15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Bis 1959 leitet es Hermann Hildebrandt.
„Das neue Orchester wuchs in die Nachkriegsordnung hinein, die sich als antifaschistisch-demokratisch legitimierte, und suchte ein neues Publikum in den Betrieben und Fabriken, bei den Trümmerfrauen und Bauleuten, in den Schulen und Ausbildungsstätten.“ – Gerhard Müller (Hg.) „Das Berliner Sinfonie-Orchester“
„Gustav Mahler und Dmitri Schostakowitsch standen bei mir nicht nur im Notizbuch. Das sind Namen, die auch in meinem Herzen standen.“ – Kurt Sanderling
Kurt Sanderling baut mit aktuellen Absolvent*innen der vier DDR-Musikhochschulen jedoch rasch eine neue Besetzung auf, die ihr Publikum begeistert.
„Als ich 1977 das Orchester meinem Nachfolger übergab, konnte ich mit Befriedigung sehen, dass wir in der Reihe der Berliner Orchester einen würdigen Platz eingenommen hatten.“ – Kurt Sanderling
„Nicht ohne Stolz möchte ich doch sagen, dass das BSO durch seine beharrliche Pflege des Werkes von Schostakowitsch sehr geholfen hat, seine Musik so populär zu machen, wie sie es heute verdientermaßen ist.“ – Kurt Sanderling
1983 tritt er zurück, als dem Orchester die vertraglich zugesagte Hausherrenfunktion am zukünftigen Konzerthaus (dem in Renovierung befindlichen Schauspielhaus) sowie die künstlerische Gesamtgestaltung nicht gewährt werden.
Bis dahin hatte es jahrzehntelang in einem Saal an der Oberwallstraße geprobt und im Metropol-Theater konzertiert.
„[Für uns] hatte diese Stunde […] etwas ganz Außergewöhnliches. An dieser Stelle würden wir in ein paar Jahren sitzen, im Frack, bei festlicher Beleuchtung, unserem Publikum unsere Konzerte spielen.“ – Cellist Jürgen Kögel in seinem Text „Alltag mit Musik“ 1982 für die „Wochenpost“
Auf dem Programm stehen unter anderem Webers „Freischütz“-Ouvertüre und Beethovens Fünfte.
Das Berliner Sinfonie-Orchester bekommt am Gendarmenmarkt mit dem seit 1977 wiederaufgebauten Schinkelschen Schauspielhaus (heute Konzerthaus Berlin) endlich eine eigene Spielstätte mit akustisch angemessenen Konzertsälen, Proberäumen, Garderoben sowie einer Kantine.
„Vom neuen Haus waren wir überwältigt. Der güldene Glanz war das eine, die hervorragenden Arbeitsbedingungen das andere.“ – Klarinettist Norbert Möller, Orchestermitglied seit 1982, in der Saisonbroschüre 2020/21
Seit der Ära Sanderling ist es so gut wie jede Saison oft sogar mehrfach im Ausland unterwegs – im Ostblock, aber auch in der Bundesrepublik, Süd- und Westeuropa sowie Japan (1974).
„In 50 Tagen um die Welt – Großbritannien, die USA und Japan. Es war die anstrengendste, aber auch schönste Reise.“ – Martin Heinig, ab 1961 40 Jahre Solo-Flötist des BSO, über die sogenannte „Weltreise“ 1988
Im Januar 1990 spielt das Berliner Sinfonie-Orchester unter Chefdirigent Flor unentgeltlich zwei „Dankeschön-Konzerte“, am 9. Januar im Konzerthaus und am 28. in der Philharmonie. Die West-Berliner*innen haben freien Eintritt und feiern das Orchester frenetisch.
„… um mit diesem Konzert Dank zu sagen für die überaus freundliche Aufnahme durch die Westberliner nach der Öffnung der Mauer.“ – Abendzettel zum „Dankeschön-Konzert“ in der Philharmonie
Nach dieser Aufbruchstimmung verursachen Entlassungs- und Fusionspläne der Politik im Berliner Sinfonie-Orchester in den folgenden Jahren wiederholt Existenzsorgen. Viele Künstler*innen machen sich für das Orchester stark. Es übersteht auch diese Zeit.
Wie der neue, für Haus und Orchester verantwortliche Intendant Frank Schneider betrachtet er Musik des 20. Jahrhunderts als einen Schwerpunkt. Das Orchester erweitert unter ihm sein nordisches Repertoire.
„Ich fand ein Orchester vor […], das sich als Träger einer musikalischen Tradition fühlte, und das ist sehr wichtig, weil man als Künstler nur dann offen für Neues sein kann, statt Beliebiges beliebig zu spielen.“ – Michael Schønwandt
In der Saison 1994/95 gibt das Orchester sein Operndebüt – in Athen, mit dem Rundfunkchor Berlin und einer halbszenischen Inszenierung von Alban Bergs „Wozzeck“ unter Chefdirigent Schønwandt.
Zum 50. Geburtstag von Thomas Manns epochalem Künstlerroman „Dr. Faustus“ widmet sich die Saison 1996/97 mit Orchesterkonzerten und Aufführungen verschiedener Sparten dem Faust-Stoff.
Exemplarische Interpretationen von Berlioz, Bruckner, Mahler und Schostakowitsch prägen seine vier Jahre am Haus. Bis heute ist er dem Orchester als Ehrenmitglied verbunden. Unter den Musiker*innen beginnt 40 Jahre nach der „Stunde Null“ ein Generationswechsel.
Mit Lothar Zagrosek kommt für fünf Jahre ein Chefdirigent, der Schwerpunkte auf zeitgenössische Musik und Musiktheaterformen setzt.
Als er 2018 den Chefposten abgibt, um sich verstärkt dem Komponieren zu widmen, ernennt ihn das Orchester zum Ehrendirigenten.
Tourneen und Gastspiele führen das Konzerthausorchester Berlin unter anderem durch Japan und Korea (2017, 2019), China (2018) und das Baltikum (2018) sowie jede Saison in verschiedene europäische Musikmetropolen.
Erfolgreiche CD-Aufnahmen (Brahms-Sinfonien, Weber zu „Konzerthaus200“ im Jubiläumsjahr 2021, Schreker-Aufnahme 2023), Streamings und eine Japan-Tournee 2023 mit dem Konzerthausorchester ergänzen seine musikalische Präsenz am Pult im Großen Saal des Konzerthauses.
„Mich hat die besondere Geschichte des Konzerthausorchesters und seines Hauses mit ihren Höhen und Tiefen fasziniert, in der sich die Geschichte Berlins widerspiegelt.“ – Christoph Eschenbach in der Saisonbroschüre 2019/20
„Ich bin besonders glücklich, mit dem Konzerthausorchester arbeiten zu können.“