Chamber music matinee of the Konzerthausorchester

By Leah Biebert Dec. 22, 2024

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Inhalt


Matinee des Konzerthausorchesters Berlin


Luisa Rönnebeck Violine
Linda Fichtner Violine
Nilay Özdemir Viola
Alexander Kahl Violoncello
Igor Prokopets Kontrabass     

 

Programm


Johann Baptist Vanhal (1739 – 1813)
Divertimento für Violine, Viola und Kontrabass G-Dur
Allegro
Menuetto
Adagio
Menuetto
Allegro


Béla Bartók (1881 – 1945)
Rumänische Volkstänze Sz 56, bearbeitet für Violine und Viola
Jocul cu bâta (Stabtanz). Allegro moderato
Brâul (Rundtanz). Allegro
Pe Loc (Stampftanz). Moderato
Bubiumeana (Kettentanz). Moderato
Poarga românesca (Rumänische Polka). Allegro
Mâruntel (Zwei Schnelltänze). Allegro – Allegro vivace


Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
Passacaglia aus der Suite für Cembalo g-Moll HWV 432, für Violine und Violoncello bearbeitet von Johan Halvorsen


Astor Piazzolla (1921 – 1992)
Nr. 1,2 und 3 aus „Fünf Tangos“ für Violine und Kontrabass
J'attends (Se fue sin decirme adios)
La misma pena (Bonsoir)
Saint Louis en l'Ile

 

PAUSE


Gioacchino Rossini (1792 – 1868)
Duo für Violoncello und Kontrabass D-Dur
Allegro
Andante molto
Allegro

 

Giovanni Bottesini (1821 – 1889)
Streichquintett c-Moll op. 99 („Gran Quintetto“)
Allegro moderato
Scherzo. Allegro ma non troppo
Adagio
Finale. Allegro con brio

 

Raus aus den Kammern, rein in die Welt!

Kammermusik, das ist mehr als Streichquartett, mehr als klein besetzte Instrumentalmusik. Kammermusik erzählt Geschichten aus aller Welt – von den Straßentänzen Südamerikas, von rumänischen Dorffesten und der italienischen Opernbühne.

Zum Beispiel die Musik von Georg Friedrich Händel, dem Sachsen, der „ein ganz ausgezeichneter Cembalospieler und Komponist ist“. Nach Studienreisen in Italien zieht er 1712 nach London, wo sich das bürgerliche Musikleben zu einem der aufregendsten in ganz Europa entwickelt. In dem städtischen Getümmel ist Händel einer der ersten Musiker von Rang, die nicht mehr am Hof oder an einer kirchlichen Institution angestellt sind. Als „freier“ Künstler kann er sich ganz am Geschmack der Bürgerschaft orientieren. Und die Londoner*innen mögen es gesellig, immer und überall spielt Musik, bei öffentlichen Konzerten und in privaten Salons. Für sie schreibt Händel seine Kammermusik. Und flicht Tanzsätze darin ein, etwa die Passacaglia aus der Suite für Cembalo g-Moll HWV 432 – ein langsamer, ursprünglich spanischer Volkstanz, bei dem sich das sanfte Hauptthema in Variationen wiederholt.

Ähnlich wie Händel komponiert Johann Baptist Vanhal für eine immer breiter werdende Schicht musikalischer Liebhaber*innen. Er ist Ostböhme und Sohn leibeigener Bauern. 1760, Vanhal ist 21 Jahre alt, ermöglicht ihm die Gemahlin seines Grundherrn einen Umzug nach Wien. Er studiert Komposition und schafft es, im aufblühenden Wiener Musikleben Fuß zu fassen. Damals ist Wien die einzige deutschsprachige Großstadt, die sich mit Metropolen wie London messen kann. Als freischaffender Musiker und Lehrer verdient Vanhal gutes Geld; mit seinen Sinfonien und Streichquartetten gehört er bald zu den führenden Komponist*innen seiner Zeit. Er kauft sich aus der Leibeigenschaft frei, reist nach Italien und bringt von dort den Stil der italienischen Oper mit: Ausgedehnte Themen werden ebenso zu seinem Markenzeichen wie die virtuose Erste Geige, der er im Divertimento für Violine, Viola und Kontrabass G-Dur eine führende Rolle zuerkennt.

Wien ist in den 1820er Jahren auch das Ziel von Gioacchino Rossini. Seine Musik, mitreißend und voller Tempo, macht weltweit Furore, und das Kärntnertortheater veranstaltet ihm zu Ehren ein dreimonatiges Festival – die ganze Stadt schwelgt im Rossini-Fieber. Der Komponist setzt seine Tournee in London fort, wo der Reichtum der Londoner Finanzwelt noch immer Opernkomponist*innen aus aller Welt anlockt. Er verdient ein Vermögen –  mit Soireen und Unterrichtsstunden für wohlhabende Adelige, für die Rossini das Hundertfache des in London üblichen Satzes verlangt. Auch der Bankier David Solomon zahlt viel Geld für eine Komposition aus der Feder Rossinis, der ihm das Duo für Violoncello und Kontrabass D-Dur komponiert – ein ironisches Zwiegespräch mit dem erfrischenden Witz der Opera buffa.

Opernhaft, mit einer theatralischen Wendung der Geige, beginnt auch das Streichquintett c-Moll op. 99 von Giovanni Bottesini. Heute ist Bottesini als der Dirigent bekannt, der 1871 die Uraufführung von Giuseppe Verdis „Aida“ leitet. Als er vierzehn Jahre alt ist, will er eigentlich Geiger werden, doch Studienplätze sind keine mehr frei. Spontan entscheidet sich der Junge für ein anderes Instrument: den Kontrabass. Innerhalb weniger Wochen bereitet er sich auf die Aufnahmeprüfungen vor, macht schnell Fortschritte und wird Bester seines Jahrgangs. Bald reist er für Soloauftritte nach Wien, Havanna und in die USA. Die Zeitgenoss*innen nennen ihn den „Paganini des Kontrabasses“ – er ist der führende Kontrabass-Virtuose seiner Zeit.

Aber nicht nur die italienische Oper klingt in den Werken der Kammermusik nach, auch tänzerische Einflüsse mischen sich dazu. Um 1900 studiert Béla Bartók in Budapest Komposition und Klavier. Die Stadt gilt damals als das „Paris Osteuropas“ und erfreut sich einer pulsierenden Kaffeehauskultur, die den Wiener Häusern in Opulenz und Lebenskultur um nichts nachsteht. Hier wird gezecht und gelacht, dazu fiedeln ungarische Tanzkapellen, die Einflüsse aus ungarischer Volksmusik, Musik der Roma und klassisch-romantisches Repertoire verbinden. Doch das Großstadtleben ist Bartók ein Graus. Er bricht auf, um in den Weiten des ungarischen Königreichs die ursprüngliche Bauernmusik zu erforschen. Auf Dorffesten und in Gasthöfen entdeckt er die bunten Melodien und wilden Rhythmen der ländlichen Bevölkerung. Fasziniert von ihrem rustikalem Charme stellt er 1915 eine kleine Klaviersuite mit Rumänischen Volkstänzen zusammen.

Ebenso temperamentvoll sind die „Fünf Tangos“ für Violine und Kontrabass von Astor Piazzolla. In den 1920er Jahren sieht sich die argentinische Bevölkerung einer katastrophalen Wirtschaftslage gegenüber, ist gespalten in Oberschicht und „Pöbel“. Piazzollas Familie wandert aus nach New York, doch die Wehmut nach dem Heimatland bleibt – allgegenwärtig in den Liedern des Tangos, der verruchten Musik der Unterschicht, der Piazzollas Vater tagein, tagaus lauscht. Piazzolla selbst kann mit dem Tango zunächst wenig anfangen, begeistert sich eher für Jazz und die Musik Johann Sebastian Bachs. Als er dreißig Jahre alt ist, erhält er ein Stipendium für Paris. Er studiert bei Nadia Boulanger, der berühmten Komponistin und Pianistin, die ihn ermutigt, seine Herkunft nicht zu verleugnen. Im Tango findet Piazzolla seinen ganz persönlichen Stil. Über dreihundert Tangokompositionen schreibt er und nennt sie „populäre Kammermusik“. Und sich selbst? Den „Tango-Mann“.

Luisa Rönnebeck

studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in der Klasse von  Michael Erxleben. Wichtige musikalische Impulse erhielt sie durch Georg Faust, Nora Chastain und Pamela Frank. Als Stipendiatin der Internationalen Musikakademie in Berlin nahm sie unter anderem 2009 an den Delphischen Spielen in Südkorea teil. Als Solistin konzertierte Luisa Rönnebeck mit dem Philharmonischen Orchester Cottbus, dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt, der Filharmonia Zielonogórska (Polen) sowie in der Philharmonie Berlin, dem Gewandhaus zu Leipzig und in der Laeiszhalle Hamburg.

Linda Fichtner

studierte in ihrer Heimatstadt Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Werner Scholz und Michael Erxleben sowie in Leipzig bei Carolin Widmann. Seit 2016 ist sie Mitglied im Konzerthausorchester Berlin, in dem sie bereits seit 2011 mit einem Zeitvertrag spielte. Die Preisträgerin des Internationalen Königin Sophie Charlotte Wettbewerbs musiziert außerdem im Konzerthaus Kammerorchester.

Nilay Özdemir

wurde im türkischen Antalya geboren. Sie studierte in Leipzig bei Tatjana Masurenko, in Paris bei Jean Sulem und in Berlin bei Tabea Zimmermann an der Hochschule für Musik Hanns Eisler sowie aktuell an der Universität der Künste bei Hartmut Rohde. Seit 2019 ist sie Mitglied im Konzerthausorchester Berlin, außerdem spielt sie am Konzerthaus im Quartett Polaris. Sie war Stipendiatin der Kurt-Sanderling-Akademie des Konzerthausorchesters. Nilay Özdemir war zu Gast beim Krzyzowa Kammermusik Festival und Stipendiatin verschiedener renommierter Akademien (Verbier Festival, Kronberg, Seiji Ozawa). 

Alexander Kahl

Alexander Kahl wurde in Hanau geboren. Er studierte in Berlin und Rostock bei Michael Sanderling und Josef Schwab. Seit 2005 ist er Mitglied des Konzerthausorchesters Berlin, außerdem spielt er im Konzerthaus Kammerorchester. Mit den „Berliner Cellharmonikern“ tritt er bei internationalen Festivals auf.

Igor Prokopets

wurde im weißrussischen Minsk geboren. Er studierte in Berlin an der Musikhochschule Hanns Eisler bei Barbara Sanderling sowie an der Universität der Künste bei Mikhael B. Wolf. Seit 2007 ist er Mitglied des Konzerthausorchesters Berlin, außerdem spielt er im Konzerthaus Kammerorchester, mit dem er auch als Solist zu erleben ist. Igor Prokopets ist Mitbegründer und Dozent der Mecklenburger Schlossakademie, unterrichtet die Kontrabass-Stipendiaten der Kurt-Sanderling-Akademie des Konzerthausorchesters und gibt Meisterkurse in Deutschland, Österreich und China.

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