Mozart & Haydn

By Dr. Dietmar Hiller Jan. 25, 2025

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Inhalt

Konzerthausorchester Berlin

Jan Willem de Vriend  Dirigent
Sebastian Knauer  Klavier

Programm

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Zwischenaktmusiken aus der Bühnenmusik zu Geblers heroischem Drama „Thamos, König von Ägypten“ KV 345
Nach dem 1. Aufzug: Maestoso – Allegro c-Moll
Nach dem 2. Aufzug: Andante Es-Dur
Nach dem 3. Aufzug: Allegro g-Moll – Andante B-Dur
Nach dem 4. Aufzug: Allegro vivace assai d-Moll
Nach dem 5. Aufzug: Ohne Tempo


Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466
Allegro
Romance
Rondo. Allegro assai


Pause


Joseph Haydn (1732 – 1809)
Sinfonie Nr. 99 Es-Dur Hob I:99
Adagio – Vivace assai
Adagio
Menuetto. Allegretto
Finale. Vivace

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Zwischenaktmusiken aus der Bühnenmusik zu dem heroischen Drama „Thamos, König in Ägypten“ KV 345

In dem Brief vom 15.2.1783 aus Wien an seinen Vater sprach Wolfgang Amadeus Mozart das ganze Dilemma seiner „Thamos“-Musik an: „Es thut mir recht leid daß ich die Musique zum Thamos nicht werde nützen können! dieses Stück ist hier, weil es nicht gefiel, unter die verworfenen Stücke; welche nicht mehr aufgeführt werden. – es müßte nur blos der Musick wegen aufgeführt werden, - und das wird wohl schwerlich gehen; – schade ist es gewis!“ Als Bühnenmusik sind Mozarts Instrumentalsätze so eng mit dem Gang des Stückes verflochten, dass eine rein konzertante Darbietung kaum möglich und sinnvoll ist; andererseits war an eine Gesamtaufführung des Dramas in Wien nicht zu denken, da sich die Theaterleitung nach einem ersten gründlichen Misserfolg zu keiner Neuinszenierung mehr bereitfinden wollte.

Mozart hatte Geblers Drama wohl bereits 1773 im Auftrag des Verfassers mit zwei klangprächtigen Chören ausgestattet und 1779 noch einen dritten Chorsatz dazu komponiert. Ob die vier (zunächst sogar fünf) Zwischenaktmusiken bereits 1773 für Wien oder erst für eine Aufführung in Salzburg 1779/80 komponiert wurden, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Diese herrliche Musik lag aber nun brach! Im Falle der Chöre konnte sich der Komponist später behelfen, indem er sie mit neuem lateinischen bzw. italienischen Text versehen und als „Geistliche Hymnen“ zur Aufführung bringen ließ. Im Falle der Zwischenaktmusiken war eine solche Nachnutzung jedoch nicht so einfach möglich.

Als Bühnenmusik sind die Instrumentalstücke nicht allein den Formmodellen von Sonaten- und Sinfoniesätzen zuzuordnen, sondern hatten die dramatische Spannung des vorhergehenden Aktschlusses aufzugreifen – oder aber eine Vorahnung des neuen Aktes zu geben. Natürlich sah sich Mozart als gewissenhafter Komponist aber auch genötigt, seiner Musik über die theatralische Funktion hinaus klare formale Konturen zu verleihen, z. B. mit Hilfe der in seinem Stil gleichsam allgegenwärtigen Sonatenhauptsatzform.

Darstellung eines ägyptischen Paares

Leopold Mozart hat in die autographe Partitur seines Sohnes einige kurze Kommentare eingetragen, die für den Hörer zum Verständnis der Musik wichtig sind. (Sie sind auf der Titelseite des Programmes angegeben.) Neben einer allgemeinen Charakterisierung der Bühnensituation bei dem jeweiligen Aktschluss werden darin aber auch musikalische Details erklärt, wie etwa im Andante Es-Dur die Gegenüberstellung von Pherons falschem Charakter (scharf akzentuierte Sforzati in Violinen und Fagotten) und der Ehrlichkeit des Thamos (idyllisch-unschuldige Bläserfiguren). Auch die Instrumentalmusik nach dem 3. Aufzug leitet direkt in den 4. Aufzug über: Leopold Mozarts Texteintragungen deuten darauf hin, dass dieser Satz ursprünglich sogar als Melodram gedacht war – die Musik kommentiert den seelischen Konflikt der edlen Ägypterin Sais zwischen Ehrgeiz und Verzicht und mündet in das feierliche Gelübde, sich in reiner Jungfrauenschaft der Sonnengöttin als Priesterin zu weihen. (Zum Glück wird sie am Ende als die vermisste Königstochter enttarnt und darf – von ihrem wiedergefundenen Vater von ihrem Eid suspendiert – mit Thamos den neuen König von Ägypten heiraten.)

Geblers „Heroisches Drama“ ist inzwischen völlig vergessen, einzig und allein die Qualität von Mozarts ungewöhnlicher Bühnenmusik sorgte für den Eintrag des Dichters in die einschlägigen Fachlexika bzw. wenigstens in deren Registerbände. Die Grundidee des Stückes (der Sieg des Guten nach einer Reihe von schwierigen Prüfungen) und nicht zuletzt auch der Schauplatz (Ägypten) sind später in die Konzeption der „Zauberflöte“ eingegangen.

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Wolfgang Amadeus Mozart

Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466

Im Frühjahr 1785 besuchte Leopold Mozart seinen Sohn in Wien und konnte voll Genugtuung die Erfolge Wolfgangs miterleben. Am 11.2. erst mittags in Wien eingetroffen, gab es am Abend gleich ein von Wolfgang veranstaltetes Konzert im Saal des Kasinos „Zur Mehlgrube“, in dem unter anderen das am Vortag vollendete Klavierkonzert d-Moll uraufgeführt wurde. Leopold fand am 16.2.1785 in einem Brief an seine Tochter Nannerl euphorische Worte über diesen Abend: „Das Concert war unvergleichlich, das Orchester vortrefflich, außer den Symphonien sang eine Sängerin vom welschen Theater 2 Arien, dan war ein neues vortreffliches Clavier Concert vom Wolfgang, wo der Copist, da wir ankamen noch daran abschrieb, und dein Bruder das Rondeau noch nicht einmal durchzuspielen Zeit hatte, weil er die Copiatur übersehen mußte.“

In seinem d-Moll-Konzert verbindet Mozart die Errungenschaften seiner letzten Klavierkonzerte – dialogischer Charakter, hochdifferenzierter Orchestersatz (unter besonderer Einbeziehung der Blasinstrumente), pianistische Brillanz, intensive motivisch-thematische Arbeit, vollkommene Beherrschung der Großform – mit einem bei ihm bisher unbekannten sinfonischen Pathos und leidenschaftlichen Ernst (der einige seiner früheren Moll-Werke zu Theaterdonner zu degradieren scheint), ohne aber den konzertanten Charakter völlig vergessen zu müssen: Die Virtuosität wird ganz in den Dienst des Ausdrucks gestellt.

Mit dem d-Moll-Konzert hatte Mozart seinem Publikum sehr viel zugemutet (die Kühnheiten dieses Werkes im Uraufführungskonzert vielleicht durch freundlichere Sinfonien und Arien etwas kompensiert ...). Es freut uns, dass dieses schwere Werk auch des Vaters uneingeschränkte Anerkennung fand. Leopold übermittelt in dem oben bereits zitierten Brief auch die Worte Haydns, die dieser an ihn nach einem Hausmusikabend mit drei der sechs Haydn gewidmeten Streichquartette am 12.2.1785 gerichtet hatte: „Ich sage ihnen vor gott, als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und den Nahmen nach kenne: er hat geschmack, und über das die größte Compositionswissenschaft.“

Der junge Mozart am Klavier. Ölgemälde von Saverio dalla Rosa

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Joseph Haydn

Sinfonie Nr. 99 Es-Dur

Während Haydn in seiner Abgeschiedenheit von Esterház und Eisenstadt fleißig experimentierte, komponierte und einstudierte, verbreitete sich sein Ruf unaufhaltsam in der damaligen musikalischen Welt. Immer häufiger wurde Haydn mit Kompositionsaufträgen bedacht, der Notendruck popularisierte seine Klavier- und Kammermusik. Doch auswärtigen Reiseangeboten wusste sich Haydn stets zu widersetzen, meist durch einen diskreten Hinweis auf seine dienstlichen Verpflichtungen bei den Esterházys.

Im Jahre 1790 starb jedoch Haydns Arbeitgeber, Fürst Nikolaus Esterházy, und infolgedessen wurde das fürstliche Musikwesen einschneidend verändert. Die meisten Kapellmitglieder wurden entlassen, Kapellmeister Haydn mit einer bescheidenen Rente in den Ruhestand versetzt. Dies war die günstige Gelegenheit für den Londoner Musiker, Komponisten und Musikunternehmer Johann Peter Salomon (selbst ein gebürtiger Deutscher), der gerade in Deutschland unterwegs war, den 58-jährigen Meister umgehend in Wien aufzusuchen, für eine Konzertreise nach England zu verpflichten und auch sofort mitzunehmen. (Wie Haydns Biograph Griesinger später zu berichten wusste, trat Salomon ins Zimmer und überrumpelte Haydn mit den Worten „Machen Sie sich reisefertig, in vierzehn Tagen gehen wir miteinander nach London!“)

Nach anfänglichem Zögern erklärte sich Haydn schließlich zur Vertragsunterzeichnung bereit und machte sich am 15.12.1790 auf die Reise nach London. Er blieb bis zum Sommer 1792 auf der Insel, im Januar 1794 trat er auf Drängen Salomons eine zweite England-Reise an, die sich ebenso erfolgreich und einträglich gestaltete wie die erste.

Konzert in den Hanover Square Rooms. Illustration von 1792

Haydns Verpflichtungen waren vor seiner Abreise nach London dergestalt fixiert, dass er in London für den Impresario Gallini eine Oper zu schreiben hatte, wofür er 300 £ erhalten sollte, sowie sechs neue Sinfonien für Salomons Konzertreihe, die Haydn vor Ort mit dem Orchester einzustudieren und zu dirigieren hatte; für diese und mehrere weitere Kompositionen waren ihm 700 £ garantiert. Zusätzlich wurde Haydn die Einnahme eines Benefizkonzertes zugesichert. Alles in allem erwarb Haydn durch die beiden Englandreisen ein beträchtliches Vermögen, das ihm einen in finanzieller Hinsicht sorgenfreien und behaglichen Lebensabend bescherte.

Die zwölf sogenannten „Londoner Sinfonien“ sind die wichtigste kompositorische Ernte dieser fünf bewegten und bewegenden Jahre. Haydn wusste in diesen Sinfonien auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Londoner Zuhörer einzugehen, ohne aber seinen hohen Kunstanspruch je aufgeben zu müssen. So popularitätsfördernd die kleinen Gags auch waren, die Haydn in seinen Sinfonien anbrachte und die diesen Werken bald allgemein bekannte Beinamen einbrachten wie „Mit dem Paukenschlag“ oder „Mit dem Paukenwirbel“, „Dudelsack“ und „Uhr“ oder gar „Militär-Sinfonie“ – Haydns Beliebtheit und die meist neidlose Anerkennung seiner Fachkollegen beruhten auf seiner handwerklichen Meisterschaft, auf der Kraft seiner Erfindungen und deren vortrefflicher Durcharbeitung. Auch die glückliche Einbindung von echten Volksmelodien in seine Sinfoniesätze ist ein Charakteristikum seiner späten sinfonischen Meisterwerke.

Das Konzerthausorchester Berlin spielt seit der Saison 2023/24 unter Leitung von Chefdirigentin Joana Mallwitz. Sie folgt damit Christoph Eschenbach, der diese Position ab 2019 vier Spielzeiten innehatte. Als Ehrendirigent ist Iván Fischer, Chefdirigent von 2012 bis 2018, dem Orchester weiterhin sehr verbunden.

1952 als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr das heutige Konzerthausorchester Berlin von 1960 bis 1977 unter Chefdirigent Kurt Sanderling seine entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung. Seine eigene Spielstätte erhielt es 1984 mit Wiedereröffnung des restaurierten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt. Zehn Jahre später wurde das BSO offizielles Hausorchester am nun umgetauften Konzerthaus Berlin und trägt seit 2006 dazu passend seinen heutigen Namen. Dort spielt es pro Saison mehr als 100 Konzerte. Außerdem ist es regelmäßig auf Tourneen und Festivals im In- und Ausland zu erleben. An der 2010 gegründeten Kurt-Sanderling-Akademie bilden die Musiker*innen hochbegabten Orchesternachwuchs aus.

 Einem breiten Publikum auf höchstem Niveau gespielte Musik nah zu bringen, ist dem Konzerthausorchester wesentliches Anliegen. Dafür engagieren sich die Musiker*innen etwa bei „Mittendrin“, wobei das Publikum im Konzert direkt neben Orchestermitgliedern sitzt, als Mitwirkende in Clipserien im Web wie dem mehrfach preisgekrönten #klangberlins oder in den Streams „Spielzeit“ auf der Webplattform „twitch“. Die Verbundenheit mit Berlin zeigt sich im vielfältigen pädagogischen und sozialen Engagement des Orchesters mit diversen Partnern in der Stadt.

Jan Willem de Vriend

Jan Willem de Vriend

ist derzeit Chefdirigent des Wiener Kammerorchesters, Erster Gastdirigent der Stuttgarter Philharmoniker und des Kyoto Symphony Orchestra sowie Artistic Partner des Bergen Philharmonic Orchestra. Er gastiert regelmäßig bei Orchestern wie dem Belgian National Orchestra, Hong Kong Philharmonic, HR-Sinfonieorchester, Melbourne Symphony, Netherlands Radio Philharmonic, Orchestre National de Lyon, Rotterdam Philharmonic, Royal Concertgebouw Orchestra und dem Yomiuri Nippon Symphony.

De Vriend gründete 1982 das Combattimento Consort Amsterdam, das er als Konzertmeister bis 2015 leitete. Das auf Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisierte Ensemble entdeckte zahlreiche selten aufgeführte Werke neu.

Im Opernbereich hat de Vriend gemeinsam mit dem Combattimento Consort Amsterdam in Europa und den USA Werke von Monteverdi, Haydn, Händel, Telemann und Johann Sebastian Bach (beim Bachfest Leipzig) aufgeführt, alle unter der Regie von Eva Buchmann. Opern von Komponisten wie Mozart, Verdi und Cherubini waren Bestandteil seiner Spielzeiten mit dem Netherlands Symphony Orchestra, darunter auch ein Gastspiel in der Schweiz mit Mozarts „Don Giovanni“ und Rossinis „La Gazzetta“, wiederum inszeniert von Eva Buchmann. De Vriend hat außerdem Opernproduktionen in Amsterdam (Nederlandse Reisopera), Barcelona, Straßburg, Luzern, Schwetzingen und Bergen geleitet.

In dieser Saison ergänzen drei neue Aufnahmen seine umfangreiche Diskografie: Mozarts Klavierkonzerte Nr. 20 und 12 (Dejan Lazić/ Bergen Philharmonic Orchestra, Challenge Records), Schumanns Sinfonien Nr. 3 und 4 (Stavanger Symphony Orchestra, Challenge Records) sowie Emilie Mayers Sinfonien Nr. 4 und 6 (NDR Radiophilharmonie, CPO).

Sebastian Knauer

Sebastian Knauer

Der Hamburger Sebastian Knauer kann auf eine über 30 Jahre dauernde Konzertkarriere zurückblicken. In über 50 Ländern auf vier Kontinenten hat Sebastian Knauer in den großen Konzertsälen bei wichtigen Festivals und Serien konzertiert.

Sebastian Knauers sehr umfangreiches und vielseitiges Repertoire spiegelt sich in seinen inzwischen über 20 viel beachteten CD-Veröffentlichungen wider. Für seine CD „ÜBERBACH“ wurde er 2017 mit dem Klassik Echo ausgezeichnet. Er konzertierte mit der Dresdner Staatskapelle, den Bamberger Symphonikern, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem Konzerthausorchester Berlin, dem Philharmonia Zürich, dem Orchestre de Chambre de Paris, dem Wiener und Zürcher Kammerorchester, der Camerata Salzburg, dem Chamber Orchestra of Europe, dem New York City Opera Orchestra, und dem Shanghai Philharmonic, geleitet von Sir Roger Norrington, Fabio Luisi, Thomas Hengelbrock, Neeme Järvi, Ingo Metzmacher, Philippe Entremont, Simone Young oder Jaap van Zweden. Seit 2001 hat er zahlreiche „Wort trifft Musik“-Programme geschaffen: mit gefeierten Schauspieler*innen wie Hannelore Elsner, Martina Gedeck, Iris Berben, Katja Riemann sowie Klaus Maria Brandauer und Ulrich Tukur.

Sebastian Knauer ist Gründer und künstlerischer Leiter des Festivals „mozart@augsburg“, künstlerischer Leiter der „Internationalen Musikfestwoche Bad Berleburg“ und Mitbegründer des Hamburger Piano Sommer.

Hörbeispiel

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