11.00 Uhr
Familienführung
Konzerthausorchester Berlin
Joana Mallwitz Dirigentin
Elisabeth Leonskaja Klavier
Zoltán Kodály (1882 – 1967)
„Tänze aus Galánta“
Lento – Allegretto moderato – Allegro con moto, grazioso – Allegro – Allegro vivace
Edvard Grieg (1882 – 1907)
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16
Allegro molto moderato
Adagio
Allegro moderato
PAUSE
Antonín Dvořák (1841 – 1904)
„Die Mittagshexe“ – Sinfonische Dichtung op. 108
Zoltán Kodály
Suite aus der Musik zu dem Singspiel „Háry János“
Vorspiel. Das Märchen beginnt
Wiener Glockenspiel
Lied
Schlacht und Niederlage Napoleons
Intermezzo
Einzug des kaiserlichen Hofes
Was ist Heimat? Der Ort, an dem wir aufgewachsen sind? Landschaften und Menschen? Sprache? Oder geben uns Geschmäcker, Gerüche, Geräusche ein Gefühl von Zuhause, weil sie einem einst in Kindheit und Jugend vertraut waren? Und wenn Heimat in Melodien und Rhythmen steckt, kann man sie hören? Es ist eine einfache Frage, und sie ist schwer zu beantworten: So individuell die Menschen, so individuell die Antworten. Auch die musikalischen Antworten. Dennoch kann man aus den Werken des heutigen Konzerts eine Heimatsuche heraushören, eine Suche nach Identität, wenn man so will. Sie ist immer eine sehr persönliche Suche, die einst hörbar machen wollte, was spezifisch für eine Gruppe von Menschen ist. Allerdings will sie dabei auch von allen anderen verstanden, gehört und gewollt werden. Vielleicht macht auch das eine Verbindung zu uns heute aus: Die Werke zeigen einen Balance-Akt zwischen den Interessen einzelner und einem größeren Zusammenhalt.
Wie die meisten Menschen im Musikbetrieb, ob vor 150 Jahren oder heute, sind auch Zoltán Kodály, Antonín Dvořák und Edvard Grieg ständig unterwegs, auch wenn das Reisen nicht immer mit eigenen Konzerten zusammenhängt. Kodály zum Beispiel forscht. Er reist mit seinem Freund und Komponistenkollegen Bela Bartòk im damaligen Gebiet Österreich-Ungarns herum und hört und schaut ungarischen Bauern beim Singen und Tanzen zu. Viele Jahre später noch nimmt er deren Lieder und Tänze in seine Musik auf und wird damit zum ungarischen Nationalkomponisten. Der Tscheche Dvořák wiederum bricht in die USA auf, er soll als Experte für Musik in Nationalfarben auch uramerikanische Musik aufspüren. In Amerika wächst seine Sehnsucht nach Zuhause enorm an. Vielleicht ist es auch einfach das: Dvořák will nach einer langen Zeit endlich wieder mit seinen Kindern zusammen sein. Kaum zurück in Tschechien jedenfalls, schnappt er sich die Balladensammlung des dichtenden Landmanns und lässt sich gleich zu mehreren Werken anregen. Und Edvard Grieg fängt in seinen Werken etwas ein, was man so oft als „nordisch" beschrieben hört. Auch da wieder die Frage: Zeigt sich diese Sehnsucht nach Heimat in einem Ort, in der Sprache, verbindenden Geschichten, Tänzen und Liedern?
Edvard Griegs Ansehen als Komponist entfaltet sich später zu dem des norwegischen Nationalkomponisten schlechthin, aber sein Klavierkonzert wurzelt noch deutlich in der Kunstmusik, die es damals zum Beispiel in Mitteldeutschland zu hören gibt, konkret in Leipzig: Klaviermusik von Robert Schumann. Und die versteht sich weniger als national gefärbt, mehr als universell. Grieg ist jung, erst fünfzehn, als er zum Studium in Leipzig ankommt, so ganz genau weiß er da noch nicht, wer er ist und was eines Tages seine musikalische Sprache sein könnte, sein eigener Ton, seine Identität, die er später so beschreiben wird: das „Schwarzbrot" der norwegischen Folklore in Kombination mit „Austern und Kaviar". Mit Austern und Kaviar meint Grieg natürlich Kunstmusik und gibt gleichzeitig einen kleinen Hinweis darauf, welchen Stellenwelt die Volksmusik im Gegensatz hierzu damals offenbar besessen haben muss: Der Bodensatz, das, was es eben so braucht, um zu funktionieren. Aber ganz so negativ kann er es nicht gemeint haben: Löffelweise Kaviar ohne Brot, wem würde da nicht schlecht werden?
Als Grieg in einem Konzert sitzt, in Leipzig, wird also „Kaviar" auf der Bühne angeboten: Eine sagenhafte Pianistin spielt ein Klavierkonzert ihres Ehemanns. Vollgriffig legt sie los, lässt Akkorde in Kaskaden herabstürzen. Dann diese zarten melodischen Einfälle, vieles aus einem Motiv heraus entwickelt, aus einer Zelle. Clara Schumann spielt Musik von Robert Schumann, und wie sie es spielt, hat sich in den jungen Grieg eingeschrieben.
Denn so ähnlich startet er ein paar Jahre später direkt in sein eigenes Klavierkonzert: mit herabstürzenden Akkorden im Fortissimo, in der gleichen Tonart, a-Moll, und auch sonst lassen sich Ähnlichkeiten finden. Zum Zeitpunkt der Komposition ist Grieg längst nicht mehr in Leipzig. Damals besucht er seine Schwiegereltern, präsentiert zusammen mit seiner Frau die neugeborene Tochter. Mit diesem Wissen kann man auch den Überschwang eines jungen Vaters ins Konzert hineinhören, wenn man will, in diese Vollgriffigkeit auf den Tasten, in die Zartheit der melodischen Einfälle. Aber man kann genauso, wenn man es denn wünscht, in den Klangfarben die Weite Norwegens erahnen, sogar, wie der Pianist Herbert Schuch es einmal ausdrückte, einen „Fjordgeruch" wahrnehmen.
Eindeutiger wird das Norwegische spätestens im Finalsatz: Da baut Grieg einen typisch norwegischen Tanz ein, den Halling. Das ist ein Tanz für Männer, die sich an den Schultern greifen und dann springen. Sobald Sie diesen Rhythmus hören, wird sich möglicherweise, nun da Sie das hier gelesen haben, vor Ihrem inneren Auge auch eine Vorstellung von dieser Bewegung einstellen. Eines noch: Der Springtanz Halling sieht auch die Möglichkeit vor, dass sich die Tänzer durch athletische Solo-Einlagen hervortun können. Eine Möglichkeit, die Grieg übrigens in seinem Klavierkonzert auch den Pianistinnen und Pianisten nicht vorenthält.
Im Rückblick zerfällt jede Entscheidung in Gründe, und man könnte, ohne schwer daneben zu liegen, behaupten, Zoltán Kodály habe seine „Tänze aus Galánta“ auch aus einer Art Heimweh heraus geschrieben, aus Erinnerung an das oder gar Sehnsucht nach dem, was ihn als Kind umgeben hatte. Beides, Heimat und Kindheit, haben in seiner Arbeit Bedeutung gehabt. Zu der Zeit, als er die Tänze schreibt, 1933, ist er knapp über 50. Er lebt in Budapest, wird an die Musikhochschule berufen, wird zu einem der begehrtesten Lehrer. Kodály richtet dabei sein Augenmerk nicht nur auf die sowieso schon hochspezialisierten, man könnte auch schreiben: privilegierten Studierenden. Er will, dass jeder Mensch, jedes Kind Zugang zu Musik hat. Er ist überzeugt davon, dass Musik Menschen bereichert, beglückt und zu einem zufriedeneren Leben verhilft. Damit meint er nicht in erster Linie den Musikkonsum eines gut betuchten Publikums in Konzertsälen. Er meint jeden Menschen, ob er oder sie nun auf dem Feld steht oder in der Bäckerei, im Schuhgeschäft oder in der Küche. In anderen Worten: in einer Zeit, in der sich in Europa totalitäre Regime formieren, träumt Kodály davon, die Musik zu demokratisieren. Und er ist überzeugt: der beste Weg dahin ist eine fundierte musikpädagogische Arbeit, sind gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, die Kinder ernst nehmen. Für Kinder, so seine Überzeugung, sollte Singen und Notenlesen ebenso selbstverständlich sein wie rechnen und schreiben.
Stellen wir uns Zoltán Kodlay daher selbst einmal als Kind vor. Ein Junge, der schon früh die Erfahrung machte, wie es ist, umzuziehen und neu heimisch zu werden. Das bedeutet für ein Kind immer auch, dass es jeweils neue Menschen finden muss, mit denen es Zeit verbringen mag. Jeweils muss es seinen Platz in einer neuen Klasse erobern. Jeweils die guten Flecken zum Verstecken entdecken. Vielleicht kommt der Junge in eine Gegend, in denen ein anderer Dialekt gesprochen wird, und die Kinder ziehen ihn deshalb auf. Vielleicht ist es auch anders, und er braucht gar nicht so viel Kontakt und beobachtet lieber. Oder bleibt zuhause und spielt Geige. Ein Ort aber, und das wissen wir von ihm selbst, hat sich in seine Erinnerung eingeschrieben: Galánta. Sieben Jahre immerhin haben sie dort als Familie leben können. Das ist eine ganz gute Zeit, um später sagen zu können: So wie es da war, so wie es da gerochen, geklungen hat, so fühlt sich Heimat an. Damals, in Kodálys Jugend, lag Galánta im Königreich Ungarn. Heute gehört es, etwa fünfzig Kilometer östlich der Stadt Bratislava, zur Slowakei.
Der junge Kodály mag einen Ausflug an den Fluss Waag gemacht haben. Die Waag führt oft ruhiges Wasser, auf dessen Oberfläche kann man gut versuchen, flache Kiesel springen zu lassen. Danach mag er, Quellen berichten von einem lauen Sommertag, durch die Gassen von Galánta gelaufen sein, So läuft er zwischen den pastellfarbenen k.u.k-Fassaden der Häuser entlang und hockt sich schließlich in der Nähe eines Gasthauses hin. Musiker spielen auf, Menschen singen, tanzen. Zum ersten Mal nimmt er einen orchestralen Klang wahr, so beschreibt Kodály es selbst im Programmheft zur Uraufführung der „Tänze aus Galánta". Er meint allerdings kein Sinfonieorchester, so wie wir es heute Abend hören. Er bezieht sich auf eine Musikgruppe von Sinti und Roma. Sie spielen Tänze in halsbrecherischer Geschwindigkeit und langsamere Tänze mit herzzerreißend melancholischen Melodien.
Als Kodály mit seinem Freund und Komponistenkollegen Bela Bartòk durch die ländlichen Gebiete reist und den Bauern beim Singen und Tanzen zuschaut, hört er auch diese Tänze. Diesmal haben sie einen Phonographen dabei, ein damals technisch hochmodernes Gerät, mit dem sie Klänge aufzeichnen können. Er kommt zur Überzeugung, dass in diesen Klängen die ganze Kraft der Menschen steckt. Er will diese Klänge vor dem Vergessen bewahren, Lieder und Tänze, die damals schon von der feinsinnigen Gesellschaft betrachtet werden wie ein schlammiger Boden, durch den Damen unglücklicherweise in zierlichen Schuhen aus Satin staksen müssen.
Besonders interessiert Kodály die Musik der Sinti und Roma, damit verbindet er Heimat. Und Kodály hat noch einen weiteren Gedanken: Wenn bei anderen Komponierenden damals die Musik von Richard Wagner oder Johannes Brahms hoch im Kurs steht, will er etwas Anderes machen. Er will, so heißt es immer wieder, den Ton seines „eigenen Volkes" finden.
Dichter erzählen von Helden (oder Antihelden), lassen sie von der Freiheit einer unterdrückten Nation träumen. Komponisten greifen Volksmusik auf und schreiben Musik auf Märchen von Nationaldichtern wie Dvořák in der „Mittagshexe“ (ein ziemlich grausames Märchen, in dem die Kinder zum Mittagsschlaf hingelegt werden mit der Drohung, wenn sie nicht schliefen, käme die Mittagshexe und hole sie, und hier kommt die Mittagshexe tatsächlich, die Mutter hält am Ende ihr totes Kind im Arm).
Zwar ist an den damals sich auflösenden und sich immer weiter verändernden Grenzen im Gebiet von Österreich-Ungarn nachvollziebar, wie willkürlich die Zuschreibung von Nationalität sein kann – aber doch: Gerade in diesen Ländern, auch in Tschechien zum Beispiel, wo Antonín Dvořák sich als einer der Nationalkomponisten herausgebildet hat, prägt die Suche nach einer Identität praktisch jede Kunstrichtung.
Mitte der 1920er Jahre führt auch Zoltán Kodály beides, ungarische Folklore und Dichtung, zu einem Singspiel zusammen, aus dem er später eine sechssätzige Suite zusammenstellt. Das Singspiel beruht auf einem Epos von Janós Garay aus dem 19. Jahrhundert. Es geht um den Aufschneider Janós Háry (so die deutsche Lesart des Namens, erst der Vorname, dann der Nachname), der von seinen unwahren Heldentaten erzählt und am Ende in seiner Armut doch zu Glück zu finden scheint.
Ein paar Jahre nach der Uraufführung des Singspiels, 1933, lebt Zoltán Kodály als hochangesehener Komponist und Lehrer in Budapest. Er bekommt von der Budapester Philharmonischen Gesellschaft den Auftrag, ein Orchesterwerk zu komponieren. Da erinnert er sich an seine Kindheit in Galánta, und er greift auf die Aufnahmen des Phonographen zurück, mit dem er knapp drei Jahrzehnte zuvor zusammen mit Béla Bartók unterwegs war. Kodály schreibt ein schwerbrüstiges Eingangsthema, das er immer weiter verändert, verästelt, vertänzelt und durch fünf ineinander übergehende Sätze hindurchzieht. Immer wieder nimmt er die Eigenheiten der Musik auf, die er einst in Galánta hörte: heftige Rhythmen, Synkopen und diese würzigen Halbtonschritte.
Das Konzerthausorchester Berlin spielt seit der Saison 2023/24 unter Leitung von Chefdirigentin Joana Mallwitz.
Sie folgt damit Christoph Eschenbach, der diese Position ab 2019 vier Spielzeiten inne hatte. Als Ehrendirigent ist Iván Fischer, Chefdirigent von 2012 bis 2018, dem Orchester weiterhin sehr verbunden.
1952 als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr das heutige Konzerthausorchester Berlin von 1960 bis 1977 unter Chefdirigent Kurt Sanderling seine entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung. Seine eigene Spielstätte erhielt es 1984 mit Wiedereröffnung des restaurierten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt. Zehn Jahre später wurde das BSO offizielles Hausorchester am nun umgetauften Konzerthaus Berlin und trägt seit 2006 dazu passend seinen heutigen Namen. Dort spielt es pro Saison mehr als 100 Konzerte. Außerdem ist es regelmäßig auf Tourneen und Festivals im In- und Ausland zu erleben. An der 2010 gegründeten Kurt-Sanderling-Akademie bilden die Musiker*innen hochbegabten Orchesternachwuchs aus.
Einem breiten Publikum auf höchstem Niveau gespielte Musik nah zu bringen, ist dem Konzerthausorchester wesentliches Anliegen. Dafür engagieren sich die Musiker*innen etwa bei „Mittendrin“, wobei das Publikum im Konzert direkt neben Orchestermitgliedern sitzt, als Mitwirkende in Clipserien im Web wie dem mehrfach preisgekrönten #klangberlins oder in den Streams „Spielzeit“ auf der Webplattform „twitch“. Die Verbundenheit mit Berlin zeigt sich im vielfältigen pädagogischen und sozialen Engagement des Orchesters mit diversen Partnern in der Stadt.
Mit Beginn der Saison 2023/24 ist Joana Mallwitz Chefdirigentin und Künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin.
Spätestens seit ihrem umjubelten Debüt bei den Salzburger Festspielen 2020 mit Mozarts „Cosi fan tutte“ zählt Joana Mallwitz zu den herausragenden Dirigent*innenpersönlichkeiten ihrer Generation. Ab 2018 als Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg tätig, wurde sie 2019 als „Dirigentin des Jahres“ ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren war sie an der Nationale Opera Amsterdam, dem Opera House Covent Garden, an der Bayerischen Staatsoper, der Oper Frankfurt, der Royal Danish Opera, der Norwegischen Nationaloper Oslo und der Oper Zürich zu Gast.
Konzertengagements führten sie zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, HR- und SWR-Sinfonieorchester, den Dresdner Philharmonikern, dem Philharmonia Orchestra London, den Münchner Philharmonikern, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre National de France, dem Orchestre de Paris und den Göteborger Symphonikern sowie als Porträtkünstlerin zum Wiener Musikverein.
Nach ihrem langjährigen Engagement als Kapellmeisterin am Theater Heidelberg trat Mallwitz zur Spielzeit 2014/2015 als jüngste Generalmusikdirektorin Europas ihr erstes Leitungsamt am Theater Erfurt an. Dort rief sie die Orchester-Akademie des Philharmonischen Orchesters ins Leben und begründete das Composer in Residence-Programm „Erfurts Neue Noten“. Ihre ebenfalls in dieser Zeit konzipierten „Expeditionskonzerte“ wurden auch am Staatstheater Nürnberg und als Online-Format ein durchschlagender Erfolg.
In Hildesheim geboren, studierte Joana Mallwitz an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Dirigieren bei Martin Brauß und Eiji Oue sowie Klavier bei Karl-Heinz Kämmerling und Bernd Goetzke.
Joana Mallwitz ist Trägerin des Bayerischen Verfassungsordens. Anfang Oktober wurde sie für ihre Leistungen im Bereich der Vermittlung klassischer Musik mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Sie lebt mit Mann und Sohn in Berlin.
Elisabeth Leonskaja wurde 1945 im georgischen Tiflis als Tochter russischer, aus Odessa stammender Eltern geboren. Mit sieben erhielt sie regelmäßigen Klavierunterricht, gab mit elf ihr öffentliches Debüt und wurde mit vierzehn am Musik-Gymnasium ihrer Heimatstadt aufgenommen. Nach dem Gewinn des Internationalen Enescu-Klavierwettbewerbs in Bukarest 1964 wechselte sie an das Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium in die Klasse von Jacob Milstein. Bald darauf nahm sie erfolgreich am Marguerite-Long-Wettbewerb in Paris und am Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel teil. Über ihren späteren Ehemann, den Geiger Oleg Kagan, kam Elisabeth Leonskaja in Kontakt mit Swjatoslaw Richter, der ihre weitere musikalische Entwicklung maßgeblich beeinflusste und ihr bis zu seinem Tod in Freundschaft verbunden blieb.
1978 reiste Elisabeth Leonskaja aus der Sowjetunion aus und ließ sich in Wien nieder. Ihr sensationeller Auftritt bei den Salzburger Festspielen 1979 markierte den Beginn einer großen Karriere im Westen. Neben der solistischen Tätigkeit ist Kammermusik immer ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit geblieben – so zählten bisher unter anderem das Belcea, Borodin, Artemis oder Jerusalem Quartett und vor allem das Alban Berg Quartett zu ihren Partnern.
Elisabeth Leonskaja hat zahlreiche Schallplattenpreise erhalten. Ihre umfangreiche Diskographie nennt unter anderem die Klavierkonzerte von Tschaikowsky, Chopin, Schostakowitsch und Brahms, alle Klaviersonaten von Schubert, Brahms und Mozart sowie die letzten drei Sonaten von Beethoven. Sie wurde mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, der georgischen Auszeichnung „Priesterin der Kunst“ und dem Lifetime Achievement Award 2020 geehrt.
Seit 1999 ist Elisabeth Leonskaja regelmäßig mit dem Konzerthauorchester (ehemals Berliner Sinfonie-Orchester) aufgetreten und war zudem mit Soloabenden im Konzerthaus zu Gast.
Wir haben einen neuen Solo-Flötisten im Probejahr: Yuan Yu stammt aus Beijing, hat in Paris bei Sophie Cherrier sowie in München bei Andrea Lieberknecht studiert und ist Preisträger großer internationaler Wettbewerbe (Krakow 2017, Kobe 2019: 1. Preis; Prag 2019, Genf 2023: 2. Preis). 2018 erhielt er den „Discovery Award of the International Classical Music Awards (ICMA)“. Zuletzt war Yuan Solo-Flötist der Hong Kong Sinfonietta.
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