16.00 Uhr
Neujahrskonzert
Mit der Saison 2024/25 begrüßen wir die vielfach ausgezeichnete Komponistin und Bildhauerin Lera Auerbach zum Aufenthalt am Konzerthaus, in dessen Verlauf Sie nicht nur von ihr geschaffene Orchester- und Kammermusikwerke in unseren Sälen hören, sondern sie auch als Pianistin mit einem Ensemble unserer Musikerinnen und Musiker erleben können.
Während unseres Festivals „Aus den Fugen“ führen Konzerthausorchester, Cellosolistin Kristina Reiko Cooper und der Kaunas State Choir unter Leitung von Joana Mallwitz am 17. November Lera Auerbachs 6. Sinfonie „Vessels of Light“ auf. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat das Werk anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens in diesem Jahr in Auftrag gegeben. „Mit jiddischer Dichtung, der Kunst des japanischen Kintsugi, dem mystischen Shevirat ha-kelim (Zerbrechen der Gefäße) und den stillen Worten des biblischen Psalms 121 webt Auerbach einen vielschichtigen Teppich aus Worten und Musik in einem Werk,“ beschreibt Auerbachs Verlag die bewegende Komposition.
In der Gesprächskonzert-Reihe „2 x hören“ ist Lera Auerbach am 17. Januar mit ihrer doppelt gespielten Cellosonate op. 69 zu Gast bei Moderator Christian Jost. Sie selbst übernimmt den Klavierpart, Cellosolist ist Frans Helmerson.
Auch in unser zweites Festival „Projections“ ist ein Werk Lera Auerbachs eingebettet: „Labyrinth“ (2018), dessen Orchesterfassung das KHO am 14. Februar unter Leitung von Joana Mallwitz in der Uraufführung spielt. Inspiriert durch Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ und Texte von Jorge Luis Borges schickt die Komponistin die Zuhörenden darin mit einem Traumwanderer auf rätselhafte Reise, bei der sie einer Reihe mythischer Kreaturen begegnen.
Am 15. Februar kombiniert ein Familienkonzert ab 7 Jahre Mussorgsky und Auerbach auf altersgemäße Weise. Der Porträtabend „Universum Lera Auerbach“ stellt die facettenreiche Künstlerin und ihre sich über unterschiedliche Sparten erstreckenden Begabungen vor.
Als Pianistin gesellt sich Lera Auerbach am 14. März zu Mitgliedern des Konzerthausorchesters, darunter unsere 1. Konzertmeisterin Suyoen Kim. Auf dem Programm steht Kammermusik für Streicher und Klavier von Mozart, Dvořák und Lera Auerbach.
Lera Auerbachs Weg in die Welt der Kunst begann als Lyrikerin, mit mehreren Veröffentlichungen noch vor ihrem 18. Lebensjahr. Sie wurde 1973 in Tscheljabinsk im Ural geboren, war seit frühester Kindheit eine virtuose Pianistin und komponierte ihre erste Oper im Alter von zwölf Jahren. 1991, während einer Konzerttournee in den USA, entschied sie sich im Alter von nur 17 Jahren spontan, in New York zu bleiben — ohne Sicherungsnetz und ohne Englischkenntnisse — während die Sowjetunion vor dem historischen Zusammenbruch stand.
Sie ergriff ihre Freiheit und begann ein neues Leben in den USA, wo ihr später die amerikanische Staatsbürgerschaft in Anerkennung ihres außergewöhnlichen Talents verliehen wurde. Zusätzlich verlieh ihr die österreichische Regierung 2021 die Staatsbürgerschaft für ihren bedeutenden Beitrag zu Musik und Kunst und unterstrich damit ihre internationale Wirkung. Sie studierte Klavier und Komposition an der Juilliard School und vergleichende Literatur an der Columbia University. Ihr Konzertexamen an der Hochschule für Musik in Hannover schloss sie 2002 ab. Im selben Jahr debütierte sie in der Carnegie Hall mit ihrer „Suite für Violine, Klavier und Orchester“ mit Gidon Kremer und der Kremerata Baltica. Ihr umfangreiches Werkverzeichnis umfasst heute nahezu alle Gattungen, von Kammermusik über Orchesterwerke bis hin zu Oper und Ballett und wird weltweit von führenden Solisten, Orchestern und Theatern aufgeführt.
Heute steht ihre Tätigkeit als Dirigentin im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens. Sie prägt ihren aktuellen künstlerischen Ausdruck: „Am Pult großflächige musikalische Leinwände zu schaffen und eine Vision des Ausdrucks mit dem Orchester zu teilen, aus meiner Erfahrung in verschiedenen Kunstformen zu schöpfen und diese Strömungen in den Ozean des Orchesters und der Bühne zu integrieren, das ist für mich das größte Glück.“ Diese Rolle bereichert ihre künstlerische Stimme und erweitert ihr Vermächtnis, da sie ihre einzigartige Vision auf symphonischen Bühnen weltweit verwirklicht.
Als Dichterin der Worte und der Musik umfasst ihr literarisches Werk Gedicht- und Prosabände, Novellen und zahlreiche Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften. Auerbach wurde von der Internationalen Puschkin-Gesellschaft zur „Dichterin des Jahres“ ernannt, und ihr erstes englischsprachiges Buch „Excess of Being“ erforscht die Kunst der Aphorismen. 2022 wurde ihr Kinderbuch „A is for Oboe“, (Random House) mit dem „AudioFile Best Audiobook Award“ ausgezeichnet, und sie erhielt den „Robert Creeley Memorial Award“, was zur Veröffentlichung ihres Gedichtmanuskripts „Forever Music“ führte. Sie ist auch weiterhin als bildende Künstlerin aktiv, deren Werke gesammelt und ausgestellt werden. Ein Lebenslauf, der für mehrere Karrieren genügen würde — ein Weg, der sein Ziel weitersucht: „Es gibt keinen Grund, etwas in seinem Käfig zu belassen und nicht zu verknüpfen“, sagt Lera Auerbach. „Für mich muss man in seiner Kunst das Gefühl haben, dass sie größer ist als das Leben. Kunst, sei es Musik, bildende Kunst oder Literatur, ist das, was von unserer Zeit übrigbleibt.“