Werk der Woche – Die 7 Todsünden

von Konzerthaus Berlin 29. Januar 2024

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Joana Mallwitz © Simon Pauly

Gemeinsam schuf das Erfolgsteam Brecht-Weill den Welthit „Die Dreigroschenoper“ und die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“. „Die Sieben Todsünden“, uraufgeführt im Juni 1933 in Paris, sollten allerdings die letzte Zusammenarbeit werden – politische und daraus erwachsende künstlerische Differenzen trennten die beiden Künstler. Weill wollte eigentlich lieber ein Libretto von Jean Cocteau. Aber der war zu beschäftigt. Also machte sich doch wieder Brecht ans Werk, dessen generelle Anweisung ans Publikum schon einige Jahre zuvor „Glotzt nicht so romantisch!“ gelautet hatte.. Bei dieser bissigen Satire und ihrem grotesken Personal besteht dank seiner Texte diesbezüglich eher keine Gefahr . 

Und die Musik? Die spielt unter anderem mit eingängiger amerikanischer Populärmusik der 1920er Jahre. Hinter der Ironie des Stücks  „lauert aber stets eine geheime Melancholie, dabei schillert die Musik in tausend Farben. Die Melodien ... halten eine genaue Mitte zwischen Eingängigkeit und Extravaganz, zwischen dem Stil der Dreigroschenoper und modernem Kunstgesang,“ beschreibt unser Programmheftautor Albert Breier Weills Anteil am Werk.

Und darum gehts: Anna 1 singt, Anna 2 tanzt – zwei Schwestern, die eigentlich eine Person sind und in unserer Inzenierung von einer Sängerin und einer Tänzerin dargestellt werden, reisen, angetrieben von ihrer schrägen Familie, durch sieben amerikanische Städte, um Geld für den Bau des Eigenheims zu verdienen. Die Annas tragen ihre Haut zu Markte, sind Verkäuferin und Ware zugleich. Dabei erliegen sie den „Sieben Todsünden“: Faulheit (acedia), Stolz (superbia), Zorn (ira), Völlerei (gula), Unzucht (luxuria), Habsucht (avaritia) und Neid (invidia) galten seit dem Mittelalter als besonders schlimme Verfehlungen. Brecht und Weill wenden sie ironisch in Tugenden, die allein im Kapitalismus sozialen Aufstieg und Wohlstand versprechen. 

Ob komplett desillusioniert, geläutert oder einfach gleichgültig gegenüber den Zumutungen der Welt geworden, brechen die Annas am Ende zur Familie ins mit ihrer Hilfe gebaute Eigenheim auf: „Jetzt kehren wir zurück in unser kleines Haus –  Am Mississippi-Fluss in Louisiana. – Nicht wahr, Anna? – Ja, Anna.“ Dass dort das Glück wartet, ist natürlich überaus zweifelhaft.

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