15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Die Freie Szene leidet während der gesamten Corona-Pandemie besonders unter Auflagen und vorübergehenden Schließungen. Bereits im November 2020 hat das Konzerthaus Berlin unter Schirmherrschaft von Kultursenator Klaus Lederer daher die Initiative „Freie Räume für Freie Szene“ gestartet: Weit über 500 Berliner Musiker*innen und Ensembles der Sparten Barockmusik, klassische und zeitgenössische Musik sowie Jazz und Weltmusik haben sich um eine mietfreie, organisatorisch betreute Auftrittsgelegenheit in unseren Sälen beworben – eine überwältigende Resonanz.
Pandemiebedingt mussten die für Frühjahr geplanten Konzerte der von einer siebenköpfigen Jury ausgewählten Ensembles verschoben werden. Zwischen dem 25. Juni und 4. Juli können Sie sie nun endlich bei uns erleben. Sämtliche Konzerteinnahmen gehen an die Ausführenden
„Die Initiative „Freie Räume für Freie Szene“ bietet Berliner Musiker*innen und Ensembles den (Frei-) Raum, im Konzerthaus Berlin mit ihren Projekten auftreten zu können. Ich freue mich besonders, dass die ausgewählten Projekte so divers verschiedene Musikrichtungen und -epochen abbilden und bin gespannt auf die Auftritte. Die Freie Szene Berlin braucht mehr solcher Initiativen etablierter Veranstaltungsstätten, die Künstler*innen eine Bühne ermöglichen, und ich hoffe, „Freie Räume für Freie Szene“ ist Vorbild für andere Häuser, es nachzutun.“ – Klaus Lederer, Kultursenator und Schirmherr der Initiative „Freie Räume für Freie Szene“
„Der Freien Szene Berlins nach den vergangenen schweren Monaten eine Bühne im Konzerthaus zu bieten, ist mir und dem gesamten Konzerthaus-Team ein Herzensanliegen. Im Frühjahr mussten wir die Konzerte der ausgewählten Ensembles unserer Freiraum-Initiative pandemiebedingt verschieben. Es freut mich außerordentlich, dass wir zum Ende der Saison doch noch in der glücklichen Lage sind, elf der Projekte von Barock über Beatbox bis Beethoven-Remix bei uns im Konzerthaus Berlin erleben zu können – und zwar live gemeinsam mit Ihnen, unserem Publikum.“ – Sebastian Nordmann, Intendant Konzerthaus und Konzerhausorchester Berlin
Die Deutsche Orchester-Stiftung unterstützt #Freiraum mit Kurzzeit-Stipendien. Freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern sollen durch das Programm #MusikerZukunft eine neue Perspektive erhalten.
„Musik ist gleich Bewegung ist gleich Geräusch“ – mit dem Material der ersten beiden Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach entsteht ein Werk für die unerwartete Konstellation Barockcello, Beatbox und Tanz. Durch drei gleichwertige Instrumente wird die Mehrstimmigkeit der Suiten komplett neu erfahrbar und die Frage aufgeworfen, wie Bach wohl heute als Performancekünstler wäre. Die Suite Cubic entsteht als viertes Einzelwerk der 2015 von Barockcellistin Julia Kursawe gegründeten Reihe imPuls der Suite – in Zusammenarbeit mit dem deutschen Beatboxmeister und Beatbox-Vizeweltmeister Daniel Mandolini sowie der preisgekrönten Tänzerin und Choreographin Yui Kawaguchi.
„Harmony, Emptiness, Space“ ist eine verkleinerte, auf 60 Minuten verkürzte und den Kleinen Saal zugeschnittene Version eines großen Festivalprojekts aus dem vergangenen Jahr, das dem US-Komponisten James Tenney (1934 – 2006) gewidmet ist. Dessen Schwerpunkte: Psychoakustische Phänomene, alternative Stimmungssysteme und nicht-dramatische formale Strukturen, die auf die Erfahrung des Hörens von Klang abzielen. Das Harmonic Space Orchestra beschreibt seine Hommage mit Werken von Tenney und weiteren Komponist*innen für 12 bis 18 Musiker*innen als „radikal-poetische Perspektive auf weite Räume mit Abstand haltendem Publikum“.
Zafraan steht für Musik, die das heutige Leben, die heutige Gesellschaft, die heutige Realität in all ihren Facetten reflektiert. Gemeinsam mit anderen Kunstformen beobachtet, erforscht und verarbeitet Zafraan das, was uns umgibt: die Menschen, das Geschehen, die Natur, die Technologien, die Normalitäten und die Absurditäten von heute. Die aus zehn festen Instrumentalisten aus Spanien, Frankreich, Neuseeland, Australien und Deutschland bestehende, basisdemokratisch organisierte Gruppe formierte sich 2009 in Berlin und spielt vorzugsweise aktuelles Repertoire, das von der Kernbesetzung mit Violine, Viola, Cello, Bass, Flöte, Klarinette, Saxophon, Harfe, Klavier und Percussion abgedeckt wird.
Das Vocalconsort Berlin stellt in seinem Konzert markante Vertreter der geistlichen Vokalmusik des Barock vor: Von Claudio Monteverdi, dessen Werk die Wende von der Renaissance zum Barock markiert, über Johann Hermann Schein bis zu Heinrich Schütz, dem bedeutendsten deutschen Komponisten des Frühbarock. In ihren Chorwerken bilden sie den Menschen mit seinen unterschiedlichen Seelenzuständen ab.
Der Puls rast, das Ereignistempo ist hoch, Bachs wohlvertraute Harmonien, ihre populären melodischen Wendungen drehen sich im Kreis. 14 der insgesamt 31 selbständigen Sätze aus Bachs als Inbegriff der Harmonie geltendes Konvolut hat Andreas N. Tarkmann weitgehend originalgetreu für Streichorchester gesetzt. Die Reihenfolge der transkribierten Variationen folgt ihrer Stellung in Bachs Zyklus. Dazwischen stehen elf für dieses Projekt des Geigers Niklas Liepe geschriebene Kompositionen von Tarkmann, Moritz Eggert, Konstantia Gourzi, Wolf Kerschek, Rolf Rudin, Tobias Rokahr, Stephan Koncz und Daniel Sundy, die das barocke Meisterwerk in die Gegenwart holen.
Mit dem Harnoncourt-Zitat von „Musik als Klangrede“ ist das Konzert des Ensemble Luminar überschrieben. Es folgt damit der Idee der Rhetorik in der Musik, einer sprachähnlichen Rhythmik und Phrasierung. Auf dem Programm: Werke von Pierre Boulez, Johann Sebastian Bach, Guillem Palomar und Claude Debussy. Solist im Zentrum des Programms ist Tomer Amrani, Flötist und Absolvent der Barenboim-Said Akademie Ensemble Luminar bietet Studierenden und Alumni der Barenboim-Said Akademie und der Hochschule für Musik Hanns Eisler die seltene Gelegenheit, miteinander zu musizieren.
Das Ensemble KNM Berlin prägen die sich seit der Wendezeit rasch verändernde Hauptstadt und die Auseinandersetzung mit musikalischen, architektonischen und sozialhistorischen Implikationen des Raumes. Seit 2014 engagiert es sich für eine weltweite, mehrperspektivische Vernetzung im Bereich Musik. Mit überraschenden Konzepten und interkulturellen Kooperationen begegnet Ensemble KNM drängenden Fragen der Globalisierung von Argentinien, Indien, Japan, Kambodscha, Korea, Mexiko bis Taiwan. Auf dem Programm finden sich Werke, die in Zusammenarbeit mit Komponist*innen aus Korea, dem Iran und der Türkei entstanden.
Das Brandt Brauer Frick Ensemble steht für die Verbindung klassischer Instrumente mit Clubmusik. In Auseinandersetzung mit unterschiedlichen musikalischen Traditionen verfolgt es seit 2010 das Ziel, Hörgewohnheiten des Publikums zu erweitern – wobei es nie um den reinen „Crossover-Appeal“ geht. Nach Anfängen als Trio gründeten Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick das Ensemble in der Besetzung Posaune, Tuba, Violine, Violoncello, Harfe, Klavier, Schlagzeug/Perkussion und Moog Synthesizer. Damit bringen sie elektronische Musik quasi analog, fast akustisch auf die Bühne und sind inzwischen in großen Konzerthäusern ebenso wie in Technoclubs weltweit zu Hause.
„Helm auf“ ist ein Gemeinschaftswerk von Ensemble Adapter, Komponistin Sarah Nemtsov und Autor Finn-Ole Heinrich. Grundlage seiner abstrakten Klangwelt zwischen zeitgenössischer Kammermusik und phantasievollen Worten ist eine ebenso kuriose wie düstere Kurzgeschichte gleichen Namens. Sie gibt die Gedanken eines Kindes wieder, das sich auf individuelle Weise mit Verlust auseinandersetzt. Linearität existiert dabei nicht. Zur Besetzung von Ensemble Adapter – Bassflöte, Kontrabassklarinette, Cello, Harfe, Schlagzeug und Elektronik – kommt gleichberechtig Autor Finn-Ole Heinrich als Sprecher.
Das Babylon Orchestra, gegründet 2016, ist ein urbanes Berliner Fusion Ensemble, das europäische und nahöstliche Musik mit dem Sound einer Big Band und eines zeitgenössischen Orchester verbindet. Es lässt in diesem Konzert auf Themen aus Beethovens Neunter basierende Kompositionen von Mischa Tangian erklingen. Sie verwandeln Elemente des Originals in einen akustischen Remix, in dem sich Reminiszenzen und sogar Samples aus der 9. mit neuem Material vermischen. Andere Kulturen dringen in Beethovens Musik ein und verschmelzen mit ihr – eine Santur evoziert iranische Volksmusik in einem dunklen sanften Scherzo, eine Oud spielt die „Ode an die Freude“, im Hintergrund lauert elektronische Musik.
Das Konzert zur Show
The Capital Dance Orchestra und die Sängerinnen Sharon Brauner und Meta Hüper gehen auf musikalische Zeitreise und lassen noch viel mehr als die unvergleichliche Atmosphäre der „Roaring 1920s“ in Berlin aufleben: Zwischen zwei Weltkriegen, Mauerbau und Mauerfall entstand der kreative Morast, der bis heute den kulturellen Nährboden der Hauptstadt bildet. Mit amerikanischer, russischer, jiddischer, französischer, englischer und natürlich auch deutscher Musik bringt das Orchester in diesem Konzert alle bedeutenden musikalischen und kulturellen Einflüsse der letzten 100 Jahre auf die Bühne.
Mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Orchester-Stiftung
Mit freundlicher Unterstützung von Zukunft Konzerthaus