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Familienführung
Nachdem der Konzertbetrieb durch die Corona-Pandemie überall monatelang „aus den Fugen“ geraten ist, nutzt das Konzerthaus Berlin nun die kommende Saison 2022/23 auch als Labor, um Antworten auf Fragen wie „Wo geht es hin, was können wir Neues wagen, was hat Bestand?“ zu destillieren. Das zweiwöchige Festival „Aus den Fugen“ mit seinen neuen Formaten, eigenwilligen Besetzungen und ungewöhnlichen Programmen dient dabei als große Experimentierfläche, auf der auch das Publikum immer wieder eingebunden und nah herangeholt wird. Mit der ägyptischen Sopranistin Fatma Said ist kommende Saison außerdem eine Künstlerin Artist in Residence, für die musikalische Vielfalt und Vermittlung zwischen Musikkulturen wesentliche Ziele sind.
Als Artist in Residence begrüßt das Konzerthaus Berlin kommende Saison mit der in Kairo geborenen Fatma Said eine vielfach ausgezeichnete junge Sopranistin von internationalem Renommee. Während der Residency zeigt sie ihre Vielseitigkeit: mal mit Jazztrio, mal mit Schumanns „Hirt auf dem Felsen“, als Strauss-Interpretin mit dem Konzerthausorchester Berlin oder ganz barock mit „Il Giardino Armonico“. In einer ihr gewidmeten Woche ist sie als Mittlerin zwischen musikalischen Kulturen rund ums Mittelmeer „Unterwegs nach Ägypten“.
Christoph Eschenbachs letzte Saison als Chefdirigent des Konzerthausorchesters schlägt einen Bogen, der sich durchaus auch als Meditation zum Thema Abschied lesen lässt: Dem Auftaktkonzert am 26./27. August 2022 mit Mahlers Sinfonie Nr. 5 und den von Renée Fleming gesungenen „Vier letzten Liedern“ von Richard Strauss steht im Juni 2023 ein Abschluss mit Schuberts „Unvollendeter“ und Mozarts Requiem gegenüber. Dazwischen erwartet das Publikum eine Reihe Werke, die Christoph Eschenbach besonders am Herzen liegen: Mahlers Zweite („Auferstehungssinfonie“) mit Sopranistin Marisol Montalvo und Mezzosopranistin Mihoko Fujimura, die Violinkonzerte von Beethoven und Brahms mit Midori und Seiji Okamoto, Sinfonien von Prokofjew und Brahms sowie Gershwins „Concerto in F“ mit Solist Tzimon Barto am Klavier. Mit einem „Komponistenporträt Aribert Reimann“ beim Musikfest Berlin mit Klarinettist Jörg Widmann und Altistin Ursula Hesse von den Steinen sowie einer Uraufführung des jungen Briten Christian Mason ist in Christoph Eschenbachs Konzerten auch die musikalische Gegenwart präsent.
Ehrendirigent Iván Fischer wird in der kommenden Saison in vier Programmen am Pult stehen, unter anderem mit Mahlers Dritter mit Altistin Gerhild Romberger, einem Konzert mit Artist in Residence Sopranistin Fatma Said als Strauss-Interpretin sowie einem Mozart-Programm mit Sopranistin Nuria Rial. Zu jedem Programm gibt es ein Moderationskonzert „Mittendrin“, bei dem das Publikum zwischen den im ausgeräumten Parkett sitzenden Orchestermitgliedern Platz nimmt. Unter Leitung seines Ersten Gastdirigenten Juraj Valčuha spielt das Konzerthausorchester Berlin Berlioz‘ „Symphonie fantastique“ sowie Werke von Strauss, Korngold, Webern und Ravel. Solist*innen sind Alina Pogostkina (Violine) und Saleem Ashkar (Klavier).
Ihr Debüt mit dem Konzerthausorchester Berlin geben in der Saison 2022/23 unter anderem Altus und Dirigent Bejun Mehta, die Dirigenten Tarmo Peltokoski, Hannu Lintu und Yutaka Sado, die Dirigentinnen Elim Chan und Stephanie Childress sowie Geigerin Leila Josefowicz. Erneut begrüßt das Konzerthaus unter anderem Klarinettist und Dirigent Jörg Widmann, Dirigentin Alondra de la Parra, Dirigent Pablo Heras-Casado, Sopranistin Chen Reiss, Pianist Francesco Piemontesi, Geiger Renaud Capuçon und Cellist Daniel Müller-Schott.
Weiterhin Organistin in Residence am Konzerthaus Berlin ist Iveta Apkalna, zu deren Saisonprogramm eine Aufführung von Aaron Coplands „Sinfonie für Orgel und Orchester“ mit dem Konzerthausorchester gehört.
Neben dem „Tag der offenen Tür“ am 28. August gibt es in der zweiten Saisonhälfte einen „Kindertag“ mit dem Konzerthausorchester Berlin.
Das zweiwöchige Festival „Aus den Fugen“ zeigt aus Konzerthaus-Blickwinkel das große schöpferische Potenzial temporärer Haltlosigkeit: visionäre Werke, die Scharniere zwischen Epochen bilden. Kommentare von Künstler*innen, die in unserer Zeit auf das reagieren, was in der Welt aus dem Lot erscheint. Formate, die den normalen Ablauf im Konzertsaal aus den Angeln heben. Vom 14. bis 27. November lädt das Konzerthaus Berlin sein Publikum auf eine Reihe musikalischer „Weltraumspaziergänge“ ein, die neue Perspektiven auf das große Tohuwabohu der Welt bieten.
Das Programm reicht von der Suche Johann Sebastian Bachs nach größter musikalischer Ordnung, aus der zu seinem Lebensende die „Kunst der Fuge“ entstand, bis zu Fazil Says politisch-musikalischem Protest „Gezi Park 2“. Von György Ligetis „Volumina“, das sogar die Orgel als größtes Instrument an ihre Grenzen bringt, zum Tanztaumel mit der Band „Meute“. Vom Publikums-Workshop zur Frage, was eine Gesellschaft von einem Orchester lernen kann, zum Dunkelkonzert von Georg Friedrich Haas‘ „limited approximations“, dessen Besetzung mit dem Konzerthausorchester Berlin und sechs mikrotonal verstimmten Flügeln den Konzertsaal (beinahe) sprengt. Und zu zahlreichen besonderen kleineren Konzerten, die sich durch Musik verschiedener Zeiten an innere Sollbruchstellen wie Liebe, Hass, Geschlecht und Identität herantasten. Zu Gast sind unter anderem Fazil Say (Klavier), Cuarteto Casals, Jonathan Stockhammer (Dirigent), Singer-Songwriterin Fatoumata Diawara & Band, ensemble reflektor, Ensemble des Podium Festivals Esslingen, Cédric Pescia (Klavier), Jean Rondeau (Klavier) und Tancrède Kummer (Percussion), Diana Tishchenko (Violine), Benjamin Appl (Bariton), Žilvinas Brazauskas (Klarinette) und Martynas Levickis (Akkordeon).
Während der Pandemiezeit hat das Konzerthaus Berlin seine vorhandene Expertise im Bereich digitale Vermittlung ausgebaut und innovative Formate geschaffen, die auch nach Ende der Beschränkungen als Säule des Konzerthaus-Angebots weiterentwickelt werden. Genutzt werden Augmented und Virtual Reality-Elemente, Smartphone-Apps, VR-Brillen, Streamings und Games, um so viele Menschen wie möglich in ihrer Lebensrealität zu erreichen. Zu einer echten Erfolgsgeschichte hat sich der interaktive Musiktalk „Spielzeit“ auf Twitch entwickelt: Darunter ist das Konzerthausorchester Berlin seit April 2021 als erstes Sinfonieorchester auf der ursprünglichen Gaming-Plattform im Netz. Seit dem ersten monatlichen Livestream wurden weit über eine Million Views erreicht. 1.700 Nutzer*innen haben den Kanal abonniert, bis zu 9.000 sind in Echtzeit dabei.
Der Vorverkauf der Eigenveranstaltungen August 2022 bis Januar 2023 beginnt am 20.06.2022.
Der Abonnement-Verkauf für die gesamte Saison 2022/23 läuft bereits.