15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Iveta Apkalna Orgel (Organistin in Residence)
Benjamin Appl Bariton
Martynas Levickis Akkordeon
Claudio Monteverdi (1567 – 1643)
„Domine ad adiuvandum me festina“, bearbeitet für Bariton, Akkordeon und Orgel
„Tu se‘ morta, mia vita“ aus dem 2. Akt der Oper „L’Orfeo“, bearbeitet für Bariton und Akkordeon
Arne Nordheim (1931 – 2010)
„Flashing“ für Akkordeon (1986)
Philip Glass (geb. 1937)
Etüde Nr. 6 für Klavier (Akkordeon)
John Dowland (1563 – 1626)
„Flow my tears“, bearbeitet für Bariton und Akkordeon
Antonín Dvořák (1841 – 1904)
Zwei biblische Lieder aus op. 99 für Bariton und Orgel
„Wolken und Finsternis“ op. 99 Nr. 1 (nach Psalm 97)
„Gott ist mein Hirte“ op. 99 Nr. 4 (nach Psalm 23)
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
„Ich habe genug“ – Arie aus der Kantate BWV 82, bearbeitet für Bariton und Orgel
(Text: Christoph Birkmann)
PAUSE
Franz Schubert (1797 – 1828)
„Der Tod und das Mädchen“ D 531
(Text: Matthias Claudius)
Lionel Rogg (geb. 1936)
„La Femme et le Dragon“ (aus Deux Visions de l’Apocalypse) für Orgel solo
Veli Kujala (geb. 1976)
„Photon“ (2015) für Akkordeon und Orgel
Russische Volksweise
„Im schönen Wiesengrunde“
Alfrēds Kalniņš (1879 – 1951)
„Dziesmu diena“ (Liedertag), (Text: J̖ānis Akuraters)
Friedrich Glück (1793 – 1840)
„Untreue“ (In einem kühlen Grunde), nach dem Chorsatz von Max Reger (1873-1916) bearbeitet für Bariton und Begleitung
(Text: Joseph von Eichendorff)
Jāzeps Vītols (1863 – 1948)
„Biķeris miroņu salā“ (Der Becher auf der Toteninsel) op. 34 Nr. 3
(Text: J̖ānis Poruks)
Johann Abraham Peter Schulz (1747 – 1800)
„Abendlied“ (Der Mond ist aufgegangen), nach dem Chorsatz von Max Reger bearbeitet für Bariton und Begleitung
(Text: Matthias Claudius)
Zwei Volkslieder aus Litauen
Stok ant akmenélio (Stell dich auf ein Steinchen)
Teka Saulé (Es geht die helle Sonne auf)
Iveta Apkalna, Organistin in Residence des Konzerthauses Berlin der Jahre 2021-24, nimmt uns gemeinsam mit ihren musikalischen Freunden und langjährigen Musizierpartnern Benjamin Appl und Martynas Levickis auf eine längere musikalische Reise – unser Weg führt uns durch verschiedene Länder und Zeiten, von der englischen Renaissance und dem italienischen Barock über die „Fixsterne“ Johann Sebastian Bach und Franz Schubert bis hin zur internationalen Moderne, wie sie verkörpert wird durch Philip Glass und Lionel Rogg oder Veli Kujala, und zu herzbewegenden Volksweisen aus Russland und Litauen.
1567 in Cremona geboren, erhielt Monteverdi um 1590 eine erste Anstellung als Instrumentalist am Hofe der Gonzagas zu Mantua. 1601 rückte er in eine leitende Stellung innerhalb der Hofmusik auf, was ihn nun auch stärker als Komponisten verpflichtete. 1613 schließlich wurde Monteverdi als Kapellmeister an den Markusdom nach Venedig berufen, in diesem bedeutenden Amte verblieb er bis zu seinem Tode 1643.
1607 entstand Monteverdis Musikdrama „L'Orfeo“, das die noch junge Gattung der Oper endgültig als dem Experimentierstadium zur vollendeten Kunstgattung erhob. Nachdem er seine Gattin Euridice durch den tödlichen Biss einer Schlange verloren hatte, beschließt der legendäre Sänger, dessen Harfenspiel schon Menschen und Tiere zu Tränen gerührt hatte, mit seiner Kunst die tote Gattin aus der Unterwelt zu befreien. „Domine ad adiuvandum me fesstina“ dagegen ist Teil der liturgischen Eröffnung der Vespro della B. M. V. (Marienvesper) und wird dort kombiniert mit einer Trompetenfanfare, die Monteverdi bereits im Prolog seines „Orfeo“ genutzt hatte.
Monteverdis wirkmächtigster englischer Zeitgenosse war John Dowland, der jedoch nicht mit großbesetzten Werken für Kirche oder Bühne auftrumpfte, sondern sich als Lautenist vor allem für das kammermusikalische Repertoire, sowohl vokal als auch instrumental, verdient machte. Seine gefühlsintensiven Lautenlieder und Instrumentalsätze – wie etwa die berühmte „Pavana Lacrimae“, die in verschiedenen Arrangements in Umlauf war und von Komponisten wie Sweelinck oder Scheidemann in Variationen bearbeitet wurde – machten ihn international bekannt. In seinem Lied „Flow my tears“ fließen die Tränen ungehemmt, sind aber in einen sorgfältig ausgearbeiteten, kunstvollen Satz integriert.
Die Solokantate „Ich habe genug“ BWV 82, die erstmals 1727 erklang, ist für das Fest Mariä Reinigung bestimmt (2. Februar) – der Text bezieht sich auf das Evangelium vom greisen Simeon, der das Jesuskind auf den Arm nimmt und eine alte Verheißung an sich erfüllt sieht: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern.“ (Lk 2,29ff.) Gleich Simeon darf der gläubige Christ, der durch Christi Tod und Auferstehung gerechtfertigt ist, in Zuversicht sein seliges Ende erwarten: „Ich habe genug!“ (Die weiteren Rezitative und Arien der Kantate führen diese freudige Todessehnsucht weiter aus, während die eröffnende Arie den geistigen Bezug zur Schriftlesung herstellt.) Der poetisch bemerkenswerte Text stammt von dem Nürnberger Theologen Christoph Birkmann (1703-1771), der während seiner Leipziger Studienzeit 1724-27 in den Kirchenmusikaufführungen Bachs mitgewirkt haben soll.
Aus dem einfachen Strophenlied einerseits und der rhapsodisch-freien Ballade andererseits, die um des Textvortrages und dessen Illustration willen auf strengere Formgebung verzichtete, formte Franz Schubert in seinen über 600 Liedern zahlreiche Meisterwerke, die den Gefühlsgehalt des Gedichtes umzusetzen verstanden, Vers- und Strophengliederung in den Dienst der musikalischen Aussage stellten und das Klavier vom Begleitinstrument zum Partner der Singstimme werden ließen. In „Der Tod und das Mädchen“ wird deren Dialog in ergreifender Weise erlebbar – der Tod weiß das erregte Mädchen zu besänftigen und von dem Frieden, den er zu bringen verspricht, zu überzeugen: „Sollst sanft in meinen Armen schlafen.“
Als Kapellmeister des Prinzen Heinrich in Rheinsberg und später als Hofkapellmeister der dänischen Krone in Kopenhagen hatte Johann Abraham Peter Schulz natürlich viel zu komponieren: Sein Werkverzeichnis weist Bühnenwerke und Kirchenmusik, Lieder und Kanteten, aber auch Klaviersonaten und Klavierstücke auf. Einige seiner Liedmelodien haben in Gesangbüchern und Chorsammlungen überlebt, zum Beispiel „Ihr Kinderlein, kommet“ oder das Erntedanklied „Wir pflügen, und wir streuen“. Unsterblich wurde jedoch seine Melodie zu „Der Mond ist aufgegangen“, dem einem Vorbild von Paul Gerhardt nachempfundenen Abendlied von Matthias Claudius, in dem die wundervolle Abendstimmung zum Gleichnis menschlichen Lebens und seligen Sterbens umgedeutet wird.
Meist wird die schöne Melodie zu „Untreue“ (In einem kühlen Grunde) dem schwäbischen Liedkomponisten Friedrich Silcher (1789-1860) zugeschrieben, doch dieser komponierte lediglich einen bekannten Männerchorsatz auf die Melodie seines schwäbischen Landsmanns und Zeitgenossen Friedrich Glück, dessen Laufbahn nach Schulzeit in Maulbronn und Theologiestudium in Tübingen schließlich ins Pfarrhaus von Schornbach (heute ein Stadtteil von Schorndorf) führte. Im heutigen Konzert diente ein Liedsatz von Max Reger als Vorlage für die Bearbeitung der Begleitung.
Antonín Dvořák komponierte seine zehn „Biblischen Lieder“ op. 99 1894 in den USA, wo ihm zwar äußere Erfolge und Geld in Hülle und Fülle beschieden waren, aber sein Heimweh nach der vertrauten tschechischen Umgebung schier unerträglich wurde und durch eintreffende Todesnachrichten von Familienangehörigen, Freunden und Kollegen (unter anderem starben Tschaikowsky, Gounod, Hans von Bülow ...) zusätzlich verstärkt wurde. Die Texte der Biblischen Lieder entnahm der Komponist dem Buch der Psalmen und machte sich die Frömmigkeit des Volkes Israel mit seinem Gottvertrauen (Hader über die mitunter unergründlichen Wege seines Gottes eingeschlossen) zu eigen.
Als einer der „Erfinder“ der Minimal Music ist Philip Glass inzwischen in aller Munde. 1937 in Baltimore geboren, studierte er zunächst in Chicago Mathematik und Philosophie und setzte dann seine Ausbildung in den Fächern Klavier und Komposition an der Juilliard School in New York sowie bei Darius Milhaud und später in Paris bei Nadia Boulanger fort. Sein künstlerischer Weg führt ihn von der strengen Zwölftontechnik im Sinne von Arnold Schönberg zum eher gemäßigt-amerikanischen Einfluss eines Aaron Copland. Die Entwicklung des Prinzips der Minimal Music, der permanenten Wiederholung einfachster motivischer Bestandteile, die dann eine geradezu hypnotische Wirkung entfalten kann, geschah durch den Einfluss indischen Denkens und Fühlens, zum Beispiel durch Ravi Shankar. 1994 entstand das erste Heft von Klavieretüden, von denen die Nr. 6 in f-Moll im heutigen Konzert auf dem Akkordeon gespielt erklingen wird.
Zweifellos gehört Veli Kujala zu den interessantesten Musikerpersönlichkeiten seines Heimatlandes Finnland. 1976 in Alahärmä geboren, erhielt er seine Ausbildung (Akkordeon, Komposition) an der Sibelius-Musikakademie in Helsinki, an der er inzwischen als Professor für Akkordeon und Improvisation unterrichtet. Sein Werk „Photon“ für Akkordeon und Orgel entstand 2015 und bezieht sich metaphorisch auf das griechische Wort „Photon“ für ein Elementarteilchen der elektromagnetischen Strahlung. Demzufolge wird man dieses Werk wohl als eine Fantasie über den Energieaustausch und die Anziehungskraft musikalischer Partner deuten können. Zumindest waren sich die ersten Interpreten dieses Werks sehr nahe: Es waren nämlich der Komponist selbst und seine Frau Susanne Kujala an der Orgel.
Über Jahrzehnte hatte Arne Nordheim als Komponist und Musikpolitiker das Musikkleben seiner norwegischen Heimat geprägt. 1931 in Larvik bei Oslo geboren, erhielt er seine Ausbildung am Konservatorium Oslo und ergänzte seine Kompositionsstudien bei Vagn Holmboe in Kopenhagen. In den 1960er Jahren galt sein besonderes Interesse der Elektronischen Musik, bevor er sein Schaffen weiteren Gattungen und Formen öffnete – Vokal- und Instrumentalmusik, Werke für Orchester oder Kammerbesetzungen, Soloinstrumente oder Lieder für Singstimme mit Begleitung, Bühnenwerke und Ballette.
Dem Werk „Flashing“, komponiert 1985/86 für den dänischen Akkordeon-Virtuosen Mogens Ellegaard, liegt Material aus einer älteren Komposition für Akkordeon und Orchester zugrunde – der metaphorische Titel (im Sinne von „Aufblinken“ oder „Aufblitzen“) steht über einer Musik, die fragmentarische Motive und Figuren, vorgetragen in den verschiedenen Klangregistern des Instruments, zu einem musikalischen Kontinuum zusammenbindet.
Als Orgelpädagoge in Genf und London, als leidenschaftlicher Bach-Interpret, aber auch als begnadeter Improvisator genießt Lionel Rogg internationalen Ruf. Seine Orgelkompositionen – sowohl solissimo als auch für Orgel und vokale bzw. instrumentale Partner – offenbaren weitere wichtige Wesenszüge dieses Künstlers.
In seinen „Visionen aus der Apokalypse“, entstandenen 1995, entwirft der Komponist zwei wirkmächtige Bilder voller Klangpracht und Suggestion. „Die Frau und der Drache“ fasst einen Textauszug aus dem 12. Kapitel der Johannes-Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, zu einem eindrucksvollen Tongemälde.
Sehr bald schon hatte sich die frühchristliche Theologie dieses Bildes bemächtigt und die Apokalyptische Frau mit der Jungfrau Maria, der Mutter Jesu, gleichgesetzt und daraus einen Bildtypus entwickelt, der Maria mit ihrem göttlichen Kind auf einer Mondsichel stehend mit Sternenkranz darstellt.
Jāzeps Vītols ist gleichsam der Stammvater der lettischen Musik – seine Rolle hier lässt sich vielleicht mit der von Edvard Grieg für Norwegen vergleichen. 1863 in der Nähe von Valmiera geboren, studierte Vītols am St. Petersburger Konservatorium bei Nikolai Rimski-Korsakow und übernahm nach dessen Tod 1908 die dortige Kompositionsklasse. (So gehörten auch Igor Strawinsky und Sergej Prokofjew zu seinen Schülern.) Nach der Unabhängigkeit seiner Heimat leitete er 1918/19 in Riga die Lettische Nationaloper und gründete dort 1919 das Lettische Konservatorium, das als Musikakademie heute seinen Namen trägt. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in Deutschland, er starb 1948 in Lübeck.
Alfreds Kalniņš ist nicht allein mit seinen zahlreichen Liedern, Orchesterwerken, Kammermusik und Orgelwerken hervorgetreten, sondern wurde mit seiner 1920 aufgeführten „Baņuta“ auch zum Schöpfer der lettischen Nationaloper. Auch er hatte seine Ausbildung am St. Petersburger Konservatorium erhalten, unter anderem in der Kompositionsklasse von Anatoli Ljadow.
Der litauischen Sprache und Folklore wird das letzte Wort dieses Konzertprogrammes gehören: Begleitet von Orgel und Akkordeon erklingen zwei Volksweisen über Liebe und Tränen – und über ein junges Mädchen, das einen feschen Soldaten einfach abblitzen lässt ...
Claudio Monteverdi: „Domine ad adiuvandum me festina“
(Gott, merk auf meine Hilfe)
Herr, eile, mir zu helfen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen. Halleluja.
Claudio Monteverdi: „Tu se’morta, mia vita“ – Szene des Orpheus aus dem 2. Akt der Oper „Orfeo“
Du bist tot, mein Leben, und ich atme noch?
Du bist von mir gegangen, um nie zurückzukehren, und ich bleibe?
Nein, denn wenn die Lieder irgendetwas vermögen,
Werde ich gewiss in die tiefsten Abgründe hinabsteigen,
Und ist das Herz des Schattenkönigs erweicht,
Kommst du mit mir herauf, das Licht der Sterne wiederzusehen.
Wenn aber ein grausames Schicksal dies mir versagt,
Werde ich bei dir bleiben in Gesellschaft des Todes.
Leb wohl, Erde! Lebt wohl, Himmel und Sonne! Lebt wohl!
John Dowland: „Flow my tears“
Fließt, meine Tränen, strömt aus euren Quellen,
Für immer verbannt: Lasst mich trauern.
Wo der schwarze Vogel der Nacht sein düsteres Lied singt,
Dort lasst mich einsam sein.
Verlöscht, ihr trüben Lichter, scheint nicht mehr!
Keine Nacht ist dunkel genug für jene,
Die verzweifelt ihr verlorenes Glück betrauern.
Das Licht enthüllt nur ihre Schmach.
Niemals kann mein Leid gemildert werden,
Seit jenes Mitleid verschwunden ist,
Und Tränen und Seufzen und Klagen
Haben meine schweren Tage aller Freude beraubt.
Vom höchsten Gipfel der Zufriedenheit
Wurde mein Glück herabgestürzt,
Und Angst und Gram und Schmerz in dieser Einsamkeit
Sind meine Hoffnungen, weil die Hoffnung vergangen ist.
Horcht, Ihr Schatten, die im Dunkeln wohnen,
Lernt das Licht verachten!
Glücklich, glücklich sind jene, die in der Hölle
Die Qualen dieser Welt nicht verspüren!
Antonín Dvořák: Zwei biblische Lieder aus op. 99
Wolken und Finsternis hüllen sein Antlitz.
Seines Gerichtes Spruch ist des Thrones Stütze.
Feuer kündet sein Nahen, sät überall
Verderb der Heerscharen, der Feinde.
Siehe, seiner Blitze Flammenmeere zucken über die Erde;
Angesichts dessen zittert sie.
Berge zergehen wie Wachs vor dem Antlitz des Herren, unseres Gottes,
Aller Erde Weltherrscher.
Und alle Völker werden sehen seinen Ruhm und Ehre.
(Psalm 97 in Auswahl)
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf grüner Aue und führt mich zum frischen Wasser.
Er erquickt meine Seele.
Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück;
Denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich.
(Psalm 23 in Auswahl)
Alfrēds Kalniņš: „Dziesmu diena“ (Liedertag)
Wenn die Götter dem Volk Glück beschieden haben,
Dann senden sie ihm mit diesem auch Lieder mit!
Unter den Klängen der Koklen (= Zupfinstrument nach Art einer Zither) und Saiten und Krieger-Fanfaren soll der Festkranz geflochten sein!
Glück haben die Götter uns heute beschieden.
Klänge sollen zusammen mit Kränzen gedeihen, die Nähe der heiteren Götter in Klängen vernimmt frohlockend die Seele des Volkes.
(Text: J̖ānis Akuraters – Übersetzung aus dem Lettischen von Matthias Knoll)
Jāzeps Vītols: „Biķeris miroņu salā“ (Der Becher auf der Toteninsel) op. 34 Nr. 3
Fern hinter den Bergen, hinter den Meeren auf der fahlen Toteninsel
Funkelt ein riesiger Becher auf dem Gipfel des Bernsteinberges.
Im goldenen Becher, im gelben Wein, schimmern Strahlen,
wenn bei Sonnenaufgang die Geister der gestorbenen Zecher erwachen.
Während ein Lied übers Meer tönt, eilen die Geister zum Becher,
damit beim goldgelben Wein der Durst der Seele einst endet.
Im Becher tief versinkt der Menschheit Durst,
damit die Geister der Gestorbenen nach dem Tod keinen Schmerz mehr empfinden.
(Text: J̖ānis Poruks – Übersetzung aus dem Lettischen von Matthias Knoll)
„Stok ant akmenélio“ (Stell dich auf ein Steinchen) – Litauische Volksweise
Stell dich auf ein Steinchen, setz dich auf ein Rösslein.
Wir beiden werden auf die Weide reiten und die Rösslein weiden.
Wir werden Rösslein weiden und ein Feuerchen entfachen,
ein Kränzchen grüner Rauten im Feuer dann verbrennen.
Es fällt ein Tröpfchen Tau, es fällt der Nebel auch.
Es fallen bittere Tränen meines lieben Mädchens.
(Aus dem Litauischen von Cornelius Hell)
„Teka Saulé“ (Es geht die helle Sonne auf) – Litauische Volksweise
Es geht, es geht die helle Sonne auf
Durch das Wäldchen.
Es schoss, es schoss nun ein Soldat
Auf die Linde.
Seine Stimme prallte, seine Stimme prallte
Auf das Mädchen.
Ach, du Mädchen, kleine Lilie,
Gib doch dein Versprechen.
Ach, du Bürschlein, kleines Kleeblatt, ich gebe dir kein Versprechen,
Dem Soldaten.
Dem Zweiglein fällt das Wachsen schwer
Im grünen Wald.
So ist’s um mich bestellt, das junge Bürschlein –
Ohne Mädchen.
(Aus dem Litauischen von Cornelius Hell)
Die lettische Organistin Iveta Apkalna, derzeit Organistin in Residence am Konzerthaus Berlin, gilt als eine der führenden Instrumentalist*innen weltweit. Als Titularorganistin der neuen Klais-Orgel in der Hamburger Elbphilharmonie eröffnete sie mit der Weltpremiere von Wolfgang Rihms „Triptychon und Spruch“ in memoriam Hans Henny Jahnn mit Thomas Hengelbrock und dem NDR Elbphilharmonie Orchester das neue Konzerthaus im Januar 2017. Seit ihrem Konzert mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Claudio Abbado tritt Iveta Apkalna mit den weltweit führenden Orchestern unter bedeutenden Dirigenten auf. 2018 gab sie ihr Debüt bei den BBC Proms in der Royal Albert Hall in London. Als „Artist in Residence“ der Konzertkirche Neubrandenburg, in Zusammenarbeit mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, gastiert Iveta Apkalna dort seit 2019 regelmäßig. Zahlreiche Konzerte führten Iveta Apkalna in die wichtigsten Konzertsäle Europas und nach Asien. In der Spielzeit 2018/2019 begleitete sie das Konzerthausorchester unter Juraj Valčuha auf einer Konzertreise in das Baltikum.
Außerdem gab sie ihr Rezital-Debüt in der Walt Disney Hall in Los Angeles.
Die Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe wurde vom lettischen Kulturministerium mit dem „Excellence Award in Culture 2015“ geehrt und zur Kulturbotschafterin Lettlands ernannt.
Iveta Apkalna studierte Klavier und Orgel an der J. Vitols Musikakademie Riga und setzte ihr Studium an der Londoner Guildhall School sowie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart fort. Sie lebt in Berlin und Riga.
Benjamin Appl erhielt seine Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen, an der Hochschule für Musik und Theater in München und der Guildhall School of Music & Drama in London. Wesentlich beeinflusst wurde er von Dietrich Fischer-Dieskau, dessen letzter Schüler er war. 2018 verlieh die Académie du Disque Lyrique in Paris Benjamin Appl den „Orphée d´Or Dietrich Fischer-Dieskau“ als bestem Lied-Interpreten. Zu seinen Partnern am Klavier gehören Graham Johnson, Kristian Bezuidenhout, James Baillieu und Kit Armstrong. Auch als Opern- und Konzertsänger ist Benjamin Appl weltweit zu hören. Im Herbst 2021 war Benjamin Appl Musician in Residence in der Villa „I Tatti“, dem Harvard University Center in Florenz. Anschließend nahm er Schuberts „Winterreise“ für das Schweizer Fernsehen und die BBC auf. Seit Herbst 2016 unterrichtet er als Professor für Deutschen Liedgesang an der Guildhall School of Music & Drama in London, außerdem gibt er Meisterkurse im In- und Ausland.
Benjamin Appls umfangreiche Diskographie weist inzwischen Produktionen mit Arien und Kantaten der Familie Bach, Orchesterlieder von Hugo Wolf und Hans Sommer, Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms, thematische Liedalben zu „Heimat“ und Heinrich Heine oder Werke von Jean Sibelius und Luciano Berio auf.
Martynas Levickis, in Šiauliai (Litauen) geboren, studierte bei Owen Murray an der Royal Academy of Music in London. 2010 gewann er die Castingshow „Lithuania’s Got Talent“. Es folgte ein Debütalbum bei Decca Classics, das direkt auf Platz 1 der britischen Klassikcharts kletterte. Er gründete eine Komponist*innen-Akademie für Akkordeonmusik und richtete mehrere Jahre lang in Vilnius ein entsprechendes Festival aus; mit dem Mikroorkéstra rief er ein Ensemble ins Leben, mit dem er in eigens konzipierten und produzierten Shows Stadien im gesamten Baltikum füllt. Martynas Levickis verfügt über ein umfangreiches Solorepertoire von „klassischer“ Musik bis zur Gegenwart, ergänzt durch eigene Bearbeitungen von Volksmusik unterschiedlicher Herkunft sowie Werke für Akkordeon und Orchester. Im August 2022 gab er seine Debüts beim Rheingau Musik und Grafenegg Festival. Neben seiner regen Konzerttätigkeit in Litauen fanden in dieser Saison unter anderem Auftritte im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, mit den Stuttgarter Philharmonikern, im Kurhaus Wiesbaden (mit dem Stuttgarter Kammerorchester) und Konzerte mit der NDR Radiophilharmonie statt. Bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern war er 2023 als „Preisträger in Residence“ im Einsatz.
2023 erschien sein jüngstes Album „Autograph“ mit Werken von Johann Sebastian Bach, Philip Glass und Franck Angelis sowie litauischen Volksliedern in Bearbeitungen für Akkordeon.