembranza crudel“ - Arie aus der Oper „Germanicus“

Georg Friedrich Händel
„L'alma mia fra le tempeste“ - Arie aus der Oper „Agrippina“ HWV 6

Georg Friedrich Händel
Suite aus der Oper „Rodrigo“ HWV 5
Matelot – Sarabande – Menuet – Passacaglia

Georg Friedrich Händel
„Che sento? - Se pietà di me non senti“ - Rezitativ und Arie aus der Oper
„Giulio Cesare in Egitto“ HWV 17

Georg Friedrich Händel
„Entrée des songes agréables effrayés“ aus der Oper „Alcina“ HWV 34

Carl Heinrich Graun
„Tra le procelle assorto“ - Arie aus der Oper „Cleopatra e Cesare“

 

In Zusammenarbeit mit der Konzertdirektion Goette

Mirrors – Spiegel

Ein „Zeichen starker Weiblichkeit“ – so bewarb das Label Berlin Classics Jeanine De Biques Debütalbum „Mirrors“. Und das keinesfalls zu Unrecht: In den Arien von Georg Friedrich Händel und Zeitgenossen wie Carl Heinrich Graun und Georg Philipp Telemann kommen couragierte Heldinnen zu Wort, die ihr Schicksal besingen. Dabei treten ihre Partien in Beziehung zueinander, spiegeln sich, wenn etwa Rodelinda- und Kleopatra-Arien Händels denen Grauns an die Seite gestellt werden, Händel und Telemann die Figur der Agrippina auftreten lassen. Damit bekämen die Hörer die wunderbare Gelegenheit, „verschiedene Reflexionen desselben Charakters zu erleben, als betrachteten sie ihn durch einen zerbrochenen Spiegel“, erläuterte Yannis François, der die Aufnahme – und damit gewissermaßen auch den Konzertabend – konzipiert hat.

Bekanntes wird mit selten Gehörtem gemischt, wir erleben die Protagonistinnen in unterschiedlichen Schlüsselmomenten, die Emotionen fahren Achterbahn. „Es scheint, als hätte alles, was mich bisher als Mensch und Musikerin geformt hat, mir die Mittel gegeben, den musikalischen und emotionalen Anforderungen dieses Programms gerecht zu werden“, resümierte die Sängerin. Besonders wichtig ist es ihr, gemeinsame wie ergänzende Aspekte ihres kulturellen Hintergrundes in der Karibik und der Barockmusik herauszukitzeln. Hierbei treffen sich ihre Erfahrungen mit denen des befreundeten Yannis François, dessen Wurzeln ebenso in dieser Region liegen.

"Es würde mir Leid tun, wenn ich Sie nur unterhalten würde. Ich möchte Sie besser machen." Georg Friedrich Händel

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Händel als Ausgangspunkt

„Die Musik von Händel löste schon immer ein Gefühl der Befreiung in mir aus", so Jeanine De Bique. Neben „Rodelinda" singt sie Arien aus „Alcina", „Agrippina" und „Giulio Cesare in Egitto". Die Ouvertüre zu „Partenope“ und instrumentale Teile aus „Alcina" und „Rodrigo“ ergänzen das Gesungene.

Der in Halle an der Saale geborene Komponist begeistert das Publikum seit 300 Jahren ungebrochen. Und auch sein Leben fasziniert, denn Händel war fraglos ein barocker Weltbürger. Beste Voraussetzungen bot bereits das aufgeklärte und tolerante geistige Klima seiner Geburtsstadt, wo der Knabe eine gute humanistische Allgemeinbildung erhielt. Er konnte sich fließend nicht nur deutsch sondern auch italienisch, französisch und englisch unterhalten. Glaubt man der Überlieferung, dann gab es keine Verständigungshürden – allerdings mussten sich die Gesprächspartner auf seine deutliche sächsische Färbung einstellen. Er ging schon als 18-Jähriger 1703 nach Hamburg, wobei ihn die reiche und liberale Handelsstadt als Musikmetropole empfing. Ein kurzes Jurastudium an der Hallenser Universität und die Arbeit als Interimsorganist an der Schloss- und Domkirche lagen da schon hinter ihm. Möglicherweise strebte der junge Compositeur wieder eine Organistenstelle an, doch verdiente er sich erste Meriten als Komponist an der Gänsemarkt-Oper, wo seine „Almira“ aufhorchen ließ. Diese – seine erste Oper – kam im Januar 1705 heraus. Zwischen 1706 und 1710 zog es ihn weiter nach Italien: Venedig, Rom, Florenz, Neapel lagen auf der Tour. Der Protestant Händel hatte keine Probleme, sich von katholischen Kardinälen hofieren zu lassen und ihre Kompositionsaufträge auszuführen. Außerdem begeisterte er weiter als Opernschreiber.

 

„Rodrigo" und „Agrippina"

Händel schrieb etwa 50 Opern, damit war ihm diese Gattung neben den Oratorien am wichtigsten. Hier hatte er die größten Erfolge gefeiert und die schlimmsten Reinfälle erlebt. „Rodrigo" – der ursprüngliche Titel lautete „Sich selbst zu besiegen ist der größte Sieg" – war Händels erste italienische Oper und kam 1707 in Florenz heraus. Offenbar hatte Ferdinando de Medici das Werk auf ein Libretto von Francesco Silvani bei einem Romaufenthalt Händels in Auftrag gegeben. Lange war das Manuskript der dreiaktigen Oper, aus der im zweiten Teil unseres Konzertes eine vierteilige Suite erklingt, nur in Bruchstücken überliefert.

Den ersten großen Erfolg feierte er mit „Agrippina“, am 26. Dezember 1709 am Teatro San Giovanni Grisostomo in Venedig uraufgeführt. Das Werk gilt als sein Durchbruch zum eigenen Opernstil und begeisterte das aufgeschlossene Publikum der Lagunenstadt. Es war ein Auftragswerk des Theaters an den jungen Komponisten. Das Libretto stammte von keinem Geringeren als Kardinal Vincenzo Grimani, seit 1708 Vizekönig von Neapel, dessen Familie das Theater gehörte. In der folgenden Karnevalssaison brachte es die römische Historie aus der vorchristlichen Zeit Kaiser Claudius‘ auf 27 Aufführungen. Die titelgebende Agrippina, Nichte und Ehefrau von Claudius, spinnt Intrigen und setzt alles daran, ihrem Spross aus erster Ehe, Nero, die Thronfolge zu sichern. Obwohl Claudius auch einen legitimen Sohn hat, adoptiert er Nero … Agrippinas Arie „L'alma mia fra le tempeste“ entstammt dem ersten Akt der dreiaktigen Oper.

Neue Heimat in England

Schon als Hofkapellmeister in Hannover besuchte Händel immer wieder London, wo er sich schließlich 1713 als freier Opernkomponist ansiedelte. Hier, im Zentrum der aufstrebenden Weltmacht, ebenso Musikmetropole und Wiege des bürgerlichen Konzertlebens, fand Händel zu sich selbst: Er reformierte die italienische Opera seria. Wo es in der standardisierten Barockoper vor allem um das virtuose Wetteifern der hochbezahlten Kastraten und Primadonnen ging, schuf Händel ergreifende Melodien und berührende Seelenbilder, die das Publikum packten, ohne die gelenkigen Kehlen zu unterfordern. Und er entwickelte das englische Oratorium. Die künstlerische Unabhängigkeit beinhaltete natürlich auch ökonomische Autonomie. Händel bewies unternehmerisches Geschick. Er betrieb eigenständige Opern- und Oratorienunternehmen und konnte als Impresario überzeugen.

Seiner Zeit weit voraus, war Händel der wohl erste Musiker von Rang, der sich aus kirchlichen und fürstlichen Diensten heraushielt und eine Existenz als freier Künstler lebte. Damit sah er sich nur seinem Publikum verpflichtet, die weltlichen und geistlichen Obrigkeiten hatten mit ihren Forderungen und Wünschen keinerlei Befehlsgewalt. Von Kindesbeinen an bewegte Händel sich selbstbewusst und selbstverständlich in den aristokratischen Kreisen, als Gleicher unter Gleichen.

Die erste der englischen Opern dieses Abends ist „Giulio Cesare in Egitto”. Sie erlebte am 20. Februar 1724 am Haymarket im King’s Theatre die umjubelte Uraufführung. Librettist war, wie bei „Rodelinda", Nicola Francesco Haym. Dieser war eigentlich einer der Betreiber des Drury-Lane-Theatre und damit direkter Konkurrent Händels, der aber statt zu opponieren ein Bündnis mit dem Großmeister schloss und viele Jahre mit ihm zusammenarbeitete. Die Geschichte um Cäsar versetzt den Hörer in das vorchristliche Ägypten. Im Intrigenspiel um den römischen Imperator und die Ägypterin Kleopatra beweist sich Händel als unnachahmlicher Charakterzeichner, gerade die Wandlung der Frau von der rachsüchtigen und ränkeschmiedenden, verführerischen Orientalin zur verzweifelten Liebenden ist zweifellos eines der Wunder der Opernliteratur. Die koloraturenreiche Partie hat üppigen, sinnlichen Klang, flammende Wut und bodenlose, besiegte Ohnmacht und Verzweiflung. Rezitativ und Arie „Che sento? - Se pietà di me non senti“ – tieftrauriger Gesang der Kleopatra – entstammen dem zweiten Akt.  

„Rodelinda, regina de' Langobardi“ kam ein Jahr später, am 13. Februar 1725 im selben Theater heraus und erlebte gleich in der ersten Saison 14 Aufführungen. Die Geschichte ist in Mailand im 7. Jahrhundert angesiedelt. Vor seinem Tod hatte der König der Langobarden sein Königreich den beiden Söhnen vermacht. Daraus entspinnt sich ein mit allen Mitteln geführter Krieg der Brüder und ihrer Handlanger. Rodelinda ist die Frau des einen Bruders und Königs von Mailand. Er muss fliehen, Frau und Kind zurücklassen. Und die einsame Rodelinda hat zudem Mühe, sich der Zudringlichkeiten des intriganten Thronräubers zu erwehren. Die Arie „Ritorna, o caro e dolce mio tesoro“ – Rodelinda erfleht die Rückkehr des geliebten Mannes – erklingt im zweiten Akt. Letztlich hat die Geschichte nach vielen dramatischen Vorkommnissen ein Happy End.

Der Stoff für die Oper „Alcina“, am 16. April 1735 in Covent Garden uraufgeführt, entstammte Ariosts „Orlando furioso“. Die Geschichte kreist um die böse Zauberin, die Ritter auf ihre wunderschöne Insel lockt und sie verführt. Damit nicht genug, verwandelt sie die Herren, wenn sie ihrer überdrüssig geworden ist, in Tiere, Pflanzen oder Steine. Auch Ritter Ruggiero aus dem Heer Karls des Großen droht ihr zum Opfer zu fallen. Nicht zuletzt dank seiner mutigen Verlobten Bramante geht alles letztlich gut aus, und auch die Verzauberten bekommen ihre menschliche Gestalt zurück … In „Ah! Ruggiero crudel – Ombre pallide“ erleben wir Alcina, die feststellen muss, dass Ruggiero ihren Verführungskünsten nicht erliegt.

Neben zwei instrumentalen Einschüben aus „Alcina" erklingt auch Händels Ouvertüre zur Oper „Partenope", die am 24. Februar 1730 im King’s Theatre Premiere feierte. Namensgebend war die gleichnamige Sirene und mythische Gründerin Neapels.

Carl Heinrich Graun

Weil die Kirchenbücher seiner Geburtsstadt Wahrenbrück nahe Cottbus verloren sind, ist Grauns Geburtsjahr – 1704 oder 1705 – nicht genau zu bestimmen. Fest steht, dass er 1714 an die Dresdner Kreuzschule kam. Der jüngste und bekannteste der drei musikalischen Graun-Brüder wurde später zu einer wichtigen Figur im Berliner Musikleben – vor allem was die Oper betrifft. Sein reiches Werk verzeichnet mehr als 30 davon, darunter „Rodelinda" von 1741 und „Cleopatra e Cesare" aus dem Folgejahr. Seine Opern waren dem neapolitanischen Stil eines Alessandro Scarlatti verpflichtet. Bis zu seinem Tod eine lokale Berühmtheit, ist er heute fast vergessen und wurde bereits im 18. Jahrhundert schnell durch Gluck auch von den Berliner Spielplänen verdrängt.
Schon an der Kreuzschule war Grauns ausnehmend schöne Stimme aufgefallen, er sang Tenor an der Oper in Braunschweig, reüssierte schon früh auch als Komponist und Cellist. Mit der zur Hochzeit des preußischen Kronprinzen Friedrich mit Elisabeth Christine von Braunschweig 1733 geschriebenen Oper „Lo specchio della fedeltà" beeindruckte er den späteren König nachhaltig. Dieser holte Graun zuerst an den Hof in Rheinsberg und später nach Berlin. Nach der Thronbesteigung machte Friedrich II. den Komponisten zum Königlichen Kapellmeister und sandte ihn nach Italien, um ein Opernensemble für die neuerbaute Königliche Hofoper zusammenzustellen. Zudem bekam er den Auftrag, die Oper um Kleopatra und Cäsar für die Eröffnung am 7. Dezember 1742 zu schreiben. Auch wenn der repräsentative Bau nicht ganz fertig war, muss es eine überwältigende Aufführung mit großem szenischen Aufwand, üppigem Kerzenglanz und beeindruckenden Sängern gewesen sein. Allen voran die Sopranistin Maria Giovanna Gasparini sorgte für Entzücken. In ihrer Arie „Tra le procelle assorto“ aus dem ersten Akt beschwört sie das Schicksal. Das zugrundeliegende italienische Libretto von Giovan Gualberto Bottarelli war übersetzt worden, man sang deutsch.
Seine Oper „Rodelinda" hatte ihre Uraufführung 1741 noch im Stadtschloss erlebt. Die Arien „Risolvere non oso“ und „L'empio rigor del fato“ entstammen dem ersten Akt. Rodelinda beklagt ihre Situation, aber sie resigniert nicht.  

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Leonardo Vinci

Der Neapolitaner Leonardo Vinci hatte seine Oper „Partenope" bereits 1725 am Teatro San Giovanni Grisostomo in Venedig herausgebracht und sich dabei – wie später Händel – auf eine Texvorlage von Silvio Stampiglia gestützt.  

Buffo-Opern in der Sprache seiner Heimatstadt Erfolge und fand von hier aus den Weg zur Opera seria. Schnell bekam er Aufträge von Bühnen etwa aus Rom und Venedig. Nach Alessandro Scarlattis Tod übernahm er dessen Position an der Königlichen Hofkapelle in Neapel. Ein Zeichen dafür, dass sein Ruhm sich europaweit verbreitete, ist auch, dass Händel in London ein Pasticcio aus Arien des Kollegen auf die Bühne brachte. Die Umstände seines frühen Todes mit 34 Jahren sind bis heute rätselhaft.

Hier ist Vinci mit einer Sinfonia zu erleben – schaut man auf sein Werkverzeichnis, entsteht freilich der Eindruck, dass ihn Musik für die menschliche Stimme weitaus mehr interessiert hat, als reine Intrumentalkompositionen.

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Georg Philipp Telemann

Geboren in Magdeburg in einer gebildeten Pastorenfamilie, wurde Telemann die Musikalität eigentlich nicht in die Wiege gelegt. Aber sein überbordendes Talent setzte sich – trotz eines der Mutter zuliebe begonnenen Jurastudiums in Leipzig – unaufhaltsam durch. Ohne tiefgründigen Musikunterricht genossen zu haben, erarbeitete er sich das Spiel der verschiedensten Instrumente – darunter Geige, Klavier und Orgel, Oboe und Bassposaune, Gambe und Kontrabass –, die musiktheoretischen Grundlagen zum Komponieren und den Gesang gewissermaßen autodidaktisch. Er hinterließ ein riesiges Œuvre in allen Gattungen seiner Zeit, darunter etwa 50 Opern, und zeigte sich dabei experimentierfreudig und offen für Einflüsse, stilistische Eigenarten und Techniken, so etwa aus Italien, Frankreich und  Folkloristisches aus Polen. Zudem war er sprachgewandt und liebte es, witzig und unterhaltsam zu fabulieren, schrieb Sonette, Libretti und autobiographische Abhandlungen. Telemann war enorm populär, bekannt und berühmt, druckte seine Werke meist selbst und hatte darüber hinaus viel Geschick als Kapellmeister, Musikdirektor oder auch Opernintendant in höfischen und weltlichen Diensten.
Ab 1701 in Leipzig, wurde der vermeintliche Jurastudent endgültig musikalisch aktiv. Er gründete ein studentisches Amateurorchester – ein Collegium Musicum –, avancierte zum Musikdirektor der Universitätskirche und leitete Opernaufführungen, bei denen sein Orchester spielte und er selbst gelegentlich sang.

Nach verschiedenen Stationen kam Telemann 1721 schließlich nach Hamburg. Viel mehr als Director Musices und Cantor Johannnei in der wichtigen Musik- und Hansestadt konnte man seinerzeit nicht werden. Später kam noch die Leitung der Gänsemarkt-Oper dazu.

Der „Germanicus" entstand in der Studienzeit, in einer autobiographischen Notiz ist die Rede von „… etlichen und zwanzig Opern“, die dann im Leipziger Opernhaus am Brühl gespielt wurden – übrigens nach der Hamburger Gänsemarktoper die zweite bürgerliche Oper in Deutschland. Sechs Jahre später überarbeitete Telemann das Werk – ursprünglich auf ein Libretto von Christine Dorothea Lachs (der Tochter des Operngründers Nikolaus Strungk) – und ersetzte 16 Arien durch italienische Varianten. Wie viele Werke der Zeit galt die Oper um den römischen Feldherren als verschollen. Erst der Musikwissenschaftler Michael Maul entdeckte 45 Arien in einem Frankfurter Archiv – so erlebte die Oper nach etwa 300 Jahren beim Bachfest Leipzig 2007 und bei den Magdeburger Telemann-Festtagen 2010 eine Wiedergeburt. In der Arie „Rimenbranza crudel“ klagt Germanicus’ tugendhafte Ehefrau Agrippina ihr Leid, weil sie verleumdet wurde ...

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Risolvere non oso

Rodelinda beklagt den kaum zu lösenden Konflikt, sich zwischen dem Tod ihres Sohnes, der als Geisel gehalten wird, und einer erzwungenen Heirat und damit dem Verrat an ihrem geflohenen Mann entscheiden zu müssen.

Ritorna o caro

Rodelinda erfleht die Rückkehr ihres geliebten Mannes, damit ihr Herz wieder Trost und Hoffnung und Ruhe finden kann.

L’empio rigor del fato

Und wenn das Schicksal noch so grausam ist, wird es Rodelinda nicht zur Feigheit verführen. Selbst wenn ein grausamer Tyrann ihr Fesseln anlegt, wird ihr Zorn nicht weichen.

Ah! Ruggiero crudel - Ombre pallide

Vergeblich ruft die Zauberin Alcina ihre dienenden Geister an, um Rache an dem Ritter Ruggiero zu nehmen, der sich von ihrer Liebe nicht umgarnen lässt. Aber ihre dunklen Kräfte sind verschwunden; voller Verzweiflung sieht sie sich nur noch von blassen Schatten umgeben.

Rimembranza crudel

Agrippina, die Frau von Germanicus (zum Beispiel bei Wikipedia als „die Altere“ zu finden), wird fälschlicherweise des Ehebruchs beschuldigt und zum Tode verurteilt. Ihrem treuen Herzen bleiben nur die Erinnerungen an ihren Geliebten.

L’alma mia fra le tempeste

Kaiserin Agrippina (Tochter der zuvor genannten und mithin „die Jüngere“) schmiedet allerlei Ränke, um Nero, ihren Sohn aus einer vorangegangenen Ehe, auf den Thron zu bringen. Beunruhigt von ihrem Tun, hofft sie, die Intrigen mögen nicht herauskommen und ihre vom Sturm umtobte Seele wieder einen ruhigen Hafen finden. 

Che sento? - Se pietà di me non senti

Da Cäsar, dem sie ihre Liebe offenbart hat, sich Hals über Kopf davonmacht, um seinen Verfolgern zu entgehen, die ihm nach dem Leben trachten, gibt Cleopatra ihr Schicksal den Göttern in die Hände. Wenn der Himmel kein Erbarmen mit ihr hat, möchte sie sterben. Seelenfrieden oder Tod!  

Tra le procelle assorto

Hier glaubt Cleopatra an die Macht des Schicksals: Wenn ein Reisender ertrinkt, hat nicht der Steuermann die Schuld, sondern die stürmische See; ist die Ernte schlecht, liegt es nicht am Bauern, sondern am Regen.

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Concerto Köln

zählt seit mehr als 30 Jahren zu den führenden Ensembles im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Fest im Kölner Musikleben verwurzelt und gleichzeitig in den Musikmetropolen der Welt und bei renommierten Festivals zu Gast, steht es für herausragende Interpretationen Alter Musik. Der Opus Klassik 2023 für das Album „Pisendel mit seiner Konzertmeisterin Mayumi Hirasaki beweist die mitreißende Spielfreude des Ensembles. Mayumi Hirasaki, Evgeny Sviridov und Shunske Sato als ständige Konzertmeister und Solisten stehen zusammen mit dem Künstlerischen Leiter Alexander Scherf für die charakteristische Ausrichtung des selbstverwalteten Orchesters. Seit 2008 ist das Ensemble eng mit dem Label Berlin Classics verbunden, bleibt daneben aber auch für andere Labels aktiv. Mittlerweile umfasst die Diskografie mehr als 75 Aufnahmen, darunter die mit dem Grammy Award prämierte Aufnahme von Mozarts „Le nozze di Figaro“ mit René Jacobs.

Der Konzertkalender der Saison 2024/25 verzeichnet viele Highlights. Die Saison startet mit Konzerten mit Midori Seiler beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Im Brucknerhaus Linz präsentiert das Ensemble unter Kent Nagano u.a. das Concerto romantique für Violine und Orchester von Benjamin Godard (Solist: Shunske Sato) und Bruckners 4. Sinfonie. Das vielfach preisgekrönte Programm „Mirrors“ zusammen mit der Sopranistin Jeanine De Bique führt die Musiker auch nach Brüssel und Essen. In der Philharmonie Köln präsentieren die Musiker Werke von Farrenc, Schumann und Mayer unter der Leitung von Jakob Lehmann. Im Sommer 2025 kehrt das Concerto Köln zu den Herrenchiemsee Festspielen zurück. Die Aufführung von „Siegfried“ als Fortsetzung des wissenschaftlich-künstlerischen Großprojekts mit Wagners „Ring“-Tetralogie ist 2025 in Zusammenarbeit von Concerto Köln mit den Dresdener Musikfestspielen unter der Leitung von Kent Nagano in Paris, Amsterdam, Köln, Dresden und Luzern zu hören.

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, das Goethe-Institut, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Strecker-Stiftung unterstützen das Ensemble bei der Umsetzung seiner musikalischen Projekte und Ideen. Seit 2009 besteht zudem eine enge Partnerschaft mit MBL unique high end audio.

 

Erste Violine Justyna Skatulnik, Markus Hoffmann, Frauke Pöhl, Horst-Peter Steffen
Zweite Violine Anna Kodama, Antje Engel, Bettina von Dombois, Hedwig van der Linde
Viola Cosima Nieschlag, Sara Hubrich
Violoncello Alexander Scherf, Marie-Louise Wundling
Kontrabass Jean-Michel Forest
Oboe Susanne Regel, Kristin Linde
Fagott Rebecca Mertens
Laute Michael Dücker
Cembalo Wiebke Weidanz

Justyna Skatulnik

wurde in Piotrków Trybunalski/ Polen geboren. Ihr Violin-Studium begann sie 2008 an der Hochschule für Musik in Łódź. Ab 2011 beschäftigte sie sich mit Historischer Aufführungspraxis und erhielt Unterricht auf der Barockvioline, die sie dann schließlich im Masterstudium bei Richard Gwilt an der Hochschule für Musik und Tanz Köln belegte. Justyna Skatulnik hat zahlreiche Meisterkurse (unter anderem im Rahmen der 29. Internationale Händel-Akademie in Karlsruhe, der Ensemble-Akademie mit dem Freiburger Barockorchester sowie der Bach-Akademie mit der Akademie für Alte Musik Berlin) belegt und gewann beim Alte Musik Forum in Poznań gemeinsam mit dem Ensemble Cordatus den Ersten Preis. In der Saison 2015/16 war sie Mitglied des European Union Baroque Orchestra. Regelmäßig tritt Justyna Skatulnik mit führenden Barockorchestern und Ensembles in Europa auf, darunter Concerto Köln, die Gaechinger Cantorey und Vasa Consort.

Jeanine De Bique

zählt zu den der außergewöhnlichsten Sopranistinnen ihrer Generation. Sie begeistert mit funkelnden Koloraturen, tief bewegenden Darbietungen und mit musikalischer Vielseitigkeit. Ihr Debütalbum „Mirrors“ (2021) wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Opus Klassik.

Auf der Opernbühne beeindruckte Jeanine De Bique mit ihren Interpretationen in „Alcina“ an der Opéra National de Paris und „Rodelinda“ an der Opéra de Lille. Auch in Mozarts Opern feierte sie Erfolge, u. a. als Donna Anna („Don Giovanni”) an der Staatsoper Unter den Linden und als Susanna („Le nozze di Figaro“) an der Opéra national de Paris. In dieser Saison ist sie unter anderem in Rameaus „Castor et Pollux“ an der Opéra National de Paris und als Violetta in „La traviata“ am Gran Théâtre de Genève zu sehen.

Jeanine De Bique ist eine gefragte Konzertsolistin. Ihr vielseitiges Repertoire, das Werke von Mahler, Brahms, Beethoven, Mozart und Schumann umfasst, führte sie auf die großen Bühnen der Welt. Bei den BBC Proms trat sie unter anderem gemeinsam mit dem London Symphony Orchestra und Sir Simon Rattle auf, mit den Wiener Philharmonikern und Herbert Blomstedt sowie den Los Angeles Philharmonic und Gustavo Dudamel. Mit ihren Rezitalen war sie in renommierten Häusern wie der Carnegie Hall und dem Lincoln Center in New York zu Gast. Ihr Projekt „Carnival Baroque“, eine Verbindung von Barock-Arien und karibischen Volksliedern, führte sie auf eine Tour durch Europa mit dem Ensemble Holland Baroque.

Schnelle Fragen in einem sehr langsamen Aufzug

Aus der Tiefe der Holzbläsergruppe auf dem Weg nach oben – wir fahren Aufzug mit Solo-Englischhornistin Iria Folgado und Alexander Kasper, dessen komplette Dienstbezeichnung „Zweites Fagott mit Verpflichtung zum Kontrafagott“ lautet. Und erfahren, dass tiefe Holzbläser ganz unterschiedliche Charakteristika auszeichnen.

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