Auf dem Weg nach oben #9

von Annette Zerpner 8. April 2024

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Unsere 1. Konzertmeisterin Suyoen Kim könnt Ihr diese Woche als Mozart-Solistin mit dem Konzerthausorchester hören. Wir haben uns mit ihr in unserem langsamen Aufzug verabredet und sie auf dem Weg nach oben zu diesem „Rollenwechsel“ befragt.

Das Tempo unseres Aufzugs ist für viele Orchestermitglieder eine echte Geduldsprobe. Bist Du ein geduldiger Mensch?

Ich glaube, ich werde ungeduldiger, je älter ich werde. Ich bin viel unterwegs, deshalb haben zum Beispiel Streiks bei der Bahn oder im Flugverkehr eine große Auswirkung auf mein Leben und meine Arbeit. Wenn man selbst versucht, die Dinge auf die bestmögliche Art zu machen, steigt die Erwartung, dass alle gut zusammenarbeiten und alles funktioniert. Ich versuche aber, mit dieser Wunschvorstellung ein bisschen aufzupassen, weil man mit seinen eigenen Maßstäben natürlich auch nicht überall richtig liegt.

Auf der Bühne machst Du immer einen sehr gelassenen Eindruck. Wie wirkt sich das aufs gemeinsame Spielen aus?

Wenn ich ungeduldig bin, dann nur innerlich. Ich bewege mich niemals so, dass ich in Eile oder hastig wirke. Ich glaube, es ist wichtig, Sicherheit und Ruhe auszustrahlen und sie auch nicht zu verlieren, gerade wenn es ein bisschen schwierig wird und drauf ankommt. Das würde ich mir jedenfalls von jemand anderem wünschen. Aber es ist eine Balance-Geschichte – manchmal muss man natürlich auch ein bisschen anziehen. Und das wirkt vielleicht um so mehr, wenn man sonst sehr ruhig ist.

Diese Woche bist Du einmal nicht unsere Konzertmeisterin, sondern die Mozart-Solistin. Was ändert sich?

Ich glaube, das ist nicht grundsätzlich etwas anderes. Ich habe einmal einen wunderbaren Satz gehört: Man muss ein guter Kammermusiker sein, um Solist zu sein und Solist sein, um ein guter Kammermusikpartner zu sein. Iván Fischer habe ich gefragt, was für ihn ein guter Konzertmeister ist. Er hat geantwortet: „Ein Konzertmeister sollte einfach so schön spielen, dass er alle um sich herum inspiriert und gar nicht so sehr denken, dass er irgendwie etwas führen oder kontrollieren soll.“ Das finde ich sehr wichtig und es ist ein bisschen mein Leitfaden geworden – als Konzertmeisterin, Solistin und Kammermusikerin.

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