Eine ganz besondere Geigenstunde

von Annette Zerpner 30. Mai 2024

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Das Carl Philipp Emanuel Bach Gymnasium in Berlin-Mitte ist mit dem Konzerthaus Berlin seit Jahrzehnten verbunden: Bereits zu DDR-Zeiten eine Spezialschule für Musik, an der viele unserer Orchestermitglieder bis zum Abitur ausgebildet wurden, ist es heute unsere Partnerschule, an der zahlreiche KHO-Musikerinnen und -musiker zu den Lehrenden gehören, die die nächste Generation unterrichten.

Für einen Freitagvormittag im Mai hat Klarinettist Norbert Möller, seit vielen Jahren Lehrbeauftragter an seiner alten Schule, ein besonderes Highlight organisiert: Eine Meisterklasse für Schülerinnen und Schüler mit unserem Artist in Residence, Geiger Augustin Hadelich

 

„Interessant, was da so alles in den Noten steht,“ stellt Augustin Hadelich fest, nachdem die 14-jährige Kira Koch ihr brillantes Stück aus der Feder des  polnischen Geigers und Komponisten Henryk Winiawsky beendet hat. Er meint die eigenen Notizen der Achtklässlerin in ihrer Stimme – und hat damit einen sehr persönlichen Einblick in die intensive Arbeit der jungen Geigerin.

„Technisch läuft alles schon super,“ lobt Augustin. Hinweise gibt er zu vielen Details, die das Leben einer Geigerin erleichtern können – vom Vibrato bis zur Gesamtanlage des Stücks: „Das Spielerische hervorheben, so dass es nicht so sehr nach harter Arbeit aussieht.“  Kira, sehr aufmerksam, nickt. Diese Tipps versuche sie alle  umzusetzten, sagt sie hinterher. Dass sie Geigerin werden möchte, ist für Kira ganz klar.

In der Aula des Bach-Gymnasiums ist es so still, als würden dort keine 70 Kinder und Jugendliche dicht an dicht sitzen, um dem Meisterkurs des Violinsolisten zu folgen – junge Geigerinnen und Geiger, aber auch etliche, die andere Instrumente spielen.

Hoch konzentriert, entspannt und mit sichbarer  Freude spielt Ilja Monti Camille Saint-Saëns' berühmtes „Introduction et Rondo Capriccioso“ op. 28. „Von so einem tollen Geiger lernen zu dürfen, war eine großartige Gelegenheit, die mich sehr glücklich gemacht und bereichert hat“, wird uns der 19-jährige Abiturient hinterher erzählen. Und Augustin hat es auch richtig „Spaß gemacht, das Stück so zu hören“, wie es Ilja gespielt hat. 

Nach den beiden Unterrichtseinheiten kommen viele Fragen aus dem Publikum, die Augustin zugewandt und unterstützend beantwortet. Er beschreibt eindrücklich, dass ein weltreisender Solist wie er einfach sehr wenig Zeit hat – gute Organisation ist also ungeheuer wichtig. Dazu gehören auch immer wieder neu genaue Eintragungen nach Konzerten, denn „es ist Zeitverschwendung, wenn man das gleiche Problem mehrmals löst.“ Was man notiert hat, kann man einfach wieder aufgreifen. Und: „Lieber gleich bewusst und konzentriert üben. Umherblättern und vor sich hin geigen ist zwar gut für den persönlichen Wohlfühlfaktor, aber hilft ansonsten nicht weiter.“

Die Frage, wie lange man jeden Tag üben muss, ist wohl so alt wie der Musikunterricht – und wird natürlich gestellt. Augustins Antwort hat sicher manchen überrascht, denn eine Stundenzahl gibt er niemandem mit auf dem Weg. Das komme auf die Lebensphasen ant: „Mal ist es gut, ein Jahr lang sehr intensiv zu üben. Aber dann gibt es Phasen, in denen man auch wieder mehr Inspiration und Ausgleich braucht. Zum Beispiel beim Musik hören, Lesen, Filme ansehen und Nachdenken – nicht nur über Musik.“

Und wer am Ende bei unserer Konzertkartenverlosung für (aktive und passive) Meisterkurs-Teilnehmende Glück hat, ist am selben Abend noch am Gendarmenmarkt dabei und kann Augustin Hadelich und Konzerthausorchester unter der Leitung von Joana Mallwitz mit dem Violinkonzert von Johannes Brahms hören.

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